Klimaanlagen in Autos: So gefährlich sind mögliche Keime
In der Klimaanlage von Autos können gefährliche Keime schlummern, die sich bei Einsatz im Fahrzeug verteilen. Wie lässt sich eine Gefahr für die Gesundheit verhindern?
Tränende Augen, verstopfte Nase, gereizter Hals, Husten oder im schlimmsten Fall auch Atemnot - wenn wir uns nach einer langen Autofahrt krank fühlen, kann es daran liegen, dass sich Bakterien und Schimmelsporen im Luftfilter breit gemacht haben.
Gesundheitsgefahr durch Schimmel und Bakterien
Klimaanlagen in Autos können krank machen - wenn sie nicht richtig gewartet werden. Davor warnt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Er hat daher eine neue Richtlinie für die sachgemäße Reinigung von Klimaanlagen in PKWs veröffentlicht. Die Kernaussage: Mindestens einmal pro Jahr sollte der Luftfilter ausgetauscht und die Klimaanlage komplett gereinigt werden. Die Empfehlung lautet sogar: alle sechs Monate.
"Das Risikopotenzial bei Klimaanlagen ist enorm", sagt Andreas Winkens vom VDI. "Eine unregelmäßige oder unsachgemäße hygienische Wartung kann zu einer hohen Schadstoffkonzentration in der Atemluft führen." Mit anderen Worten: Die Klimaanlage in unserem Auto kann sich in eine Keimschleuder verwandeln.
Durch die Lüftungsanlage strömen bis zu 500.000 Liter Luft pro Stunde in das Auto. Diese Luft ist dabei mit natürlichen und menschengemachten Verschmutzungen durchsetzt. So kann die Luft im Auto fünfmal mehr Abgase, Schmutzstoffe und Allergene enthalten als die Außenluft, warnt der ADAC auf seiner Webseite.
Bakterien und Schimmelpilze vermehren sich rasant
Beim Kühlvorgang fällt Kondenswasser am Lamellensystem des Verdampfers an. Dieses feuchte Milieu kann dazu führen, dass sich Bakterien und Schimmelpilze dort rasant vermehren. "Zudem zerfallen Pollen, Stäube und Schadgase mit der Zeit zu immer kleineren Partikeln, die dann vermehrt in den Zuluftstrom geraten", berichtet Andreas Winkens. Wenn es anfängt muffig zu riechen, sei es schon zu spät: Dann müsse man von einer bereits hochgradigen mikrobiellen Verschmutzung ausgehen.
Keine Standards für Klimaanlagen-Checks
Das Problem: Zwar bieten schon jetzt viele Werkstätten Klimaanlagen-Checks oder einen Klimaservice an, aber es gibt dafür keine gemeinhin anerkannten Standards. Und so erfolgen bei Werkstatt-Terminen meist lediglich Funktions- sowie Dichtigkeitsprüfungen sowie die Füllstandskontrolle des Kältemittels.
Vorgaben zu Wechselintervallen für Luftfilter zu lang
Zahlreiche Kfz-Hersteller geben zudem viel zu lange Wechselintervalle für die Luftfilter vor. Doch ist ein Filter voll, lässt die Filterwirkung nach. Schadstoffe, Staubpartikel, Bakterien und Sporen werden nicht mehr ausreichend zurückgehalten, lagern sich zunächst teils im Filtergehäuse ab und dringen letztlich in das Klimasystem vor. Winkens fällt ein hartes Urteil: "In vielen Werkstätten fehlen für fundierte Hygienemaßnahmen Know-How und technische Ausstattung." Die neue VDI-Richtlinie solle für Klarheit sorgen.
Empfehlung: Filterwechsel alle sechs Monate
"Hilf-dir-selbst"-Methoden wie Desinfektions-Aerosole ("Klick-Dosen"), die Chemie in der Lüftung verteilen, sind laut VDI unzureichend. Diese sollen im Umluftbetrieb die Klimaanlage durchströmen und säubern. "In der Praxis ist das wirkungslos", warnt Winkens. Denn der mikrobielle Lebensraum aus feucht-schleimiger Konsistenz im schmutzigen Filter und Klima-Gehäuse bleibe auf diese Weise erhalten.
Besser sei es, die Werkstatt gezielt auf die Gefahr anzusprechen und einen Fiterwechsel alle sechs bis zwölf Monate sowie die Reinigung des gesamten Klimasystems einzufordern.