Seit 35 Jahren Nationalpark: Hamburgs Wattenmeer rund um Neuwerk
Das Hamburgische Wattenmeer rund um die Insel Neuwerk steht seit 1990 als Nationalpark unter Schutz. Besucher können die einzigartige Natur auf geführten Wanderungen erkunden.
Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist der kleinste und jüngste an der deutschen Nordseeküste. Zwischen seinen großen Brüdern in Schleswig-Holstein und Niedersachsen liegt er mit gut 137 Quadratkilometern Fläche vor Cuxhaven an der westlichen Elbmündung. Gegründet wurde das Schutzgebiet am 9. April 1990. Zum 35-jährigen Jubiläum informiert eine Ausstellung im Foyer der Hamburger Umweltbehörde in Wilhelmsburg vom 9. April bis zum 15. Mai (Mo-Fr 8-20 Uhr) über Entstehung und Entwicklung des Nationalparks, der seit 2011 gemeinsam mit den anderen Nationalparks im Wattenmeer zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt.
Vielfältige Natur mit zahlreichen Arten
Dass Hamburg einen Nationalpark im Watt besitzt, verdankt die Stadt ihrem Außenposten in der Nordsee - der Insel Neuwerk, die 105 Kilometer Luftlinie von Rathaus und Alster entfernt liegt. Nur etwa 40 Menschen leben dauerhaft in dem Schutzgebiet. Umso vielfältiger ist die Natur im Nationalpark. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten kommen dort vor - allein 475 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen wurden nachgewiesen. Außerdem gibt es Seehunde, Schweinswale sowie 34 Fisch- und mehrere Hundert Vogelarten.
Attraktives Ziel für Vogelfreunde
In kaum einer anderen Region Mitteleuropas leben so viele verschiedene Vögel. Manche wie etwa Ringel- und Weißwangengänse kommen nur als Kurzzeitgäste auf ihrem Weg vom Winterquartier im Süden zu den Brutplätzen im Norden vorbei, um sich für den Weiterflug zu stärken. Andere wie Austernfischer, Brandseeschwalbe oder Möwe leben dort dauerhaft. In dem weltweit einzigartigen Lebensraum Wattenmeer haben sich Tiere und Pflanzen auf die speziellen Bedingungen mit Süß- und Salzwasser, Nass- und Trockenphasen eingestellt.
Ausstellung und Wattwanderungen
Im Nationalpark-Haus auf Neuwerk informiert eine kostenlose Ausstellung über die Geschichte der Insel und über das Schutzgebiet. Eine Besonderheit ist das große Tidebecken, das den Wechsel zwischen Ebbe und Flut anschaulich macht.
In Zusammenarbeit mit dem Verein Jordsand bietet die Nationalparkverwaltung verschiedene Veranstaltungen wie etwa geführte Spaziergänge und Wanderungen über die Insel und durchs Watt an. Sie vermitteln dem Besucher einen direkten Eindruck vom Lebensraum Wattenmeer.
Wanderung nach Scharhörn
Eine Wanderung führt zu der etwa sieben Kilometer entfernt gelegenen Düneninsel Scharhörn. Sie verändert ihre Lage in der Nordsee permanent, verliert im Westen an Fläche und gewinnt im Südosten hinzu. Scharhörn steht ebenso wie die größere Nachbarinsel Nigehörn, die nicht betreten werden darf, als Rückzugsgebiet für Vögel unter besonderem Schutz. Nigehörn ist die jüngste Insel im Hamburgischen Wattenmeer. Sie wurde 1989 künstlich aufgespült, um zusätzliche Brutplätze für Vögel zu schaffen.
Hamburgisches Wattenmeer: Teil des UNESCO-Weltnaturerbes

Nachdem Schleswig-Holstein sein Wattenmeer 1985 als Nationalpark ausgewiesen hatte und Niedersachsen ein Jahr später folgte, stellte auch Hamburg seine Fläche 1990 unter Schutz. Als die Nachbarländer bei der UNESCO für die Wattenmeer-Flächen den Weltnaturerbe-Titel anstrebten, scherte Hamburg jedoch zunächst aus. Der Senat befürchtete Schwierigkeiten bei der geplanten Vertiefung der Elbe als Schifffahrtsweg. Erst nachdem die UNESCO dem niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Wattenmeer 2009 den Welterbetitel verliehen hatte, reichte auch Hamburg seine Bewerbung ein. 2011 stimmte die UNESCO dem Antrag zu.
Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und Naturschutz
Als Nationalpark befindet sich das Wattenmeer im Spannungsfeld zwischen den Interessen des Naturschutzes, der Wirtschaft und des Tourismus. Allein den Hamburgischen Nationalpark besuchen alljährlich bis zu 120.000 Menschen. Viele fahren mit den markanten, von Pferden gezogenen Wattwagen bei Ebbe von Cuxhaven über den Meeresboden nach Neuwerk. Ziel der Nationalparks bleibt es jedoch, der Natur eine großflächige, ungestörte Entwicklung zu ermöglichen. Mehr als 90 Prozent der Nationalparkfläche zählen daher zur Schutzzone I, in der Besucher die markierten Wege nicht verlassen dürfen.
Karte: Wattenmeer-Nationalparks an der Elbmündung
