Fit bleiben am Schreibtisch beim Amtsgericht Bad Segeberg
Im Amtsgericht Bad Segeberg trainieren Mitarbeitende ihre Fitness im Büro auf Desk Bike und Walking Pad. Damit soll Rückenproblemen und Krankheitsausfällen vorgebeugt werden.
Wenn Geschäftsführer Heiko Mielke morgens zur Arbeit im Amtsgericht Bad Segeberg (Kreis Segeberg) kommt, schwingt er sich in seinem Büro oft erstmal aufs Fahrrad. Es ist ein sogenanntes Desk Bike: ein Fahrrad ohne Lenker, das unter einen höhenverstellbaren Schreibtisch passt.
Fahrradfahren oder Gehen - und währenddessen konferieren
Ein paar Büros weiter läuft Melanie Moor ihre Kilometer auf einem sogenannten Walking Pad, einer Art Laufband. "Ich könnte jetzt Briefe fertig machen, die ich elektronisch wegschicke, E-Mails verfassen und Video-Konferenzen sind auch möglich, stört ja keinen", sagt sie und lacht. Die übrigen Konferenzteilnehmenden bemerken allerhöchstens die leichte Laufbewegung im Oberkörper. Außer Atem kommt die Justizangestellte nicht: Das Walking Pad ist mit einer Höchstgeschwindigkeit von fünf Kilometern pro Stunde nur fürs Gehen gemacht.
Weniger Bewegung durch die E-Akte
Wie in anderen Gerichten ist auch im Amtsgericht Bad Segeberg die Umstellung auf die E-Akte im Gange, im Grundbuchamt dort ist sie sogar schon abgeschlossen. Weil ab jetzt alle Vorgänge digitalisiert sind, fallen für die 74 Mitarbeitenden viele Laufwege weg, darunter das Aktenholen aus dem Archiv.
Von 4.500 Schritten runter auf 300
"Eine Kollegin aus dem Grundbuchamt hat berichtet, dass sie von 3.500 bis 4.500 Schritten pro Tag mit Einführung der E-Akte auf 300 Schritte runtergegangen ist", erzählt der Geschäftsführer. Über die Jahre hat laut Heiko Mielke dadurch die Zahl der Nacken- und Rückenprobleme in der Belegschaft zugenommen - und die Krankheitszeiten haben sich erhöht.
Lohnt sich die Anschaffung von Sportgeräten für das Büro?
In einem Rechenbeispiel erklärt er den Nutzen des Walking Pad, das vor einem Jahr im Geschäft um die 300 Euro gekostet hat: "Wenn ich einen Beamten habe, für den das Land Beihilfe leisten müsste: Der macht einen Arztbesuch und noch mal zehn Physioanwendungen. Wenn die erspart sind, hat sich bei einem einzigen das Walking Pad schon amortisiert."
Wie kommt die Fitness bei der Arbeit bei den Mitarbeitenden an?

74 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat das Amtsgericht Bad Segeberg. Zehn davon nutzen aktuell das Desk Bike und das Walking Pad. Beide Geräte können jeweils für eine Woche ausgeliehen werden. Die Fitnessangebote insgesamt nutzen zur Zeit 13 Mitarbeitende.
Verschiedene Möglichkeiten, um im Büro fit zu bleiben
Die Gesundheitsbeauftragte, Annika Mielke, ist immer auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten für Sport im Amtsgericht. Zweimal die Woche bietet sie morgens eine halbe Stunde Yoga an. In ihrem Schrank liegen Faszienrollen, Fitnessmatten, Schrittzähler und Rückentrainingsgurte zum Ausleihen. "Ich spreche regelmäßig mit Mitarbeitenden, die auch gern an den Angeboten teilnehmen möchten, weil sie merken, dass sie durch die E-Akte mehr an den Arbeitsplatz gebunden sind und auch mehr körperliche Probleme haben."
Gerichte in SH arbeiten zusammen an Sportangeboten für Mitarbeitende
Das Land Schleswig-Holstein fördert Gesundheitsmaßnahmen, die jedes Gericht nach eigenem Ermessen umsetzen kann. Annika Mielke trifft sich einmal im Jahr mit Gesundheitsbeauftragten anderer Amts- und Fachgerichte in Schleswig-Holstein. Sie tauschen Ideen und manchmal sogar Sportgeräte aus. Das Desk Bike zum Beispiel ist eine Leihgabe der Kollegen vom Landgericht Kiel. Wenn mehr Kolleginnen und Kollegen im Amtsgericht Bad Segeberg das Gerät künftig nutzen sollten, dann wird voraussichtlich ein eigenes Desk Bike angeschafft.
Regeln für Fitnessgeräte am Arbeitsplatz variieren je nach Arbeitgeber
Wer gern ein Fitnessgerät fürs Büro haben möchte, sollte seinen Arbeitgeber darauf ansprechen. Eventuell gibt es entsprechende Förderungen, die dieser nutzen kann. Auf alle Fälle darf das eigene Fitnessgerät nicht ohne Absprache im Büro genutzt werden - zunächst muss die Versicherungsfrage geklärt werden. Und auch da unterscheiden sich die Vorgaben je nach Betrieb stark.
