Besuch bei der Holländerwindmühle in Molfsee
Aus Wind Strom machen, das ist eine relativ neue Technik. Aber mit Windkraft riesige Maschinen in Gang zu setzen, ist ein uraltes Prinzip. Jedes Jahr am Pfingstmontag öffnen viele Mühlen im Land ihre Türen. Besucher können sich ansehen, wie ein ausgeklügeltes System von Zahnrädern, Zapfen und Wellen tonnenschwere Steine in Bewegung bringt - zumindest wenn Wind da ist. Gerhard Ruhstein ist fasziniert von dieser alten Technik und kümmert sich ehrenamtlich um die Holländerwindmühle im Freilichtmuseum Molfsee.
"Es klappert die Mühle am rauschenden Bach" ist eines der traditionsreichsten deutschen Kinderlieder. Das Klappern stammt vom sogenannten Rüttelschuh. Das Getreide wird zum Mahlgang oben eingeführt, rutscht dann runter und damit es rutscht, wird wie beim Zuckerstreuen mit einer Art Löffel leicht geklopft. Je schneller die Welle sich dreht, desto schneller klopft er.
Kein rauschender Bach, sondern pfeifender Wind bringt die Mühle im Freilichtmuseum Molfsee zum Klappern. Wenn er denn da ist. Die Windstärken vier bis fünf seien ideal, sagt Gerhard Ruhstein, der sich ehrenamtlich um die Mühle kümmert. "Der Spruch der Müller war früher: Haste Korn haste Wind, haste Wind, hast kein Korn."
Holländerwindmühle kam aus Hollingstedt nach Molfsee
Vor zehn Jahren wurde die Holländerwindmühle, die eigentlich aus Hollingstedt im Kreis Schleswig-Flensburg stammt, komplett saniert. Seitdem können Besucher sie immer mal wieder in Aktion erleben. "Die ist immer gut gewartet worden", sagt Nils Kagel, zuständig für die Gebäude im Freilichtmuseum. Die Mühle sei ein sehr wichtiges Wahrzeichen für das Museum. "Sie muss auch laufen. Das ist nicht nur wichtig, um Besucher anzulocken, die sich das angucken, sondern auch für den Zustand der Mühle, dass sie bewegt wird."
Denn jede Maschine, die still steht, gehe irgendwann kaputt, meint Gerhard Ruhstein. Damit das nicht passiert, nimmt er die Mühle so oft wie möglich in Betrieb. Dafür geht er nach draußen auf die Galerie und stellt über einen Kettenzug die Jalousien an den Mühlenflügeln ein. "Die sind mit Gewichten beschwert, damit die sich nicht von selber schließen", erklärt Ruhstein. "Wenn die in Betrieb genommen werden sollen, werden die Gewichte abgehoben und zur Seite gestellt. Bei Bedarf können sie auf die andere Seite gehängt werden, um die Jalousien später aufgehen zu lassen."
Das ausgeklügelte System fasziniert den ehrenamtlichen Mühlenbetreuer immer wieder aufs Neue. Die Technik - so wie sie heute in der Mühle funktioniert - sei natürlich so nicht schon vor Hunderten von Jahren erfunden worden: "Das ist gewachsen und im Laufe der Zeit hat immer wieder jemand gedacht: 'Das könnte man doch viel einfacher machen'". Und so habe sich die Mühle Stück für Stück weiterentwickelt.
Nachfolger für die Holländerwindmühle gesucht
Vor acht Jahren kam Gerhard Ruhstein an seinen Job als Mühlenbetreuer. Der Weg dahin war buchstäblich kurz: Er wohnt direkt gegenüber und war gerade in Rente gegangen. "Ich war ein Leben lang mit Maschinen und Antrieben beschäftigt und habe dann mit dem Eintritt in die Rente eine Beschäftigung gesucht", sagt Ruhstein. Jetzt würde er sein Wissen gern an einen Nachfolger weitergeben. Die Technik sei ausgefeilt, aber kein Hexenwerk: "Man muss Verständnis haben für das Zusammenwirken von Zahnrädern, für das Zusammenwirken von Wind auf die Flügel und dann läuft das alles. Mehr braucht man nicht."
Wer Nachfolger von Gerhard Ruhstein werden will, sollte also ein bisschen handwerkliches Geschick mitbringen. Platt schnacken wäre auch schön, ist aber keine Bedingung.