Kostenlose Retouren: Können kleine Online-Shops bald einpacken?
Wenn Ware aus Online-Shops nicht gefällt oder passt, schicken viele Kundinnen und Kunden das Paket zurück. Die Rücksendungen sind schlecht für die Umwelt - und für kleine Online-Shops.
Zehn Pakete pro Sekunde wurden 2020 an Online-Händler zurückgeschickt, hat die Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Uni Bamberg ausgerechnet. Insgesamt waren das 315 Millionen Retouren. Der bei den Fahrten verursachte CO2-Ausstoß entspricht rein rechnerisch 2.500 Autofahren von Hamburg nach Moskau - täglich.
Kosten für Retouren oft einkalkuliert
Retouren sind nicht immer kostenlos. Laut EU-Recht haben grundsätzlich die Verbraucherinnen und Verbraucher die Kosten für die Rücksendung zu tragen.
Viele Online-Shops bieten kostenlose Retouren als Serviceleistung an, um sich Vorteile im Wettbewerb zu verschaffen. Doch viele Händler haben die Kosten für die Rücksendungen meist schon einkalkuliert: So ist nach Berechnungen der Forscher bei Modeartikeln oder Schuhen im Durchschnitt ein Aufschlag von 2 bis 2,50 Euro im Preis für mögliche Retouren enthalten, bei Elektroartikeln sind es 20 bis 40 Euro.
Das bedeutet auch: Diejenigen, die wenig zurückschicken, bezahlen die Retouren der anderen mit. "Quersubventionierung" nennt das Dr. Björn Asdecker, Retourenforscher an der Universität Bamberg.
Nachteile für kleine Online-Shops
Viele kleine Online-Shops bieten kostenlose Rücksendungen an, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten können. Sie befürchten Nachteile im Wettbewerb, wenn sie ihren Kundinnen und Kunden keine Gratis-Retoure anbieten.
Retourenforscher Asdecker sieht darin eine Wettbewerbsverzerrung zulasten kleinerer Online-Shops. Seiner Ansicht nach fördern große Shops mit kostenlosen Retouren ein Verhalten, das ihnen weniger schadet als kleineren Shops: "Die Großen profitieren und die Kleinen werden aus dem Markt gedrängt."