Günther zu Corona: "Wir sind zurück in der Normalität"
In Schleswig-Holstein sind drei Jahre nach Beginn der Pandemie die letzten Corona-Regeln ausgelaufen. Am Montagvormittag traf sich der Expertenrat gemeinsam mit der Landesregierung zur 50. Sitzung - erstmals in Präsenz. Fazit: Der schleswig-holsteinische Weg war offenbar richtig.
"Wir sind zurück in der Normalität", sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Montag und betonte, man behandele Covid-19 jetzt wie jede andere Infektionskrankheit. Laut Günther ist Schleswig-Holstein besser als andere Länder durch die Pandemie gekommen - auch weil die Landesregierung durch den Expertenrat Entscheidungen gut erklären und sich auf wissenschaftliche Fakten habe konzentrieren können.
Ebenso positiv fiel das Fazit von Günthers Stellvertreterin, Finanzministerin Monika Heinold (Grüne), aus: "Wir haben uns ja in einem Ausnahmezustand befunden über Wochen, über Monate. Durch die Pandemie sind wir in SH erstmal gut durchgekommen. Das hätten wir ohne unseren Expertenrat nicht geschafft", so Heinold.
Entspannung nach drei Jahren Ausnahmezustand
Mehr als 1,1 Millionen Corona-Neuinfektionen wurden in Schleswig-Holstein registriert - 3.456 Todesfälle wurden insgesamt erfasst. Vom Lockdown über 2G und 3G bis hin zu Sperrstunden - mehr als 100 Verordnungen und Erlasse wurden von der Landesregierung zur Bekämpfung der Pandemie auf den Weg gebracht. Landesweit wurden inzwischen rund 7,5 Millionen Impfdosen verimpft - zwischenzeitlich gab es in Schleswig-Holstein etwa 900 Teststationen. Das soll nun Geschichte sein:
"Wir behandeln Covid 19 jetzt wie jede andere Infektionskrankheit - auch in unserem Land. Das heißt, es gibt kein darüber hinaus gehendes Regelwerk in Schleswig-Holstein", erklärte der Ministerpräsident. Die Lage sei absolut entspannt - so sehr, dass man sagen könne: "Wir sind zurück in der Normalität".
Expertenrat trifft sich weiterhin regelmäßig
Trotzdem wird der Expertenrat nach seiner 50. Sitzung jetzt nicht aufgelöst. Mindestens zwei Mal im Jahr soll es turnusgemäß weitere Treffen geben, sagte Günther. "Wenn die Situation es erfordert oder wir Beratungsbedarf haben", sollen die Tagungen häufiger stattfinden. "Weil uns wichtig ist, dass wir gut vorbereitet auch für die Zukunft bleiben." Die Auswirkung von Covid sollen weiterhin beobachtet werden und auch andere Krankheiten sollen beleuchtet werden.
Lob vom Expertenrat
Auch die Mitglieder sind zufrieden mit dem Verlauf der Pandemie in Schleswig-Holstein. Corona habe gezeigt, dass das Land recht stabil ist, honorierte Frank Roselieb. Er ist Direktor vom Kieler Institut für Krisenforschung und gehörte dem Gremium an. Lob verteilte der Forscher nicht nur an die Landesregierung, sondern auch an die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner:
"Die Gesellschaft passte, die Menschen haben sich an die Maßnahmen gehalten - das mag so ein bisschen die norddeutsche Mentalität sein", so Roselieb. Demnach sei das Land erstaunlich gut durch Corona gekommen: "Das hätte ich mir am Anfang so gut nicht vorgestellt."
Weiterhin wichtig: Seelische Gesundheit
Ebenfalls Mitglied im Expertenrat: Kamilla Jauch-Chara. Als Direktorin der Klinik für Psychiatrie am UKSH hatte sie vor allem Kinder und Jugendliche im Blick: "Das, was wir haben, ist eine Generation von Kindern, die unter einer besonderen psychischen Belastung stehen", sagte die Medizinerin. Dabei könne man - so Jauch-Chara - nicht von einer punktuellen Belastung sprechen, sondern von einer, die immer wieder auftrat.
"All das, was den Alltag ausgemacht hat - Hobbies, Interessen, außerschulische Aktivitäten - war nicht möglich", erklärte die Professorin. Diese Zeit gelte es nun nachzuholen. Man müsse sich dafür dem Punkt seelische Gesundheit an den Schulen zuwenden, so Jauch-Chara.
Im Sommer soll es ein interdisziplinäres Symposium geben, um Lehren aus der Pandemie zu ziehen. Zugleich soll die Behandlung und Forschung zu Post Covid und Long Covid und die Langzeitfolgen anderer schwerer chronischer Infektionskrankheiten in den kommenden Monaten im Fokus stehen.