Der HSV wird gesünder - Selke und Glatzel erhöhen Baumgarts Auswahl
Der HSV hat beim Erstrunden-Sieg im DFB-Pokal in Meppen erstmals in der Saison fast 90 Minuten solide Fußball gespielt. Noch mehr als über das 7:1 freuten sich die Hamburger aber über das Premieren-Tor von Davie Selke und die Rückkehr von Sturmpartner Robert Glatzel. Vor dem Nordduell gegen Hannover 96 hat Coach Steffen Baumgart mehr Offensiv-Optionen.
Volley-Tor Selke, Kopfball-Bude Glatzel - so hatten sie die beiden Angreifer beim HSV eigentlich schon zu Saisonbeginn sehen wollen: dass sie sich jubelnd in den Armen liegen nach einem Tor - so wie nach Glatzels Treffer zum zwischenzeitlichen 7:0 in der 89. Minute am Sonntag gegen Meppen. Doch Fans und Verantwortliche mussten eben bis in die Schlussphase des Erstrundenspiels im DFB-Pokal beim Regionalligisten warten, bis dieses Bild Wirklichkeit wurde.
Beim klaren 7:1 erzielten Selke und Glatzel nach ihren Einwechslungen jeweils einen Treffer - und meldeten sich damit bei den Hamburgern endgültig für die noch junge Saison an. "Es war mein erstes Tor für den HSV. Das hat mich mehr gefreut", sagte Selke. Angesprochen auf die Pfiffe der Meppener Zuschauer, die ihm immer noch übel nehmen, dass er vor drei Jahren nach seinem Siegtor im DFB-Pokal für seinen damaligen Club Hertha BSC vor der Meppener Fankurve gejubelt hatte, ergänzte er. "Ich denke, das war eine gute Reaktion von mir."
Selke: "Haben nicht aufgehört, konzentriert zu spielen."
Sagte er - und beließ es dabei, weil er lieber darüber sprechen wollte, dass "wir das Spiel sehr seriös angegangen sind". Die Mannschaft habe "bis zum Ende gepresst und nicht aufgehört konzentriert zu spielen. Das ist sehr gut. Großen Respekt an die Truppe."
Eine Analyse, die auch Coach Steffen Baumgart so traf: "Unabhängig vom Ergebnis haben wir bis auf die Anfangsphase ein sehr gutes Spiel und auch nach und nach die Tore gemacht", sagte der 52-Jährige. In der Tat hatte der Außenseiter nach seinem mutigen Start in die Partie in der ersten Viertelstunde die ersten beiden Halbchancen verbucht. Spätestens mit Immanuel Pherais Führungstor (17.) aber nahm der HSV das Heft des Handelns in die Hand - und legte es nicht mehr ab.
HSV erstmals mehr als 45 Minuten mit solidem Spiel
Insofern nahm Baumgart am Sonntag nach den zwei Ligaspielen gegen Köln (2:1) und Hertha BSC (1:1), in denen der HSV jeweils nur eine Hälfte lang überzeugt hatte, zwei Dinge erfreut zur Kenntnis: Sein Team kann - wenn auch gegen einen unterklassigen Gegner - mehr als 45 Minuten soliden Fußball spielen. Und sein Kader wird - abgesehen vom verletzt ausgewechselten Bakery Jatta - insgesamt gesünder. Speziell in der Offensive, wo Selke und Glatzel als das neue Sturmduo vorgesehen sind - bis zur Begegnung in Meppen aber aufgrund ihrer Verletzungen noch nicht gemeinsam auf dem Platz hatten stehen können.
In Abwesenheit der beiden etatmäßigen Mittelstürmer hatte Ransford-Yeboah Königsdörffer, nomineller Rechtsaußen, die Gunst der Stunde genutzt und in den ersten beiden Zweitliga-Partien alle drei Treffer der Hamburger erzielt. Das ist schon jetzt einer mehr, als ihm in der gesamten vergangenen Saison gelungen waren. "Wir haben gesehen, dass wir alle Jungs brauchen, nicht nur die, die zu Beginn auf dem Feld sind. Wir sind froh, dass wir so eine Breite im Kader haben", sagte Baumgart nach der Pokal-Begegnung.
Baumgart gegen Hannover mit der Qual der Wahl
Da Selke und Glatzel langsam zurückkehren, hat der Coach nun am Freitag im Nordduell bei Hannover 96 (18.30 Uhr, im NDR Livecenter) die Qual der Wahl. Denn auch Glatzel - Torschützenkönig der vergangenen Zweitliga-Saison - macht große Fortschritte. Nach einer Woche im Mannschaftstraining reichte es für den 30-Jährigen in Meppen für einen Einsatz über 15 Minuten.
"Es war ein tolles Gefühl, wieder dabei zu sein und dann auch gleich wieder zu treffen", sagte Glatzel, der erstmals in seiner Karriere für einen längeren Zeitraum ausgefallen war. Es sei "ein super Ergebnis für uns" - für "viele mit persönlichen Geschichten".
"Mit Blick auf 96 sehe ich Davie weiter als Robert." HSV-Trainer Steffen Baumgart
Für ihn selbst mit seinem Comeback-Tor, für Selke mit seinem ersten Treffer im HSV-Dress. Youngster Fabio Baldé gelang sein erstes Pflichtspiel-Tor für die "Rothosen" (59.). Für ihn selbst sei "der Spielverlauf natürlich ideal" gewesen, "dass ich ein paar Minuten mitwirken konnte", sagte Glatzel. In Hannover, ergänzte er, "werde ich dann ein paar Minuten mehr im Tank haben".
Baumgart jedenfalls blickt zuversichtlich auf die kommenden Wochen - und darauf, dass seine Mannschaft weiter zueinanderfinden und sich peu à peu einspielen kann. Die Rückkehr seiner beiden Mittelstürmer wertete er dahingehend als wichtiges Signal, "das erhöht die Breite im Kader. Wenn du ein großes Ziel hast, dann brauchst du alle Leute", sagte der Hamburger Trainer.
Je nachdem, ob Jatta gegen Hannover auflaufen kann, ist Baumgart erneut zum Umbauen gezwungen. Dann könnte einem seiner Mittelstürmer das Startelf-Debüt in der noch jungen Saison winken: "Mit Blick auf 96 sehe ich Davie weiter als Robert."