Hans-Ulrich Klose: Politiker mit poetischer Ader
Als Bundestags-Politiker setzte Hans-Ulrich Klose lyrische Zeichen: Jeden Monat veröffentlichte er auf seiner Homepage ein Gedicht - ein eigenes. Zum Beispiel erinnerte der SPD-Politiker dort an seinen verstorbenen Freund, den Künstler Horst Janssen. Ein anderes Mal pries Klose selbstironisch den inneren Konjunktiv. "... Die andre Welt: ich könnte sie verändern, wenn ich nur wollte, wenn ich will ..." Am 14. Juni 2017 wurde der frühere Hamburger Bürgermeister 80 Jahre alt.
Die Welt verändern - vielleicht genau der richtige Anspruch für Berufspolitiker. Allerdings ist der am 14. Juni 1937 als Lehrersohn in Breslau geborene Klose nie einer der ganz Lauten seiner Zunft gewesen. Stattdessen gilt er als scharfsinniger Individualist, manchen auch als Querkopf.
1974: Jüngster Regierungschef eines Bundeslandes
Seine politische Karriere beginnt Klose in Hamburg, wo er Jura studiert und in den 1960er-Jahren zunächst als Jugendstaatsanwalt, dann als Regierungsdirektor arbeitet. 1964 wird Klose Mitglied der SPD. Sechs Jahre später zieht er in die Hamburgische Bürgerschaft ein, wird bald Fraktionsvorsitzender und 1973 Innensenator. Die Hamburger wählen ihn 1974 zum Ersten Bürgermeister. Er ist damit der jüngste Länder-Regierungschef in der Bundesrepublik.
Sieben Jahre hat er das Amt inne - unter ihm wird die Technische Universität Harburg gegründet, die Leitstelle "Gleichstellung für Frauen" eingerichtet und die Stadtentwicklungspolitik reformiert. Gemeinsam mit Helmut Schmidt eröffnet er 1974 das Mammutprojekt Elbtunnel.
Rücktritt nach Giftmüll-Skandal
1981 dann die Überraschung: Klose tritt zurück. Anlass ist der Giftmüll-Skandal um die Firma Stoltzenberg, hinzu kommt der innerparteiliche Konflikt um den Bau des Atomkraftwerks Brokdorf. Klose profiliert sich schon damals als Kernkraftkritiker. Insbesondere die ungelöste Frage der Atommüllentsorgung lässt ihn zum Skeptiker werden.
1983 zieht Klose erstmals in den Bundestag ein, wo er mehr als 30 Jahre den Wahlkreis Hamburg-Harburg vertritt, wie zuvor das SPD-Urgestein Herbert Wehner. In acht Bundestagswahlen in Folge gewinnt Klose das Direktmandat für die SPD. Doch seit 2011 tritt er politisch kürzer wegen der Erkrankung und Pflege seiner Stieftochter. Im Sommer 2012 kündigt Klose dann endgültig seinen Abschied von der Politik an und kandidiert bei der Bundestagswahl im Herbst 2013 nach über 30 Jahren nicht mehr.
Fraktionsführung und Außenpolitik
Im Bundestag ist Klose von 1991 bis 1994 SPD-Fraktionsvorsitzender, von 1994 bis 1998 Vizepräsident des Bundestages. Dem Auswärtigen Ausschuss sitzt er von 1998 bis 2002 vor, danach ist er stellvertretender Vorsitzender. Klose führt außerdem die Parlamentariergruppe USA. Die Grundlage seines großen Interesses an Außenpolitik - insbesondere an den USA - wird bei einem Schüleraufenthalt im US-Bundesstaat Iowa gelegt. Bis heute engagiert er sich für die Austauschorganisation AFS und ist Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
In dritter Ehe ist der Sozialdemokrat seit 1976 mit der Ärztin Anne Steinbeck-Klose verheiratet. Er hat insgesamt fünf Kinder. Neben der Lyrik gehört seine besondere Neigung der Malerei.