Tanzen mit Charlie: Ein Roboter hilft gegen die Einsamkeit
Pflege- und Betreuungskräfte haben häufig wenig Zeit für Bewohnerinnen und Bewohner in Altenheimen. Forscher aus Kiel untersuchen, ob ein Roboter im Altenheim Travetal in Lübeck Abhilfe schaffen könnte.
Der Einsatz von humanoiden Robotern in Pflegeheimen kann die mentale und physische Gesundheit der Bewohner verbessern: Das ist ein Ergebnis des mehrjährigen Pilotprojekts "ROBUST". Robust steht für Robotik-basierte Unterstützung von Prävention und Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen. Für dieses Projekt haben der Verband der Ersatzkassen, die Fachhochschule Kiel sowie zwei vollstationäre Pflegeeinrichtungen der Diakonie in Schleswig-Holstein zusammengearbeitet.
Auch Teil des Projekts: Charlie. Der Roboter ist im Pflegezentrum Travetal in Lübeck im Einsatz. Seit drei Jahren singt, tanzt und quizzt der Roboter mit Senioren mehrmals pro Woche. "Häufig ist es so, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ins Gespräch kommen, der Roboter regt sie dazu an. Dadurch dass sie ins Gespräch kommen, werden sie miteinander verbunden", erklärt Gaby Lenz von der Fachhochschule Kiel. Das sei ein ganz wesentlicher Punkt, meint die Forscherin. Wenn die Senioren in dem Altenheim einziehen, würden sie sich erstmal gar nicht kennen - und wären unter Umständen einsam. "Der Roboter hilft diese Einsamkeit zu überwinden." Durch gymnastische Übungen oder das Tanzen würden die Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims außerdem körperlich und kognitiv fit bleiben.
Roboter unterstützt auch Betreuungskräfte
Auch die Betreuungskräfte werden entlastet. "Sie müssen die Übungen nicht mehr selbst vormachen, haben Zeit sich auf die Bewohner zu konzentrieren und sie zum Beispiel bei den gymnastischen Übungen zu unterstützen", erklärt die Forscherin.
Während der Studie wurden 80 Einzelgespräche mit Betreuungskräften und Gepflegten geführt. Das Ergebnis: Der Roboter bleibt auch nach Ende der Studie im Pflegezentrum Travetal im Einsatz.
Pflegekräfte dringend gebraucht
Laut amtlicher Pflegestatistik ist die Zahl der Pflegebedürftigen in Schleswig-Holstein von 2021 bis 2023 um 12,5 Prozent gestiegen. Der Anteil der Personen in der Tagespflege wuchs sogar um 18 Prozent - auf gut 5.200 Personen. Entsprechend steigt auch der Bedarf an Beschäftigten in der Pflege: Selbst bei konservativen Annahmen werden in Schleswig-Holstein bis zum Jahr 2030 rund 9.000 Pflegekräfte mehr benötigt als noch im Jahr 2020.
