Stand: 21.05.2015 10:29 Uhr

350 Jahre Uni Kiel: Vom Kloster zum Campus

Vor 350 Jahren gegründet und jetzt eine international angesehene Hochschule: die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Es beginnt mit einem Bedarf. Vor allem die Nachfrage nach gut ausgebildeten Priestern steigt zu Zeiten der Reformation drastisch. Hinzu kommt, dass immer mehr Bürgerliche wichtige Aufgaben in der Verwaltung übernehmen sollen. Daher entsteht bei den Herzogtümern Ende des 16. Jahrhunderts der Wunsch nach einer eigenen Universität. Doch es soll zunächst eine Idee bleiben. Grund: die Kriege zu Beginn des 17. Jahrhunderts und der Streit zwischen Herzögen und König. Nachdem Herzog Friedrich III mit seinen Universitätsplänen beim Kaiser gescheitert war, beauftragt er seinen Sohn Christian Albrecht.

Kiel macht das Rennen

Im Jahr 1660 schafft es dann Christian Albrecht, Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf, die Pläne in die Tat umzusetzen. Doch wo soll die neue Universität entstehen? Zur Auswahl stehen Schleswig und Kiel. Christian Albrecht entscheidet sich für Kiel, die aufstrebende holsteinische Handelsstadt. Am 5. Oktober 1665 schlägt die Stunde Null für die Universität - in einem ehemaligen Franziskanerkloster mit vier Hörsälen und einer Bibliothek. 17 Professoren unterrichten in den Fächern Theologie, Medizin, Jura und den freien Künsten.

Ende einer Durststrecke

Einen Aufschwung erlebt die Hochschule 100 Jahre später. Denn Kiel ist in Besitz der russischen Zarin Katharina der Großen. Ihr verdankt die Universität auch ihre Farben Lila und Weiß. Glanz und Ruhm setzen sich auch nach der Vereinigung der Herzogtümer 1773 fort - als nördlichste deutsche und südlichste skandinavische Hochschule. Fast 100 Jahre später entwickelt sich die Universität nicht weiter. Schleswig-Holstein gehört zu Preußen, die Kieler Uni wird damit zu einer von vielen. Jedoch nimmt die Zahl der Studenten ab 1870 wieder zu - und 38 Jahre später dürfen sich auch Frauen einschreiben.

Braune Welle erreicht Kiel

Das zerstörte Portal der Universität am Schloßgarten im Februar 1946.  Foto: F. Urbahns
Bomben zerstören die Gebäude der Hochschule in der Innenstadt.

Im Jahr 1933 kommen die Nationalsozialisten an die Macht in Deutschland. Die Kieler Hochschule ist nur eine von vielen, die die Nazis in dieser Zeit gleichschalten. Sie vertreiben jüdische Professoren und verfolgen Andersdenkende. Im Zweiten Weltkrieg steht die Uni nicht nur deshalb kurz vor dem Aus. Viele Unterrichtsgebäude liegen in der Kieler Innenstadt und werden durch alliierte Luftangriffe zerstört. Eine Brandbombe trifft 1942 auch die Universitätsbibliothek und zerstört den Großteil der Bestände.

Neuanfang durch Neuaufbau

Mithilfe der Engländer kann die Universität aber bereits im November 1945 wieder unterrichten - anfangs provisorisch auf Schiffen. Etwa 2.000 Studenten zählt die Uni in dieser Zeit. Am Kieler Westring entsteht in den 1960er-Jahren auf dem Gelände einer ehemaligen Waffenfabrik der neue Campus mit Bibliothek, Universitätskirche und dem Auditorium Maximum. Die Studentenunruhen Ende der 1960er-Jahre gehen aber auch an Kiel nicht vorbei. Streiks und Proteste unter dem Motto "Unter den Talaren der Muff von 1.000 Jahren" führen zu einer moderneren Universitätsstruktur.

Im Jahr 1972 erweitern Gebäude in der Olshausenstraße und die neuen Sportstätten den Campus. 1991 eröffnet in Kiel-Gaarden die Technische Fakultät. Die Zahl der Studenten steigt stetig: 10.000 in den 1970er, 15.000 in den 1980er bis hin zu 25.000 Menschen heute. Die CAU hat sich nicht nur zu einer international angesehenen Hochschule entwickelt, sie ist zugleich einer der größten Arbeitgeber der Landeshauptstadt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein bis 3 | 20.05.2015 | 11:20 Uhr

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