Verteidiger Jannik Dehm von Hannover 96 (l.) versucht HSV-Angreifer Jean-Luc Dompé aufzuhalten. © IMAGO/M.i.S. Foto: Cathrin Müller
Verteidiger Jannik Dehm von Hannover 96 (l.) versucht HSV-Angreifer Jean-Luc Dompé aufzuhalten. © IMAGO/M.i.S. Foto: Cathrin Müller
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AUDIO: Hannover 96 empfängt den HSV: Der Daten-Check zum Nordduell (4 Min)

Das sind die Stärken und Schwächen vom HSV und von Hannover 96

Stand: 23.08.2024 07:51 Uhr

Heute Abend trifft der Hamburger SV beim Zweitliga-Nordduell auf Hannover 96. Mit vier Zählern haben die Teams einen nach Punkten soliden Start hingelegt - und doch beide auch Baustellen. Die Stärken und Schwächen in der Datenanalyse.

von Tobias Knaack

Für den HSV ist es einfach, denn sein bislang bester Torschütze in dieser Saison weiß, wie es geht: Am 30. September 2022 - es war ein Freitagabend - sprintete Ransford-Yeboah Königsdörffer in der Nachspielzeit nach einer Ecke von Hannover los, konterte die Niedersachsen nahezu im Alleingang aus und schob zum von den Fans der "Rothosen" umjubelten 2:1-Siegtreffer ein.

Kennen die Hamburger vor dem neuerlichen Duell mit 96 heute Abend (18.30 Uhr, im NDR Livecenter) also bereits die Formel für den dritten Auswärtssieg an der Leine in Folge? Ganz so simpel liegen die Dinge natürlich nicht - und ein Lauf wie der von Drei-Tore-Mann Königsdörffer gelingt nicht immer. Sehr wohl aber könnte das Stilelement des Konters dem HSV Erfolg bringen, wie Daten des Global Soccer Networks (GSN) zeigen.

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Der HSV mit veränderter Taktik

Nach Jahren des offensiven Spektakels (und unsteter Abwehrleistungen) unter Trainer Tim Walter probieren es die Hamburger in ihrer siebten Zweitliga-Saison bislang mit anderen Mitteln. Die Umstellung vom 4-3-3-System auf ein defensiveres 5-4-1 unter Walters Nachfolger Steffen Baumgart hat den Hamburger SV in eine deutlich konservativere und defensiv ausgerichtete Mannschaft verwandelt.

Das Team hatte in den zwei bisherigen Ligaspielen der Saison lediglich 41 Prozent Ballbesitz - nach zuvor knapp 57 Prozent in der Vorsaison. Und doch könnte die Herangehensweise heute - wie schon beim Auswärtssieg zum Saisonstart bei Bundesliga-Absteiger Köln (2:1) - funktionieren. Auch dort hatte das Baumgart-Team abwartend agiert - und den FC zweimal eiskalt erwischt.

Hannover 96 hingegen hat in dieser Saison mehr Ballbesitz - rund 56 Prozent im Vergleich zu durchschnittlich 52 Prozent in der vergangenen Saison. Die Mannschaft von Coach Stefan Leitl hält den Ball länger in den eigenen Reihen, versucht, das Spieltempo zu bestimmen - und so auch das Risiko gefährlicher Ballverluste zu minimieren, die dem Team immer wieder zu schaffen machten. Dennoch könnte das Ausnutzen von Hannovers Fehlern mit schnellem Umschaltspiel aus einer sicheren Defensive heraus ein Erfolgsfaktor für den HSV werden.

Bleiben die Hamburger effizient?

Entscheidend wird aus Hamburger Sicht sein, ob das Team, da es vermutlich weniger Möglichkeiten als 96 kreieren wird, effizient vor dem Tor bleibt. Helfen könnten hierbei gezielte Phasen des Pressings, um die Niedersachsen zu überraschen und in ihrer eigenen Hälfte unter Druck zu setzen. Dies könnte zu Ballgewinnen in gefährlichen Positionen führen und dem HSV Chancen für schnelle Abschlüsse ermöglichen.

Allerdings lagen in den bisherigen Begegnungen in Köln und gegen Hertha BSC (1:1) hier genau die Probleme des Baumgart-Teams. Der HSV ist mit durchschnittlich 119 Kilometern und vielen progressiven, raumöffnenden Läufen zwar bisher eine der laufstärksten Mannschaften, allerdings bekommt sie dies nicht in Pässe ins Drittel des Gegners und Abschlüsse übersetzt.

Schwache Offensivwerte des Baumgart-Teams

Egal ob in puncto Torschussvorlagen, Schüssen, Angriffen mit Torabschluss, herausgespielten Angriffen oder den Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte - das ehemalige Spektakel-Team der Liga sucht nach den taktischen Veränderungen der vergangenen Monate noch seine Angriffspower, steht in den genannten Kategorien auf einem der letzten drei Plätze im Ligavergleich.

Hoffnung machen dem HSV zwei Dinge: Im Pokal - zwar gegen den unterklassigen SV Meppen - blitzte beim 7:1-Erfolg die zweifelsfrei vorhandene Offensivqualität auf. Zudem werden die Mittelstürmer Davie Selke und Robert Glatzel nach ihren Verletzungen immer fitter.

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96: Mehr erwartete Tore - und weniger Treffer

Auf der anderen Seite sucht Hannover nach den ersten drei Pflichtspielen - einem souveränen 2:0 gegen Regensburg folgten ein ernüchterndes 0:0 in Münster und ein 0:2-Debakel im Pokal bei Drittligist Arminia Bielefeld - die Effizienz. Denn die Zahl der erwarteten Tore konnte das Leitl-Team in den ersten beiden Liga-Spielen steigern (2,14 zu 1,75 in der Vorsaison). Zwar sank auch bei den Niedersachsen die Zahl der Schüsse (von knapp 14 auf zwölf pro Partie), die Qualität der Chancen aber ist erhöht.

Und doch gelangen der Mannschaft eben nur jene beiden Treffer im ersten Durchgang gegen den Jahn. Bedeutet im Umkehrschluss: Die "Roten" sind seit fünf Spielhälften ohne Tor.

In der niedersächsischen Landeshauptstadt sorgte das früh in der Saison für Frust: Denn trotz der gestiegenen Passrate (83 Prozent angekommene Pässe) und hohen Qualität der Gelegenheiten kritisierte Sportchef Marcus Mann Team und Trainer nach dem Auftritt in Bielefeld scharf für den von ihm empfundenen "Schlafwagen-Fußball". Die Mannschaft dämmere "vor lauter Wunsch nach Spielkontrolle" weg, wütete er nach der Partie - und bezog in seine Kritik auch den glücklichen Punktgewinn bei Aufsteiger Preußen Münster mit ein.

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Beide Teams mit Schwächen im Verteidigen von Standards

Manns Ungeduld resultiert auch daraus, dass 96 im dritten Jahr mit Leitl als Coach unbedingt aufsteigen will. Der GSN-Analyse nach aber könnte Hannovers bisherige Herangehensweise - zumal die Spielzeit noch jung ist - "die Mannschaft in eine stärkere Position für den weiteren Saisonverlauf bringen". Gegen Nord- und Aufstiegskonkurrent HSV sind "eine Kombination aus hohem Ballbesitz, Flügelspiel, schnellem Umschalten und variablen Angriffen" die möglichen Erfolgsfaktoren. Wichtig wird es für die "Roten" zudem sein, sich gegen Konter abzusichern und physische Duelle zu gewinnen.

Und dann wäre da noch - wie oft in Spitzenspielen, in denen Nuancen den Ausschlag in die eine oder andere Richtung geben können - die effektive Nutzung von Standardsituationen. Hier hat der HSV in den bisherigen zwei Liga-Partien Schwächen in der Verteidigung offenbart. Gleiches gilt im Übrigen aber auch auf der anderen Seite für 96. Und es muss ja nicht immer ein Konter sein, der eine Partie entscheidet ...

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 23.08.2024 | 21:17 Uhr

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