Beatlemania: Wie die Beatles die Massen begeistern konnten
Die Geschichte der Beatles ist untrennbar mit einem Wort verbunden: Beatlemania. Wo immer John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr auftauchten, lagen ihnen die Fans zu Füßen - besonders Frauen.
"Es war ein so unglaublicher Rummel! Man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen. Die ganze Stadt - wo immer die hinkamen - ist einfach ausgeflippt. Die Leute - egal in welcher Altersstufe - waren einfach in der Beatlemania. Man hat gedacht: Da kommen irgendwelche Götter." So schildert Christel Beyl vor einigen Jahren ihre Erinnerungen aus dem Jahr 1966. Sie war damals mittendrin. Das war ein neues Lebensgefühl. Mädchen kreischten, warfen sich auf die Windschutzscheiben der Beatles-Limousinen und fielen einfach so in Ohnmacht. Symptome einer Boyband - im Endstadium!
Beatles-Fans 1966 in Hamburg außer Rand und Band
Die triumphale Rückkehr der Beatles nach Hamburg versank damals im Chaos. "Hunderte von Blitzlichtern flackern auf, und in diesem Augenblick wird die Mauer durchbrochen. Die Teenager sind auf der Straße. Der Verkehr stockt. Hier scheint ein Chaos loszubrechen", schilderte damals ein NDR Reporter das Geschehen rund um die "Pilzköpfe".
"Pilzköpfe" werden Vorbilder für unzählige Jugendliche
Der Höhepunkt der Beatlemania ist am 31. März 1964 erreicht: Die Beatles belegen gleichzeitig die Plätze eins bis fünf in den US-Hitparaden. Die vier Musiker sind Vorbilder für tausende Teenager, die ihre eigene Band gründen. Mit Pilzkopf und Gitarre im Keller - in West und Ost. Der Sound weht auch über die Grenze. SED-Chef Walter Ulbricht muss reagieren. "Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des 'Yeah! Yeah! Yeah!' sollte man doch Schluss machen", ruft der Politiker seinen Landsleuten zu.
Königin Elizabeth II. verleiht den Beatles einen Orden
Die Beatles spielen sogar vor der Königsfamilie. Die auf den billigen Plätzen sollen klatschen, sagt John Lennon. Die anderen können mit den Juwelen klimpern. Bald sind die Konzerte nur noch ein Inferno aus Kreischen. Dazu ohnmächtige Mädchen und vorsintflutliche Technik. Ambitionierte Songs wie "Eleanor Rigby" sind in dieser Kulisse unaufführbar. "Das hat dann einfach keinen Spaß mehr gebracht", sagt Paul McCartney später rückblickend.
John-Lennon-Interview sorgt für Eklat
Für einen handfesten Skandal sorgt dann noch ein Interview von John Lennon. Er sagt: "Wir sind populärer als Jesus Christus." Fromme Christen in Amerika verbrennen daraufhin Bilder und Platten der Band. Ihr Schlachtruf lautet: "Verbietet die Beatles!" "Bringt alle Eure Bilder und Platten von Beatles. Und am Tag des Beatles-Konzert werden wir sie verbrennen", rufen sie aus. Es folgen nervenaufreibende Pressekonferenzen. John Lennon versucht sich in Schadensbegrenzung: "Ich habe gemeint, dass wir den jungen Leuten in England mehr bedeuten als Jesus. Ich habe nicht gesagt, dass wir besser oder größer sind als Jesus Christus."
"All You Need Is Love": Aus Musikern werden Missionare
Die Beatles verzichten im Anschluss auf Konzerte. Sie betreten eine ganz neue Bühne. Am 25. Juni 1967 setzen sie einen Meilenstein der Musikgeschichte. Auf dem Höhepunkt des Vietnam-Krieges nehmen die Beatles ihre Liebeshymne "All You Need Is Love" auf. Und die ganze Welt ist live dabei - dank der ersten derartigen Satelliten-Übertragung. 400 Millionen Menschen sehen zu, die ganze Welt schaut auf die Abbey Road Studios.
"Das war für mich eine Art spiritueller Moment, meine Idole da live zu sehen", erzählt der ehemalige NDR Redakteur Harald Wehmeyer später. Damals ist er gerade einmal 14 Jahre alt ist. "Und woran ich mich auch noch erinnern kann, ist, dass mein Bruder - sechs Jahre älter und eingefleischter Rock 'n' Roller - die Nase rümpfte und fragte: Was sind das für Opas, die da Trompete spielen? Und das Sinfonieorchester! Das ist doch kein Rock 'n' Roll mehr."
Liebe im 7/4-Takt. Überall im Studio Luftballons, Luftschlangen und Pappschilder mit Liebesbotschaften. Mick Jagger und Keith Moon im Publikum. Die Beatles wollten keine Boyband sein. John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr hatten eine Botschaft. An diesem Abend wurden aus Musikern Missionare. Der Moderator sagt am Ende: "Wir haben heute hinter unsere Welt geschaut."