Wendland: Fachwerk, Elbtalaue und runde Dörfer
Die Region im östlichen Niedersachsen lockt mit viel Natur, wie der Elbtalaue, sowie hübschen Fachwerkstädtchen und Rundlingsdörfern. Zahlreiche Rad- und Wanderwege laden zu Entdeckungstouren ein.
Jahrzehntelang lag die Region im östlichen Niedersachsen rund um die Städte Lüchow und Dannenberg als "Zonenrandgebiet" ein wenig im Abseits. Für die Natur ein Glücksfall: Sie konnte sich fast ungestört entwickeln. Die Elbe mit ihren zahlreichen Bögen, Überschwemmungsgebieten und dem Auwald bei Gartow ist heute Lebensraum zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Biber, Kraniche und Störche leben in den Uferzonen. Als Teil des länderübergreifenden Biosphärenreservats "Flusslandschaft Elbe" steht die niedersächsische Elbtalaue unter dem besonderen Schutz der UNESCO.
Fische und Biber im Biosphaerium in Bleckede
Über die vielfältige Natur der Flusslandschaft können Besucher im Biosphaerium Elbtalaue, das im Schloss Bleckede untergebracht ist, auf spielerische Art mehr erfahren. Dort ist es auch möglich, einen Blick in die meist verborgene Tierwelt der Region zu werfen. In Aquarien leben rund 25 verschiedene Elbfischarten wie Aal, Stichling und Wels, in einer Biber-Anlage lassen sich die scheuen Tiere durch eine Glasscheibe in ihrem Wohnkessel beobachten.
Fachwerkstädtchen und Rundlinge
Neben dem Schlossstädtchen Bleckede bietet das Wendland mit Dannenberg und Hitzacker zwei weitere hübsche Fachwerkstädtchen. In Hitzacker lohnt ein Besuch im Archäologischen Zentrum, das Einblicke in den Alltag der Menschen in der Bronzezeit ermöglicht. Am Standort des Freilichtmuseums, das regelmäßig verschiedene Mitmach-Aktionen anbietet, wurden Reste einer 3.000 Jahre alten Siedlung freigelegt.
Einzigartig sind im Wendland die Rundlingsdörfer. Bei mehr als 100 Dörfern der Region ist diese mittelalterliche Siedlungsform, bei der mehrere Bauernhöfe kreisförmig um den gemeinsamen Dorfplatz gebaut wurden, noch erhalten oder zumindest gut erkennbar.
Typische Rundlingsdörfer im Wendland sind unter anderem Satemin, Jameln oder Marlin. Die meisten der Höfe stammen aus der Zeit zwischen 1770 und 1870.
Zu Fuß und per Fahrrad durch das Wendland
Das Wendland lässt sich hervorragend mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß erkunden. Radfahrer können zwischen etlichen, gut ausgeschilderten Touren wählen. Für Wanderer bietet die Region zahlreiche Wege unterschiedlichster Streckenlängen. Eine schöne, auch für Familien mit Kindern gut zu bewältigende Wanderung führt auf den Höhbeck, einer aus der Eiszeit stammenden Erhebung an der Elbe bei Vietze. Oben bietet ein Aussichtsturm einen tollen Blick über die Landschaft. Südlich von Gartow kann man auf einem etwa 15 Kilometer langen Rundweg die Nemitzer Heide erkunden.
Mit dem Fahrrad bietet sich eine naturnahe Rundtour über 37 Kilometer durch verschiedene Landschaften auf beiden Seiten der Elbe an - von Gartow bis ins brandenburgische Lenzen und zurück. Wer zehn Tage Zeit hat, kann die Region auf dem 190 Kilometer langen Wendland-Rundweg entdecken. Er führt unter anderem über den Elb-Höhenweg von Hitzacker bis nach Schnackenburg. Dort lohnt ein Besuch im Grenzlandmuseum. Der ehemalige innerdeutsche Grenzstreifen wurde zu einem Grenz- und Naturlehrpfad ausgebaut. Von Schnackenburg aus geht es auf dem Wendland-Querweg über Lüchow und mehrere Rundlingsdörfer bis nach Clenze und schließlich zurück nach Hitzacker.
Paddeln und Reiten im Wendland
Mit der Elbe, den Flüssen Dumme und Jeetzel, die sich malerisch durch die Landschaft mit ihren Wiesen und Wäldern schlängeln, sowie dem Gartower See im Osten ist das Wendland von großen und kleinen Wasserwegen geprägt - ideal für ausgedehnte Paddeltouren. So ist etwa die Alte Jeetzel zwischen Lüchow und Hitzacker für Kanuten und Kajakfahrer freigegeben.
Mit seiner weitläufigen Landschaft, zahlreichen Reitwegen und einem dichten Netz an Reiterhöfen ist das Wendland auch für Pferdefreunde ideal. Neben Wanderreiten und Kutschfahrten sind auch Eselswanderungen möglich.
Kulturelle Landpartie: Alljährliches Kunsthighlight
Bis heute verbinden viele das Wendland mit dem Widerstand gegen das atomare Endlager in Gorleben. Die seit Jahrzehnten gepflegte Protestkultur machte sie zur Heimat vieler Künstler und Kulturschaffenden. Einmal im Jahr, immer zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, öffnen viele von ihnen ihre Ateliers und Scheunen. Dann finden anlässlich der "Kulturellen Landpartie" in Dutzenden Dörfern Kunstausstellungen, Märkte, Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen statt.