Wäscherei fährt mit Vollgas in eine unsichere Zukunft
Die Waschmaschinen laufen, parallel wirbeln Trockner fast trockene Wäsche durch ihre Trommeln. Sie sind die größten Gasfresser in der Büsumer Wäscherei, erklärt Inhaber Dirk Lohse. Sie laufen zehn bis zwölf Stunden am Tag. Lohse steht in der Mitte der Wäscherei und bereitet Wäsche für die Heißmangel vor. Er legt frisch gewaschene Kopfkissenbezüge bündig übereinander, damit er sie später schneller nacheinander in die Mangel nehmen kann. "Dadurch muss die Maschine nicht solange laufen", erklärt der Inhaber der Wäscherei, denn auch die Heißmangel verbraucht Gas. Das wird verbrannt, damit die Wäsche bei 180 Grad geglättet werden kann.
Zwischen 400.000 und 450.000 Kilowattstunden Gas wird die Wäscherei im Jahr verbrauchen. Der Vertrag mit seinem Anbieter läuft noch bis Ende des Jahres und garantiert ihm einen Festpreis von unter fünf Cent pro Kilowattstunde Gas.
Anbieter machen keine Angaben zu Gaspreisen in 2023
Während Lohse die Wäsche sortiert, kommen Angestellte mit einem Transporter an die Hintertür und bringen schon die nächste Wagenladung Schmutzwäsche. Für die Wäscherei könnte sich das Gas trotz gültigem Vertrag verteuern. Denn ab Oktober könnte die Gasumlage durch die Bundesregierung auf Lohses Rechnung draufgeschlagen werden. Aber auch ansonsten hat sich der Gaspreis durch die Folgen des russischen Angriffskriegs stark verteuert. Darum hat sich Lohse bereits bei einigen Anbietern nach den Konditionen für einem Vertrag ab 2023 erkundigt: "Momentan bekommt man keine Aussage von den Energieanbietern", beklagt Lohse, während sich die Mitarbeiter mit einer Fuhre sauberer Wäsche schon wieder auf den Weg zu den Kunden machen.
Kaum Möglichkeiten Gas zu sparen
Große Möglichkeiten Energie einzusparen hat Lohse in seiner Wäscherei nicht mehr. Seine zwölf Angestellten und er arbeiten bereits effektiv. Das Wasser für seine Waschmaschinen erhitzt er mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) auf die nötigen 70 Grad. Das BHKW liefert als "Abfallprodukt", wie Lohse es nennt, den Strom für den gesamten Betrieb. Allerdings wird es mit Gas betrieben. Als er die Wäscherei vor fünf Jahren neu gebaut hat, hat Lohse auch über einen Öl-Betrieb nachgedacht, aber aus Umweltgründen wurde nur Gas genehmigt. Um den Verbrauch weiter zu senken, versucht er ständig die Arbeitsprozesse rund um Trockner, Mangel und BHKW weiter zu optimieren. Er bereitet zum Beispiel die Wäsche durch Vorsortieren so vor, das bestimmte Maschinen ihre Laufzeit reduzieren.
"Momentan würde uns kein neuer Anbieter nehmen"
Ab Januar droht Lohse der Gaspreis-Hammer. Und dann kann er - stand heute - trotz seines auslaufenden Vertrages nicht einmal den günstigsten Anbieter auswählen, denn die Energiekonzerne machen nicht nur keine Angaben zu möglichen Kilowattstundenpreisen: "Momentan würde uns kein neuer Anbieter nehmen, weil unsere Verbräuche zu hoch sind." Lohse müsste also bei seinem jetzigen Anbieter bleiben, egal zu welchen Bedingungen, erläutert er. Inzwischen läuft auch die Mangel per Gas auf 180 Grad erhitzt. Niemand weiß, wie sich der Gaspreis weiterentwickelt. "Ich hoffe, dass er sich nur verdoppelt und nicht noch weiter steigt", sagt Lohse, während er ein Kopfkissenbezug nach dem anderen von der Maschine glätten lässt. Auf der anderen Seite wartet bereits eine Mitarbeiterin, die die Wäsche zusammenlegt.
Bis zu 50 Tonnen Wäsche pro Monat
Sein Klientel sind die kleinen und mittleren Hotels in und um Büsum, Ferienwohnungen, einige Kleinkunden und sogar Privatkunden können ihre Wäsche in der Büsumer Wäscherei abgeben. In der Hauptsaion kommen so bis zu 50 Tonnen Wäsche pro Monat zusammen, das sind etwa 200 Kilogramm pro Stunde. In der Nebensaison sind es noch 30 bis 40 Tonnen. Die Mehrkosten durch die gestiegenen Gaspreise kann Lohse aber nicht im vollem Umfang an seine Kunden weitergeben. Die Preissteigerung wäre zu groß. "Teilweise aber schon, da wir sonst nicht mehr kostendeckend arbeiten könnten", sagt der Wäscherei-Chef.
Alternative Gasbörse
Eine Alternatve für den Gasbetrieb hätte er doch noch. "Wir könnten unser Gas über die Börse beziehen", erklärt Lohse. Über einen Vermittler würde das Gas dann stündlich abgerechnet werden. Aber wie an der Handelsbörse gibt es auch an der Gasbörse Preisunterschiede. "Sobald einer oder Herr Putin vielleicht das Rad ein bisschen dreht, dann explodieren die Preise an der Börse." Außerdem seien die Preise von der Nachfrage abhängig. "Das heißt: tagsüber extrem teurer, nachts günstig. Das würde für uns heißen, wir müssen nachts arbeiten", so Lohse.
Dass die steigenden Energiekosten das Ende seiner Wäscherei bedeuten könnten, will der Chef nicht glauben. Dafür sei er ein zu positiver Mensch, außerdem habe der Betrieb in der Vergangenheit schon Krisen durchgestanden.