Bergwerke im Harz: Geschichte unter Tage erleben

Stand: 03.11.2023 17:21 Uhr

Blei, Eisen, Kupfer, Silber - im Harz liegen viele Bodenschätze. Die Spuren des jahrhundertelangen Bergbaus sind bis heute sichtbar. Schaubergwerke geben spannende Einblicke in die einstige Arbeit unter Tage.

Über Jahrhunderte kamen Bergleute von weither und fanden im Harz Arbeit. Wälder wurden abgeholzt, um Stollen zu bauen und Erze zu verhütten, neue Fichtenwälder angepflanzt. Stauteiche und Gräben wurden geschaffen, um die Energieversorgung mittels Wasserkraft zu sichern. Die Spuren des Bergbaus sind im Harz vielerorts sichtbar. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann eines der Museumsbergwerke besichtigen. Eine Auswahl.

Museum und Besucherbergwerk Rammelsberg

Eine große Maschine zur Erzaufbereitung im Museums des ehemaligen Begwerks Rammelsberg in Goslar. © NDR Foto: Kathrin Weber
Am Rammelsberg wurden noch bis 1988 Erze gewonnen und aufbereitet, etwa mithilfe dieser Maschine.

Mehr als 1.000 Jahre lang wurden am Rammelsberg in Goslar Erze gefördert, aus denen überwiegend Kupfer, Blei und Silber gewonnen wurden. 1988 war die Lagerstätte weitgehend erschöpft und wurde geschlossen, die Förderanlagen zum Museum und Besucherbergwerk umgebaut. Etliche Anlagen stehen noch so, wie sie verlassen wurden und vermitteln einen authentischen Eindruck vom Arbeitsleben der Bergleute. Verschiedene Führungen, Grubenfahrten und wechselnde Ausstellungen ergänzen das Angebot. Die Anlage gehört zusammen mit der Altstadt von Goslar zum UNESCO-Welterbe.

Besucherbergwerk 19-Lachter-Stollen in Wildemann

Ihren Namen verdankt die 1529 gegründete Bergstadt Wildemann einer Sage um einen geheimnisvollen "Wilden Mann", der in einer Höhle im Wald gelebt haben soll. Dort, wo man ihn einfing, fand man angeblich später große Silbervorkommen. An die frühen Zeiten des Bergbaus erinnert der sogenannte 19-Lachter-Stollen aus dem 17. Jahrhundert. Ein Lachter ist ein altes Bergmannsmaß und entspricht 1,92 Metern. Der Stollen ist ein sogenannter Wasserlösungsstollen - er diente früher dazu, das Grundwasser aus den höher gelegenen Erzgruben abzuleiten.

Besucher können 500 Meter in den insgesamt knapp neun Kilometer langen Stollen hineingehen. An einer Stelle ist der Blick in den etwa 260 Meter tiefen, ausgeleuchteten Schacht "Ernst August" möglich. Eine Besonderheit ist das imposante, rekonstruierte Kehrrad. Als Teil des Oberharzer Wasserregals zählt auch der 19-Lachter-Stollen zum UNESCO-Welterbe.

Bergwerk und Museum Grube Samson

Das Wasserrad in der Grube Samson in Wildemann, daneben Besucher. © imago/Schöning
Bis 1922 trieb das zwölf Meter hohe Wasserrad die Fahrkunst an, mit der die Bergleute in die Schächte ein- und ausfuhren.

Von 1521 bis 1910 wurde in der Grube Samson in Sankt Andreasberg im Oberharz Silbererz gefördert. Sie war mit 810 Metern einst das tiefste Bergwerk der Welt. Heute ist die Grube Teil des gleichnamigen Bergwerksmuseums und noch bis in eine Tiefe von 190 Metern für Besucher begehbar. Im Samsonschacht befinden sich die beiden letzten Grubenkraftwerke im Harz. Sie erzeugen noch heute mit dem Wasser des Oderteichs Strom. Zu besichtigen ist auch die weltweit einzigartige Drahtseil-Fahrkunst aus dem Jahr 1837. Mit ihr fuhren die Bergleute einst in den Stollen.

Harzer Roller: Kanarienvögel sicherten das Überleben

Das angeschlossene Museum gibt Einblicke in den historischen Bergbau und die Lebensbedingungen der Bergarbeiter, zeigt Mineralien der Region und informiert über die Geologie des Harzes. In einem weiteren Gebäude ist das Harzer-Roller-Museum untergebracht. Gemeint ist nicht etwa der streng riechende Käse, sondern Kanarienvögel, die früher nahezu jede Bergmannsfamilie besaß. In einem Käfig wurde das Tier mit ins Bergwerk genommen. Sein Trällern war für die Bergleute eine Art Sauerstoffanzeiger. Wurde die Luft dünn, starb der Vogel, der Gesang verstummte. So erkannten die Arbeiter rechtzeitig den Sauerstoffmangel.

Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld

Zu den ältesten Bergbaustädten im Harz gehört Clausthal-Zellerfeld. Schon im Mittelalter wurde dort Silbererz abgebaut, bereits 1892 das Oberharzer Bergwerksmuseum gegründet. Die Ausstellung im Hauptgebäude dokumentiert die Entwicklung des Bergbaus, im Schaubergwerk können sich Besucher ein Bild von der harten Arbeit unter Tage machen. Im Freigelände des Museums stehen original Bergwerksanlagen.

Besucherbergwerk "Lautenthals Glück": Grubenbahn und Erzschiff

Besucher in einem Abteil der Grubenbahn des Bergbaumuseums in Lautenthal © FVV Bergstadt Lautenthal
Mit dieser Bahn geht es in Lauthenthal in den engen Stollen.

Nordwestlich von Clausthal-Zellerfeld befindet sich in dem kleinen Ort Lautenthal ein weiteres lohnendes Besucherbergwerk. Blickfang im Außengelände von "Lautenthals Glück" ist ein 12,5 Meter hohes, rekonstruiertes Wasserrad. Mit einer Grubenbahn geht es hinein in das Bergwerk, in dem die Besucher verschiedene Stollen und eine Kapelle besichtigen können. Wer mag, unternimmt zudem eine Fahrt mit einem Erzschiff: Etwa 100 Meter tief können Besucher damit in einen Entwässerungsstolllen aus dem 19. Jahrhundert hineinfahren. Dabei müssen sie sich an einem Stahlseil entlangziehen, um voranzukommen.

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Dieses Thema im Programm:

Unsere Geschichte | 08.01.2023 | 13:00 Uhr

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