Wie Ferkelzüchter Sauen auf Ertrag trimmen
Die Fruchtbarkeit der Sauen in der Ferkelerzeugung ist stark gestiegen. Während eine Sau 2009 rund 25 Ferkel pro Jahr produzierte, waren es 2019 rund 30 Ferkel. Für Landwirte im Bereich Ferkelerzeugung ist das eine positive Entwicklung. Für das Tierwohl hat der Trend zur "Hochleistungssau" jedoch negative Folgen.
Auswirkungen der höheren Ferkelproduktion
Die höhere Produktivität der Sauen in der Schweinemast geht mit einer höheren "Wurfgröße" einher, also der Anzahl der Ferkel pro Geburt. Die Auswirkungen:
- Bei größeren Würfen sind die Ferkel leichter und oft schwächer.
- Werden mehr Ferkel geboren, als die Sau mit ihren durchschnittlich 14 Zitzen versorgen kann, können die überzähligen Ferkel nur mit Unterstützung der Betriebe überleben. Dazu zählen etwa Zusatzfütterungen oder ein Versetzen der Ferkel an sogenannte Ammensauen.
Wie Betriebe Sauen und Ferkel schützen können
In Ställen mit gutem Management kann jedes überlebensfähige Ferkel durchgebracht werden. Die Bedingung dafür ist allerdings, dass die Sau ein paar Tage vor der Geburt für etwa vier bis fünf Wochen in einen engen Käfig gesperrt wird. Der sogenannte Ferkelschutzkorb verhindert, dass die Sau beim Ablegen Ferkel erdrückt. Doch das Fixieren im Käfig schränkt das Tierwohl der Sauen ein:
- Sie können vor der Geburt ihrem starken Nestbautrieb nicht nachgehen.
- Liege- und Kotbereich sind nicht getrennt.
- Die Sauen können ihr arttypisches Erkundungsverhalten nicht ausleben.
Sauen besser schützen
Um das Tierwohl in der Sauenhaltung zu verbessern, soll der Aufenthalt im Ferkelschutzkorb und im Kastenstand - so heißt der Käfig, in dem die Sau während der Besamung steht - künftig verkürzt werden. Das sieht ein Referentenentwurf für die neue "Tierschutznutztierhaltungsverordnung" vor. Die Sauen sollen in Zukunft nur noch höchstens fünf Tage im Abferkelbereich und acht Tage im Deckzentrum fixiert werden dürfen. Unklar ist allerdings, ob und wann die neue Verordnung in Kraft tritt.
Neue Wege in der Ferkelzucht
Das deutsche Zuchtunternehmen BHZP züchtet bereits eine Sauenlinie, die weniger große Würfe produziert, dafür aber mütterlich mit den Ferkeln umgeht. Die neue Linie "db_Klara" soll in der Lage sein, ihre Ferkel auch ohne Ferkelschutzkorb aufzuziehen und nicht zu erdrücken.
Auch andere wichtige Zuchtunternehmen schauen nicht mehr nur auf die reine Wurfgröße. Wichtiger ist inzwischen die Frage, wie viele der geborenen Ferkel die ersten kritischen fünf Tage nach der Geburt überleben.
Bio-Fleisch und Haltungsform-Siegel
Bei der Produktion von Bio-Schweinefleisch ist der Einsatz von Ferkelschutzkörben verboten. Verbraucher erkennen Bio-Fleisch an einem entsprechenden Siegel auf der Verpackung.
Fleischprodukte mit dem Haltungsform-Siegel können das Tierwohl der Sauen ebenfalls unterstützen: In der Stufe 4 haben die Schweine zum Beispiel Auslauf ins Freie, die Sauen dürfen frei abferkeln.