Bundestagswahl 2025: Vorläufiges Wahlergebnis für Schleswig-Holstein
Die Union gewinnt die Bundestagswahl 2025 mit deutlichem Vorsprung vor der AfD. In Schleswig-Holstein liegt die SPD laut vorläufigem Ergebnis hinter der CDU auf Platz 2, dann folgt die AfD.
Die Bundestagswahl hat eine klare Siegerin: Laut vorläufigem Ergebnis kommt die Union bundesweit auf 28,5 Prozent. Sie steigert sich im Vergleich zur letzten Bundestagswahl um 4,3 Prozentpunkte. Ihr folgt die AfD, die 20,7 Prozent holt - ein Zuwachs von 10,3 Prozentpunkten. Die SPD rutscht auf 16,4 Prozent ab, das ist ein Minus von 9,3 Prozentpunkten. Die Grünen kommen auf 11,6 Prozent (-3,1), die Linke holt 8,8 Prozent. Nicht im Bundestag vertreten sind das Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) mit 4,9 Prozent und die FDP mit 4,3 Prozent (-7,0).
CDU liegt auch in SH vorne, SPD an Platz 2
Auch in Schleswig-Holstein liegt laut vorläufigem Ergebnis des Landeswahlleiters die CDU mit 27,6 Prozent der Stimmen vorne. Es folgt die SPD mit 18,8 Prozent, die AfD mit 16,3 Prozent und die Grünen mit 14,9 Prozent. Die Linke holt im Norden 7,8 Prozent. Unter 5 Prozent kommen die FDP (4,7 Prozent), der SSW (4,0 Prozent) und das BSW (3,4 Prozent). Gegen 1:30 Uhr waren alle 3.052 Wahlbezirke ausgezählt.
Daniel Günther (CDU): Wähler wollen Politikwechsel
"Die Wählerinnen und Wähler in Deutschland haben ein eindeutiges Zeichen gesetzt: Sie haben die Ampel nach weniger als einer Wahlperiode abgewählt, wollen den Politikwechsel und eine Regierung, die endlich anpackt, Ankündigungen Taten folgen lässt und unser Land wieder nach vorne bringt", sagte der CDU-Landesvorsitzende Daniel Günther. "Die Bürgerinnen und Bürger haben heute entschieden, und jetzt liegt es an uns, Verantwortung zu übernehmen." Nach einem hitzigen Wahlkampf sei es nun wichtig, schnellstmöglich eine stabile und vorausschauende Koalition in der demokratischen Mitte zu bilden, betont Schleswig-Holsteins Ministerpräsident. Friedrich Merz werde diese Regierung der Mitte bilden und Deutschland wieder auf Kurs bringen.
Ralf Stegner (SPD): Kanzler hätte auf den Tisch hauen sollen
SPD-Politiker Ralf Stegner, der im Wahlkreis Pinneberg als Direktkandidat antrat und gegen den CDU-Kandidaten Daniel Kölbl verlor, schrieb auf X: "Was für ein Wahldebakel für die SPD - Platz 3 hinter Rechtsextremisten. Ampelperformance wurde brutal abgestraft." Der Kanzler hätte früher auf den Tisch hauen sollen, so Stegner weiter.
Midyatli: Haben diese Wahl verloren
"Heute Abend muss man einfach festhalten: Wir haben diese Wahl verloren. Merz hat die Wahl gewonnen", sagte Serpil Midyatli. Weiter betonte sie: "Auch, wenn sich das ebenfalls abgezeichnet hat: Ich bin entsetzt darüber, wie viele Menschen ihre Stimme der rechtsextremen AfD gegeben haben. Damit werden wir uns als SPD niemals abfinden." Beim Thema mögliche Koalition mit der Union drückte sie auf die Bremse. Zur Zeit fehle ihr die Fantasie dafür.
Kurt Kleinschmidt (AfD): "Ergebnis ist der absolute Wahnsinn"
"Das Ergebnis heute für Schleswig-Holstein ist der absolute Wahnsinn", sagte AfD-Spitzenkandidat Kurt Kleinschmidt. "Wir haben die Hand ausgestreckt. Frau Alice Weidel hat die Hand ausgestreckt." Seine Partei sei bereit für Koalitionsverhandlungen. "Friedrich Merz muss sich entscheiden, ob er den Wählerwillen ignoriert und gemeinsame Sache mit SPD und/oder Grünen macht", so Kleinschmidt.
Der AfD-Landesverband hatte zur Wahlparty nach Neumünster eingeladen. Dort wurde nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein im Laufe des Abends ein ausländerfeindlicher Text angestimmt - zum Lied "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino. Andere AfD-Mitglieder stoppten demnach den Gesang nach kurzer Zeit.
Wolfgang Kubicki (FDP) kündigt Rückzug an
Enttäuscht zeigt sich auch der schleswig-holsteinische FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki. Man sei bei der Bundestagswahl unter den Erwartungen geblieben, so Kubicki. "Wir haben es nicht geschafft, nach dem Aus der Ampel vom 6.11. dieses Vertrauen ausreichend zurückzugewinnen. Es wird eine lange Nacht werden heute. Ich bin darauf eingerichtet."
Im Falle eines Scheiterns seiner Partei an der Fünf-Prozent-Hürde kündigte er seinen Rückzug aus der Politik an. "Ja, dann ist für mich politisch Schluss, denn ich werde in der nächsten Woche 73 Jahre alt", sagte Kubicki.
Robert Habeck (Grüne) verliert Wahlkreis Flensburg-Schleswig
Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck konnte seinen Wahlkreis Flensburg-Schleswig nicht verteidigen. "Auch wenn es diesmal nicht zum erneuten Direktmandat gereicht hat, danke ich allen Wählerinnen und Wählern herzlich für das Vertrauen", sagte er.
Der Wahlkreis geht nun an CDU-Kandidatin Petra Nicolaisen. Allerdings zieht Nicolaisen - im Gegensatz zu Habeck - nicht ins Parlament ein. Das liegt an dem erstmals angewendeten neuen Wahlrecht. Die Zahl der Parlamentssitze für die Parteien errechnet sich nach dem Zweitstimmenanteil einer Partei. Hat diese mehr Wahlkreisgewinner als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis zustehen, können diejenigen mit den schlechtesten Ergebnissen nicht in den Bundestag einziehen. Der CDU stehen in Schleswig-Holstein laut vorläufigen Berechnungen acht Sitze zu, allerdings gibt es neun siegreiche Direktkandidaten. Petra Nicolaisen hat unter den CDU-Kandidaten im Land den geringsten Anteil an Erstwählerstimmen und fällt daher raus.
Luise Amtsberg findet Grünen-Ergebnis "solide"
Die Grünen-Spitzenkandidatin für Schleswig-Holstein, Luise Amtsberg, spricht im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein von einem soliden Ergebnis: "Wir konnten, trotz aller Kompromisse, doch auch immer wieder unter Beweis stellen, dass wir sowohl pragmatisch handeln als auch unsere Ziele - Frieden in Freiheit, Gerechtigkeit, Klimaschutz, ein bezahlbares Leben, ein starkes Europa nicht aus dem Auge verlieren."
Lorenz Gösta Beutin (Linke): Menschen haben den Rücken gerade gemacht
Lorenz Gösta Beutin, Spitzenkandidat der Linken in Schleswig-Holstein, sagte zu dem überraschend guten Wahlergebnis seiner Partei, dass sich viele Menschen Sorgen vor dem Rechtsruck machen würden. "Die haben keine Lust auf Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus. Und die haben jetzt ihren Rücken gerade gemacht."
Politikwissenschaftler: Linken überzeugen mit "fröhlich junger Politik"
Für den Politikwissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Wilhelm Knelangen, gibt es zwei Gründe für den großen Erfolg der Linken: Zum einen sei die Partei eine "echte linke Alternative zu SPD und Grünen in der Migrationspolitik" und zum anderen habe die Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek gerade bei jungen Menschen überzeugen können, meint Knelangen. Insbesondere die Grünen könnten bei den Linken sehen, dass dort "eine ziemlich knackige und auch in gewisser Weise fröhliche junge Politik, linke Politik jetzt Zustimmung gewinnt."
Stefan Seidler (SSW): Hochzufrieden mit dem Ergebnis
"Ich bin hochzufrieden mit dem Ergebnis unserer Partei", sagte Stefan Seidler vom Südschleswigsche Wählerverband (SSW). "Das heißt, dass die Wählerinnen und Wähler in Schleswig-Holstein unsere Politik wahrgenommen haben und uns dafür eine positive Quittung ausgestellt haben." Der SSW geht von einem Wiedereinzug in den neuen Bundestag aus. Laut Landeswahlleiter kam die von der Fünf-Prozent-Hürde befreite Partei nach allen ausgezählten Wahlbezirken in Schleswig-Holstein auf vier Prozent.
Milad Salami (BSW) sieht auch positive Seiten
Der Spitzenkandidat vom Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW), Milad Salami, äußerte sich, trotz des eher enttäuschenden Ergebnisses seiner Partei positiv. Es sei "unglaublich schön" gewesen, im Wahlkampf "mit den Menschen in Austausch zu kommen" und ihre Unterstützung zu sehen.
Wahlbeteiligung in SH höher als bei den vergangenen Bundestagswahlen
In Schleswig-Holstein haben 83,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Damit liegt die Wahlbeteiligung sicher über der der vergangenen zwei Bundestagswahlen. 2021 gingen insgesamt 78,2 Prozent an die Wahlurne, fünf Jahre zuvor (2017) waren es 76,3 Prozent. Die Briefwahlstimmen werden bei diesen Zahlen anteilig mit eingerechnet. Laut Landeswahlleiter Tobias Berger verlief die Wahl im Norden ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Höher war die Wahlbeteiligung mit 84,3 Prozent zuletzt 1987.
In Schleswig-Holstein standen 13 Parteien zur Wahl
Insgesamt waren bei dieser Bundestagswahl rund 2,26 Millionen Menschen in Schleswig-Holstein wahlberechtigt, darunter 85.300 Erstwähler. Zur Wahl standen bei der Bundestagswahl 2025 in Schleswig-Holstein 13 Parteien. Darunter die fünf, die auch im Landtag vertreten sind: CDU, SPD, Grüne, FDP und SSW. Daneben auch die im Bundestag vertretene AfD und die Linke. Weiterhin traten im Norden die Freien Wähler, die Satire-Partei "Die Partei", Volt, die Marxistisch-Leninistische Partei, das Bündnis Deutschland und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zur Wahl an. Außerdem gab es drei Einzelbewerber.
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