Mehrwegflaschen aus Plastik oder Glas: Was ist nachhaltiger?
Einweg oder Mehrweg? Glas oder Plastik? Wer seinen Getränke-Einkauf nachhaltig gestalten möchte, sollte Getränke aus der Region in Mehrwegflaschen kaufen. Worauf Verbraucher noch achten sollten.
Das Schreddern einer PET-Einwegflasche im Pfandautomaten suggeriert Verbrauchern, Gutes zu tun. Schließlich wird die Flasche recycelt. Doch der Anteil leerer Einwegflaschen, die zu neuen PET-Flaschen verarbeitet werden, lag im Jahr 2019 nur bei etwa 31 Prozent, schätzt der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU). Der Rest des geschredderten Plastiks wird zu Folie für die Industrie, zu Fasern für Textilien oder zu sogenannten Non-Food-Flaschen, also zum Beispiel zu Flaschen für Spülmittel, verarbeitet.
Einwegflaschen zum Großteil aus Neumaterialien
Der NABU kritisiert, dass viele Getränkehersteller das Einweg-Pfandsystem als Kreislauf bezeichnen. Denn PET-Einwegflaschen werden zu 70 Prozent aus neuen Materialien hergestellt. Für die Herstellung der Materialien wird Erdöl oder Erdgas verbraucht - Rohstoffe, die die Umwelt belasten und aufgrund der Energiekrise knapp und teuer sind.
Auch der Transport schlägt umweltbelastend zu Buche: So werden Einwegflaschen mit Mineralwasser laut der Deutschen Umwelthilfe e.V. durchschnittlich 450 Kilometer weit transportiert. Das ist etwa doppelt so weit wie der durchschnittliche Transport von Mehrwegflaschen. Und selbst wenn Einwegflaschen zu 100 Prozent aus recycelten Materialien bestehen, sind sie laut Deutscher Umwelthilfe nicht ökologisch gleichwertig mit regionalen Mehrwegflaschen.
Auf Regionalität und Mehrweg achten
Wer beim Getränkekauf die Umwelt schonen möchte, sollte laut Umweltbundesamt vor allem auf Regionalität achten und Mehrwegflaschen kaufen. Ob Mehrwegflaschen aus Glas oder Plastik bestehen, sei zu vernachlässigen, erklärt das Umweltbundesamt. Denn vor allem kurze Transportwege wirken sich günstig auf die Umweltbilanz aus. Wer die Möglichkeit hat, regionale Getränke in Mehrwegflaschen aus Glas zu kaufen, trifft damit die bessere Wahl. Denn Mehrwegflaschen aus Glas werden bis zu 50 Mal neu befüllt, solche aus Plastik hingegen nur bis zu 25 Mal. Und je öfter eine Flasche neu befüllt wird, desto besser ist ihre Ökobilanz.
Woran erkennt man Einweg- und Mehrweg-Flaschen?
Im Januar 2022 wurde für zahlreiche Einwegflaschen die Pfandpflicht eingeführt. Aus diesem Grund sind nun auch viele Einwegflaschen mit Pfandlogos bedruckt, was Verbrauchern das Erkennen von Mehrwegflaschen erschwert, kritisiert die Verbraucherzentrale. Dass Einwegflaschen zum Teil in Mehrwegkisten verkauft werden, kann zusätzlich für Verwirrung sorgen. Verbraucher sollten daher auf die Kennzeichnung der Flaschen in den Kisten achten. Mehrwegflaschen sind zum Beispiel am Aufdruck "Mehrweg", am Logo "Mehrweg - Für die Umwelt" oder am Umweltzeichen "Blauer Engel" erkennbar. Zudem liegt der Pfand bei etwa 8 bis 15 Cent. Einwegflaschen sind hingegen am sogenannten DPG-Symbol erkennbar, die Pfandgebühr liegt bei 25 Cent.
Poolflaschen meist besser als Individualflaschen
Auch die Art der Flasche spielt eine große Rolle für ihre Ökobilanz. So gibt es "Individualflaschen" und "Poolflaschen": Individualflaschen weisen eine individuelle Flaschenform auf. Sie lassen sich nur in den eigenen Produktionsstätten des Anbieters reinigen und neu befüllen. Stammen Individualflaschen von einem regionalen Anbieter, ist der Transportweg kurz und die Ökobilanz vergleichsweise gut. Doch Anbieter mit Individualflaschen und überregionalem Vertrieb haben mitunter lange Transportwege für ihre Mehrwegflaschen und der Nachhaltigkeitseffekt ist dahin.
Demgegenüber stehen Poolflaschen. Das sind standardisierte Flaschen, die von mehreren Unternehmen genutzt werden und aus diesem Grund kurze Transportwege zum nächstgelegenen Abfüller haben. Die Genossenschaft Deutscher Brunnen (GDB) ist ein Hersteller solcher standardisierten Flaschen. Mehr als 70 Prozent der Mehrwegflaschen auf dem Mineralwassermarkt stammen nach eigenen Angaben des Unternehmens aus Poolflaschen der GDB. Laut NABU schnitt die PET-Mehrwegflasche aus dem Standardflaschen-Pool der Genossenschaft Deutscher Brunnen (GDB) in Ökobilanzen aus dem Jahr 2010 als ökologisch günstigste Getränkeverpackung ab. Die Kaufempfehlung des NABU lautet daher: "Getränke in Mehrweg aus der Region kaufen"
Glas ohne Pfand: Hoher Energieverbrauch
Glas ist nicht immer die bessere Alternative zu Plastik. Denn Glas ohne Pfandsystem, wie Altglas von leeren Wein- und Sektflaschen, wird nur einmal verwendet und anschließend im Container entsorgt. Der Energieverbrauch für das Einschmelzen von Glas ist sehr hoch und damit auch die CO2-Belastung. Doch für Wein- und Sektflaschen gibt es bisher kein einheitliches Poolsystem.
Umweltfreundlich, günstig und gesund: Leitungswasser
Die einfachste, günstigste und klimafreundlichste Variante ist es, Leitungswasser zu trinken. Über die Qualität von Leitungswasser müssen sich Verbraucher hierzulande keine Sorgen machen. So ist die Qualität des Trinkwassers in Deutschland, das der Trinkwasserverordnung und damit strengen Kontrollen unterliegt, sehr gut. Wer mehr über die Qualität des eigenen Trinkwassers erfahren möchte, kann sich bei den örtlichen Wasserwerken informieren.