Verpackungen im Öko-Look: oftmals nur Greenwashing
Ein Öko-Look bei Verpackungen war vor ein paar Jahren ein echter Ladenhüter - inzwischen ist er ein kaufentscheidendes Kriterium geworden. Doch nicht immer sind Verpackungen so nachhaltig, wie sie aussehen.
Natur pur ist in. Viele Kunden wollen nachhaltiger leben und die Umwelt auch beim Einkauf schonen. Beim Blick ins Kühlregal in Supermärkten und Discountern fällt auf: Vor allem Milchkartons sind schon längst nicht mehr so strahlend weiß wie ihr Inhalt. Viele Tetra-Packs kommen in schlichtem Graubraun daher. Natürliche Erdfarben und Holzoptiken dominieren, auch bei Taschentücher-Boxen, Knäckebrot-Paketen oder Pizzakartons.
Gerade Lebensmittelverpackungen wie Getränkekartons müssen eine Menge leisten. Sie dürfen keine Feuchtigkeit durchlassen, müssen das Aroma schützen und lichtbeständig sein - reine Naturfasern geraten da an ihre Grenzen. Viele Verpackungen sind deshalb auf der Innenseite beschichtet, im Fachjargon werden sie “Verbundverpackungen” genannt.
Von wegen Recyclingpapier: Milchkartons oft aus Neufasern
Kaum ein Hersteller, der seine Produkte nicht im Öko-Look verpackt. Denn damit trifft die Industrie den Nerv der Zeit. Marktforscher bestätigen, dass die Kundschaft eher zu nachhaltig anmutenden Verpackungen greift als zu bunten Plastikalternativen. Die Deutsche Umwelthilfe hat die Trendverpackungen unter die Lupe genommen und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Gerade bei Getränkekartons im Altpapier-Look glauben viele, die bestünden aus Recycling-Material.
“Tatsächlich aber ist Papier immer braun, auch Neumaterial“, kritisiert Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. "Für Getränkekartons wird immer Neumaterial eingesetzt und es werden neue Bäume gefällt. Damit sind es Einwegverpackungen, die nicht umweltfreundlich sind." Solche Verpackungen seien irreführend, auch weil viele Verbraucherinnen und Verbraucher glauben, diese könnten im Papiermüll entsorgt werden. Doch dort haben sie nichts suchen.
Verbundverpackungen oft nicht recyclebar
Verbundverpackungen stellen die Recyclingindustrie vor große Probleme. Nur durch komplizierte chemische Prozesse können die unterschiedlichen Materialschichten voneinander getrennt und neu aufbereitet werden. Das ist aufwendig und teuer, die Verbundverpackungen werden deshalb nicht recycelt, sondern verbrannt. Die Umweltbilanz dieser nachhaltig anmutenden Verpackungen ist daher schlecht.
Für Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe sind die graubraunen Trend-Verpackungen damit Paradebeispiele für sogenanntes Greenwashing: “Den Verbraucherinnen und Verbrauchern sollen unökologische Verpackungen als umweltfreundlich verkauft werden. Tatsächlich ist das nur gut fürs Marketing, aber schlecht für die Umwelt.”