Papierrecycling: Wie nachhaltig sind Produkte aus Papier?

Stand: 20.04.2023 12:01 Uhr

Die Papierproduktion verbraucht Energie, Wasser und Holz. Recyclingprodukte haben zwar eine bessere Ökobilanz, doch vor allem der Verzicht schont Umwelt und Geldbeutel. So gelingt der sparsame Umgang.

Einkaufstüten, Strohhalme und Verpackungen von Lieferdiensten: Papier dient heute in vielen Bereichen als Plastikersatz. Zwar verbleibt Papier als biologisch abbaubarer Stoff im Gegensatz zu Plastik nicht über lange Zeit in der Umwelt. Doch dem nachhaltigen Image, das Papier vielerorts genießt, wird es kaum gerecht.

So gehört die Papierindustrie laut Statistischem Bundesamt (destatis) zu den fünf energieintensivsten Industrien Deutschlands, die Herstellung von Waren aus Papier und Pappe verursacht laut Naturschutzbund (NABU) erhebliche Umweltbelastungen, zum Beispiel durch hohen Wasserverbrauch, den Einsatz von Chemikalien, negative Folgen der Abholzung im In- und Ausland sowie lange Transportwege.

Mit 230 Kilogramm Papier ist der durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Verbrauch laut NABU in Deutschland sehr hoch. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt lag 2021 bei 180 Kilogramm, der weltweite nur bei 55.

Sparsamer Umgang mit Papier, Ersatz und Verzicht prüfen

Einwegpapier wie Toilettenpapier, Papierhandtücher und Servietten landen nach nur einmaliger Nutzung im Müll. Da diese Produkte in großen Mengen produziert werden, ist ein sparsamer Verbrauch sinnvoll. Viele Produkte wie Küchenrollen lassen sich durch wiederverwendbare Baumwolltextilien ersetzen. Bei unverzichtbaren Produkten wie Toilettenpapier empfiehlt sich der Kauf von Recyclingpapier.

Auf einige Produkte wie etwa Strohhalme kann man gut verzichten, das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Darüber hinaus gibt es viele weitere Möglichkeiten, den eigenen Papierverbrauch zu reduzieren:

  • wiederverwendbare Einkaufskörbe, Jute- und Gemüsebeutel nutzen
  • Mehrwegverpackungen nutzen (z.B. wiederverwendbare Coffee to go Becher)
  • Papier beidseitig bedrucken (Duplex-Funktion auswählen)
  • "Bitte keine Werbung einwerfen"-Aufkleber auf Briefkasten anbringen
  • unerwünschte Zeitschriften und Werbeprospekte abbestellen
  • Zeitungen, Zeitschriften und Artikel je nach Nutzungsverhalten mit E-Readern lesen
  • digitale Dokumente online speichern statt ausdrucken
  • im Nah- und Fernverkehr digitale Tickets nutzen
  • mehrere Online-Bestellungen bei einem Anbieter zusammenfassen

Auch die Nutzung sogenannter Green-Printing-Software verringert den Papierverbrauch. Entsprechende Software ermöglicht das Löschen unerwünschter Grafiken, Bilder und Werbeinhalte. Auch leere Seiten und unbrauchbare Texte, wie zum Beispiel ausgedruckte Links, können damit entfernt werden.

Papierrrecycling besser als Neupapier

Wer bei Druckerpapier, Taschentüchern und Schreibblöcken zu Recycling- statt zu Neuprodukten greift, schont damit die Umwelt: Zum einen müssen für die Herstellung von Altpapier keine neuen Bäume gefällt werden. Zum anderen wird bei der Herstellung weniger Wasser und Energie verbraucht: Für ein handelsübliches 500-Blatt-Paket Kopierpapier sind beim Recycling statt 125 Liter Wasser nur etwa 42 Liter nötig. Außerdem wird laut Bundesumweltamt beim Recycling von Kopierpapier nur rund 50 Prozent der Energiemenge verbraucht, die bei der Herstellung von Neupapier benötigt wird.

Auf Umweltzeichen "Blauer Engel" achten

Beim Kauf von Recyclingprodukten sollten Verbraucher auf das Umweltzeichen "Blauer Engel" achten. Dieses garantiert laut dem Kennzeichnungsunternehmen RAL gGmbH und dem Bundesumweltamt für Fertigerzeugnisse aus Recyclingpapier und -karton,

  • dass Papierfasern aus 100 Prozent Altpapier gewonnen werden
  • dass bei der Herstellung der Einsatz von Chlor, optischen Aufhellern und halogenierten Bleichmitteln verboten ist
  • dass Produkte zu höchstens fünf Prozent aus anderen Materialien wie zum Beispiel Kunststoff oder Metallen bestehen

Das Logo "Blauer Engel" auf einer Verpackung von einer Box mit herausziehbaren Taschentüchern auf einem Holztisch © NDR Foto: Elke Janning
Der "Blaue Engel" wird von ehrenamtlichen Mitgliedern vergeben, unter anderem aus Umwelt- und Verbraucherverbänden.

Viele Papierprodukte weisen weitere Logos, Siegel und Zeichen für Recyclingpapier auf. Das "Forum Ökologie & Papier" kritisiert, dass diese meist nicht so streng wie der "Blaue Engel" sind, sich als EU-weite Siegel lediglich auf den Energie- und Wasserverbrauch beziehen oder dass eigene Siegel der Hersteller lediglich Marketing-Zwecken dienen.

Papier richtig entsorgen

Auch die korrekte Entsorgung von Papierprodukten schont durch bessere Recyclingprozesse die Umwelt. So gehören benutzte Papiertaschentücher in den Restmüll statt in die Papiertonne, weil Viren und Krankheitserreger an ihnen haften. Pizzakartons von Lieferanten und aus dem Supermarkt sind genau wie Tiefkühlverpackungen zum Großteil beschichtet, gehören damit zu den schlecht recycelbaren Verbundstoffen. Zudem haften an Pizzakartons von Lieferanten oftmals Essensreste. Lediglich Verpackungen, die ausschließlich aus Pappe bestehen und keine oder nur leichte Fett-Beschmutzungen aufweisen, sollten in der Papiertonne landen und so dem Recycling-Kreislauf zugefügt werden.

Weitere Produkte, die häufig im Altpapier landen, aber aufgrund ihrer Beschichtung nicht hineingehören:

  • Kassenzettel (Restmüll)
  • Fahrkarten (Restmüll)
  • Coffee to go Becher (Gelber Sack)
  • Backpapier (Restmüll)
  • Tetrapak-Verpackungen (meist gelber Sack)

Bei der Müllverwertung einzelner Produktgruppen kann es regionale Unterschiede geben. So bieten einige Kommunen beispielsweise eine getrennte Entsorgung von Tetrapaks an, bei der die Stoffe voneinander getrennt werden. Verbraucher sollten sich daher vor Ort über lokale Entsorgungsverfahren informieren.

Papier durch Mehrwegsysteme reduzieren

Das "Forum Ökologie & Papier" fordert die Reduktion des Papierverbrauchs in Deutschland. Dies könne zum Beispiel durch die Einführung bundesweiter Mehrwegsysteme für Verpackungen, im Online-Handel und bei der Logistik zwischen Unternehmen geschehen. Darüber hinaus sollten Hersteller stärker bei der Recyclingfähigkeit ihrer Produkte zur Verantwortung gezogen werden, fordern die Mitglieder.

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Dieses Thema im Programm:

Die Nordreportage | 11.11.2022 | 15:00 Uhr

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