Hamburgs Nationalpark im Watt rund um Neuwerk
Seit 1990 Jahren steht das Wattenmeer rund um die Hamburger Insel Neuwerk als Nationalpark unter Schutz. Besucher können die einzigartige Natur auf geführten Wanderungen erkunden.
Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist der kleinste und jüngste an der deutschen Nordseeküste. Zwischen seinen großen Brüdern in Schleswig-Holstein und Niedersachsen liegt er mit gut 137 Quadratkilometern Fläche vor Cuxhaven an der westlichen Elbmündung. Gegründet wurde das Schutzgebiet am 9. April 1990 und zählt heute gemeinsam mit den anderen Nationalparks im Wattenmeer zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Vielfältige Natur mit zahlreichen Arten
Dass Hamburg einen Nationalpark im Watt besitzt, verdankt die Stadt ihrem Außenposten in der Nordsee - der Insel Neuwerk, die 105 Kilometer Luftlinie von Rathaus und Alster entfernt liegt. Nur etwa 30 Menschen leben dauerhaft in dem Schutzgebiet. Umso vielfältiger ist die Natur im Nationalpark. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten kommen dort vor - darunter allein mehr als 1.000 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen. Außerdem gibt es Seehunde, Schweinswale sowie etwa 34 Fisch- und mehrere Hundert Vogelarten.
Attraktives Ziel für Vogelfreunde
In kaum einer anderen Region Mitteleuropas leben so viele verschiedene Vögel. Manche wie etwa Ringel- und Weißwangengänse kommen nur als Kurzzeitgäste auf ihrem Weg vom Winterquartier im Süden zu den Brutplätzen im Norden vorbei, um sich für den Weiterflug zu stärken. Andere wie Austernfischer, Brandseeschwalbe oder Möwe leben dort dauerhaft. In dem weltweit einzigartigen Lebensraum Wattenmeer haben sich Tiere und Pflanzen auf die speziellen Bedingungen mit Süß- und Salzwasser, Nass- und Trockenphasen eingestellt.
Informationszentrum im Nationalpark-Haus
Im Nationalpark-Haus auf Neuwerk informiert eine kostenlose interaktive Ausstellung über das Schutzgebiet und seine Besonderheiten sowie über die Geschichte der Insel. In Zusammenarbeit mit dem Verein Jordsand bietet die Nationalparkverwaltung verschiedene Veranstaltungen wie etwa geführte Spaziergänge und Wanderungen über die Insel und durchs Watt an. Sie vermitteln dem Besucher einen direkten Eindruck vom Lebensraum Wattenmeer.
Wanderung nach Scharhörn
Eine Wanderung führt zu der etwa acht Kilometer entfernt gelegenen Düneninsel Scharhörn. Sie verändert ihre Lage in der Nordsee permanent, verliert im Westen an Fläche und gewinnt im Südosten hinzu. Scharhörn steht ebenso wie die größere Nachbarinsel Nigehörn, die nicht betreten werden darf, als Rückzugsgebiet für Vögel unter besonderem Schutz. Nigehörn ist die jüngste Insel im Hamburgischen Wattenmeer. Sie wurde 1989 künstlich aufgespült, um zusätzliche Brutplätze für Vögel zu schaffen.
Hamburgisches Wattenmeer: Seit 1990 unter Schutz
Nachdem Schleswig-Holstein sein Wattenmeer 1985 als Nationalpark ausgewiesen hatte und Niedersachsen ein Jahr später folgte, stellte auch Hamburg seine Fläche 1990 unter Schutz. Als die Nachbarländer bei der UNESCO für die Wattenmeer-Flächen den Weltnaturerbe-Titel anstrebten, scherte Hamburg jedoch zunächst aus. Der Senat befürchtete Schwierigkeiten bei der geplanten Vertiefung der Elbe als Schifffahrtsweg. Erst nachdem die UNESCO dem niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Wattenmeer 2009 den Welterbetitel verliehen hatte, reichte auch Hamburg seine Bewerbung ein. 2011 stimmte die UNESCO dem Antrag zu.
Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und Naturschutz
Diese Entwicklung verdeutlicht den stetigen Konflikt zwischen Naturschutz, wirtschaftlichen Interessen und Tourismus im Wattenmeer. Allein den Hamburgischen Nationalpark besuchen pro Jahr mehr als 100.000 Menschen. Viele fahren mit den markanten, von Pferden gezogenen Wattwagen bei Ebbe von Cuxhaven über den Meeresboden nach Neuwerk. Ziel der Nationalparks bleibt es jedoch, der Natur eine großflächige, ungestörte Entwicklung zu ermöglichen. Mehr als 90 Prozent der Nationalparkfläche zählen daher zur Schutzzone I, in der Besucher die markierten Wege nicht verlassen dürfen.