Fast-Food-Restaurants: Werbung mit artgerechter Tierhaltung
Immer mehr Burger-Restaurants und Fast-Food-Ketten werben mit Fleisch aus artgerechter Tierhaltung oder ihren Bemühungen für mehr Tierwohl. Verbraucherschützer halten das jedoch eher für geschicktes Marketing.
Allein Branchenführer McDonald‘s verarbeitet jedes Jahr in Deutschland rund 40.000 Tonnen Rindfleisch und mehr als 25.000 Tonnen Geflügel. Um diesen massenhaften Bedarf an Fleisch zu decken, greifen die großen Fast-Food-Ketten fast ausschließlich auf Ware aus konventioneller Massentierhaltung zurück. Die Haltungsbedingungen der Tiere erfüllen dabei lediglich den gesetzlichen Mindeststandard oder liegen knapp darüber. Gleichzeitig geht der Fleischkonsum in Deutschland seit Jahren zurück, denn in der Bevölkerung wächst das Bewusstsein für eine nachhaltigere Ernährung und eine artgerechte Tierhaltung.
Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch sinkt auf unter 52 Kilogramm
Nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) sank der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 430 Gramm auf insgesamt 51,6 Kilogramm. Den größten prozentualen Rückgang verzeichnen Rind- und Kalbfleisch: Hier sank der Pro-Kopf-Verzehr um fast fünf Prozent auf 8,9 Kilogramm pro Person. Auch der Anteil von Schweinefleisch war 2023 rückläufig: Durchschnittlich verzehrte jeder Bundesbürger 27,5 Kilo Schwein, das sind fast 600 Gramm weniger als 2022. Nur beim Geflügelfleisch gab es einen leichten Zuwachs von rund 900 Gramm auf insgesamt 13,1 Kilogramm. Insgesamt ist der Fleischverzehr in Deutschland seit 2018 von 60,9 Kilogramm pro Person auf 51,6 Kilogramm gesunken.
Fast-Food-Ketten versuchen also ihre Kundschaft zu halten, indem sie ihre vermeintlichen Bemühungen ums Tierwohl herausstellen und damit werben.
Tierwohl-Begriffe sind nicht geschützt
Auf ihren Webseiten sprechen Fast-Food-Ketten beispielsweise von "Produktverantwortung", "artgerechter Tierhaltung" oder "verbessertem Tierwohl und Tiergesundheit". Welche Kriterien diesen Aussagen zugrunde liegen oder welche Maßnahmen die Unternehmen konkret ergreifen, erfahren Verbraucher jedoch meist nicht. Hinzu kommt, dass es keine gesetzliche Definition der Tierwohl-Begriffe gibt. Ernährungsexpertin Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin kritisiert: "Unternehmen suggerieren mit solchen Werbeslogans oft mehr als wirklich dahintersteckt. Selbst, wenn die Tierhaltung lediglich die gesetzlichen Mindeststandards erfüllt, dürfen Fast-Food-Ketten diese Haltung als "artgerecht" bezeichnen." Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft definiert den Begriff "artgerecht" als Haltungsform, die möglichst an die natürlichen Lebensbedingungen des Tieres angepasst ist. Was konkret als natürliches Bedürfnis gilt und bis zu welchem Grad dieses bei der Tierhaltung berücksichtigt wird, ist aber nicht eindeutig gesetzlich festgelegt.
Tierwohl-Kampagnen: Nur minimale Verbesserungen der Haltungsformen
McDonald’s hat bereits 2010 das "BEST Beef"-Programm ins Leben gerufen. Die Abkürzung "BEST" steht für "Bündnis für Exzellenz, Sicherheit und Transparenz in der Wertschöpfungskette". Anders als der Name suggeriert, handelt es sich dabei jedoch lediglich um Fleisch der Haltungsstufe 2, die Verbraucher aus dem Einzelhandel kennen, kritisiert Verbraucherschützerin Britta Schautz. Bis 2027 will McDonalds das Programm auf Haltungsstufe 3 ausbauen. Allerdings betrifft dies weiterhin nur einen geringen Teil der gesamten Rindfleischmenge, die McDonald’s verarbeitet. Im Jahr 2022 waren es lediglich elf Prozent, im Jahr 2023 nur 20 Prozent.
Initiativen zum Schutz der Tiere
Selbst Tierwohlkampagnen, die nicht von den Fast-Food-Unternehmen selbst ins Leben gerufen wurden, suggerieren oft mehr Tierschutz, als sie wirklich bieten können. So auch die Europäische Masthuhn-Initiative. Dieses Projekt wurde von 35 europäischen Nichtregierungsorganisationen initiiert, um die qualvollen Haltungsbedingungen in der Hühnermast zu verbessern. Die Standards beinhalten beispielsweise mehr Platz in den Ställen, Tageslicht, Beschäftigungsmöglichkeiten und eine begrenzte Überzüchtung der Tiere.
Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung und Mitgründer der Initiative, betont jedoch, dass die Standards absichtlich sehr niedrig angesetzt wurden, da sich sonst kaum ein Unternehmen freiwillig dazu entschieden hätte, der Initiative beizutreten. Von den 15 führenden Systemgastronomie-Unternehmen in Deutschland haben sich bisher nur acht dazu verpflichtet, die Kriterien bis Ende 2026 vollständig umzusetzen. Fast Food-Riese Kentucky Fried Chicken (KFC) führt das Ranking derzeit an. Das Unternehmen hat bisher 50 Prozent der Ziele der Europäischen Masthuhn-Initiative erreicht. Andere Unternehmen wie McDonalds, Burger King oder Starbucks sind der Initiative bislang nicht beigetreten.