Güstrow: Kunst und Kultur der Barlachstadt erleben

Stand: 10.10.2023 15:01 Uhr

Ob Barlachstadt oder Residenzstadt - Güstrow steht für bekannte Künstler und Herrscher. Höhepunkte der sehenswerten Altstadt sind das Rathaus und das Renaissance-Schloss, das derzeit saniert wird.

Residenzstadt, Paris des Nordens oder Barlachstadt: Im Laufe der Jahrhunderte hat Güstrow zahlreiche Beinamen erhalten. Sie alle weisen auf die fast 800-jährige wechselvolle Geschichte und die kulturhistorische Bedeutung der Stadt hin. Wallenstein, Zar Peter I., August der Starke, Ernst Barlach - sie alle hinterließen ihre Spuren im Herzen Mecklenburgs.

Mittelalterliches Stadtbild

Kriege haben Güstrow architektonisch verschont. So blieb die mittelalterliche Stadtstruktur bis in die Gegenwart erhalten. Wer sich einen Überblick über die Altstadt verschaffen möchte, kann auf den Turm der Pfarrkirche St. Marien steigen. Von dort aus zeigt sich ein geschlossenes Bild von Häusergiebeln aus Backsteingotik, Renaissance und Klassizismus.

Hohe Baukunst: Das Güstrower Schloss

Das auffälligste Gebäude der 30.000-Einwohner-Stadt ist das Renaissance-Schloss. Herzog Ulrich von Mecklenburg ließ den Prunkbau 1558 als seinen Regierungssitz errichten. Das Schloss kombiniert mitteleuropäische Architektur mit italienischen und französischen Stilelementen. Das Schlossmuseum ist unter anderem für seine bedeutende Mittelaltersammlung bekannt. Schloss und Museum sind derzeit allerdings wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen. Unter anderem werden morsche Dachbalken ausgetauscht, historische Fenster nachgebaut und das Dach neu gedeckt. Der Schlossgarten ist täglich bis zur Dämmerung geöffnet.

Mit dem Nachtwächter auf Wallensteins Spuren

Rathaus und im Hintergrund der Turm der Pfarrkirche in Güstrow. © imago/F.Berger
Das Rathaus beeindruckt mit einer prächtigen klassizistischen Fassade, dahinter steht die Pfarrkirche St. Marien mit Aussichtsturm.

Die Geschichte der Stadt ist eng mit dem Namen des Feldherrn Wallenstein verknüpft, der im Dreißigjährigen Krieg den Dänenkönig Christian IV. besiegte. Als Lohn bekam er das Land Mecklenburg mit Güstrow. Auf Wallensteins Spuren ziehen heute regelmäßig Nachtwächter und Touristen durch die abendliche Altstadt - vorbei am schönen Rathaus, dessen Fassade 1798 vor vier bestehende Häuser gesetzt wurde.

Der Güstrower Dom und seine Schätze

Sehr sehenswert ist der mittelalterliche Dom im Stil der Backsteingotik. Eine Besonderheit ist die hölzerne Zwischenebene über den Sitzbänken. Sie ermöglicht es Besuchern, den Innenraum der Kirche aus einer neuen Perspektive zu bestaunen. Mehrere bedeutende Kunstwerke aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit sind im Dom zu sehen. Außerdem hängt dort die wohl bekannteste Bronzefigur des Expressionisten Ernst Barlach, der "Der Schwebende". Bei der Engelsfigur handelt es sich allerdings um einen Nachguss: Die Nationalsozialisten hatten das Original eingeschmolzen. Zwei weitere Barlach-Werke - "Der Gekreuzigte" sowie das Terrakotta-Relief "Der Apostel" - gehören ebenfalls zu den Kunstschätzen im Dom.

Wo Ernst Barlach wohnte und arbeitete

Von 1910 bis 1938 wohnte und arbeitete der Bildhauer in der Stadt, zuletzt am Güstrower Inselsee. Ein Spaziergang von der Stadtmitte zu Barlachs Atelierhaus dauert etwa 40 Minuten. Dort befindet sich auch das Ausstellungsforum der Ernst Barlach Stiftung mit einem großen Bestand an Arbeiten und Skizzen des Künstlers, den die Stadt posthum zum Ehrenbürger ernannte.

Krippen aus aller Welt in der Heilig-Geist-Kirche

Nicht nur zur Weihnachtszeit lohnt ein Besuch im Norddeutschen Krippenmuseum. Es befindet sich in der Heilig-Geist-Kirche, einem schönen mittelalterlichen Backsteinbau. Die Ausstellung zeigt rund 100 Krippen aus aller Welt und aus unterschiedlichsten Materialien. Neben einer winzigen Krippe in einer Nuss-Schale zählt auch ein Exemplar aus Stroh und eins aus böhmischem Glas dazu. Wieder andere wurden in Muscheln oder Buddelschiffe hineingebaut. Insgesamt besitzt das Museum rund 700 Krippen, von denen aber jedes Jahr nur ein Teil gezeigt wird. 

Rundgang durch die Altstadt

Bunte Giebelhäuser am Markt in Güstrow. © NDR Foto: Kathrin Weber
Schöne alte Giebelhäuser säumen den Güstrower Markt.

Ein idealer Ausgangspunkt für einen Bummel durch die Altstadt ist das Schloss. Von der Schlossbrücke geht es über den Franz-Parr-Platz mit Amtsgericht und Theater zunächst geradeaus Richtung Dom. Kersting- und Domstraße führen anschließend zum Markt. Dort stehen die St.-Marien-Kirche, das Rathaus und viele schöne Giebelhäuser. Vorbei am Krippenmuseum führt die Gleviner Straße zurück zum Schloss.

Baden und wandern am Inselsee

Ein abgeknickter Baumstamm liegt im Güstrower Inselsee © NDR Foto: Jürgen Evert aus Güstrow
An vielen Stellen umgibt ein dichter Schilf- und Waldgürtel den Inselsee.

Der Inselsee ist nicht nur für Kulturinteressierte ein lohnendes Ziel: Im Sommer lockt er mit Badestränden und Wassersportmöglichkeiten. Besucher können auch Bootstouren auf einem Kutter unternehmen. Die im See gelegene Schöninsel ist über eine Holzbrücke mit dem Ufer verbunden. Auf der Insel residierte Wallenstein während seiner kurzen Herrschaft, heute ist sie Naturschutzgebiet. Besucher können die Schöninsel auf einem Rundwanderweg erkunden, ein Aussichtsturm bietet einen Blick über das Wasser.

Wölfe und Bären im Wildpark beobachten

Zwei Braunbären und Wölfe im Wildpark-MV. © Wildpark-MV
Die Braunbären gehören zu den Publikumslieblingen des Wildparks.

Naturfreunden hat Güstrow ebenfalls einiges zu bieten. Ein gut ausgebautes Reit- und Wanderwegenetz lädt zu Erkundungstouren in die nähere Umgebung ein. Doch auch unmittelbar am Stadtkern lassen sich manchmal Falken und Störche, Eisvögel und Wasseramseln beobachten. Wer größere Wildtiere treffen möchte, ist im Wildpark-MV richtig. Dort leben unter anderem Wölfe, Wildschweine, Waschbären und Braunbären. In einem großen Natur-Aquarium schwimmen rund 30 heimische Fischarten.

Karte: Güstrow und Umgebung

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