Feuer auf Öltanker: Spezialkräfte in Kiel üben für Ernstfall
Auf einer Werft in Kiel-Friedrichsort haben Kräfte der Berufsfeuerwehr Kiel am Montag für den Ernstfall trainiert. Das Szenario: Ein Öltanker brennt auf See - so wie im vergangenen Jahr die "Annika" auf der Ostsee vor Kühlungsborn.
Weißer Rauch steigt auf über dem Deck der "Eversand", im Inneren des ausgemusterten Marine-Schiffs sind Flammen zu sehen. Die Crew hat den Tanker bereits verlassen. Schon kurz darauf kommt ein Hubschrauber der Bundespolizei angeflogen. Der "Super Puma" steht präzise in der Luft, der Lärm ist ohrenbetäubend. Sechs Feuerwehrmänner winschen sich aus gut 30 Metern Höhe auf das brennende Schiff ab. Sie sammeln sich auf dem Vordeck.
Szenario: Maschinenraum eines Öltankers brennt
Einsatzleiter Thomas Pahlke gibt kurz darauf per Funk durch: "Rauchentwicklung aus dem hinteren Bereich. Betroffen sind wahrscheinlich der Maschinenraum und die Brücke." Daraufhin legen sich vier der Einsatzkräfte Atemschutzgeräte an und laufen zum Heck. Im Ernstfall wäre der Rauch dort giftig, die Temperaturen bei über 1.000 Grad, erklärt Benjamin Neugebauer von der Berufsfeuerwehr Kiel. Deshalb beginnen die Feuerwehrmänner, den Bereich zu kühlen. Sie montieren Sprinkler, um später den Innenraum betreten zu können.
Übung basiert auf wahrem Einsatz
Der Einsatz auf der "Eversand" ist eine Übung: Der Tanker liegt am Pier einer Werft im Kieler Stadtteil Friedrichsort, der Rauch kommt aus einer Nebelmaschine. Doch die Übung ist realistisch, erklärt der Ausbildungskoordinator Neugebauer.
Öltanker "Annika" brannte im Oktober 2024

Das Szenario bildet den Einsatz auf der "Annika" ab. Der Öltanker brannte im vergangenen Oktober auf der Ostsee vor Kühlungsborn (Mecklenburg-Vorpommern). Der Kieler Feuerwehrmann war bei dem Einsatz dabei. Denn Neugebauer und seine Kameraden sind Teil der "Maritime Incident Response Group" (MIRG). Im Ernstfall werden die Spezialkräfte vom Havariekommando in Cuxhaven alarmiert. Die Erfahrungen vom Einsatz auf der "Annika" gibt der Ausbildungskoordinator nun an seine Kollegen weiter.

Bei der Übung auf der "Eversand" trifft nach etwa einer Stunde Verstärkung ein: Ein zweites Team seilt sich auf der Kieler Förde auf ein Feuerlöschboot ab – bei Böen von teilweise über 15 Knoten herausfordernd für alle Beteiligten, sagt Neugebauer. Das kleine Feuerwehr-Boot legt kurz darauf längsseits an der "Eversand" an. Das Team steigt auf den Tanker über. Neugebauer erklärt: "Wir machen jetzt einen Zeitsprung von fünf bis sechs Stunden. Die Kühlmaßnahmen zeigen Wirkung, jetzt können wir mit dem Innenangriff beginnen."
Viel Rauch: Kaum Sicht für die Feuerwehr
Über die Brücke gehen die Feuerwehrmänner in den Innenraum des Schiffs. Mit schwerem Atemschutz, jeder Atemzug ist zu hören. Sie arbeiten sich Schritt für Schritt, Stockwerk für Stockwerk in Richtung Maschinenraum. Die Nebelmaschine arbeitet, die Männer können kaum die eigene Hand vor ihren Augen sehen. "Feuerschein sichtbar!", ruft plötzlich ein Feuerwehrmann. Immer wieder sind in den Räumen rote Flammen zu sehen. Gelöscht werden muss nichts, kleine Lampen simulieren das Feuer. Die Schläuche sind dennoch mit Wasser gefüllt, sind schwer zu tragen.
Immer wieder hängen Zettel an den Wänden: Sie zeigen Fotos vom Einsatz auf der "Annika". Manchmal müssen die Feuerwehrleute Liegestütze machen, damit sie die Anstrengung im "richtigen" Einsatz nachvollziehen können, sagt Neugebauer.
Gewappnet für nächsten Schiffsbrand auf Nord- und Ostsee
Nach etwa einer Stunde haben die Einsatzkräfte den Innenraum erkundet, alle vorbereiteten Aufgaben und Herausforderungen gelöst. Das Feuer ist aus. Im Ernstfall wie auf der "Annika" dauerte das mehrere Stunden, erzählt Neugebauer. Er ist mit der Übung zufrieden. Seine Kameraden hätten gezeigt, dass sie schnell auf die Aufgaben reagieren und diese lösen können. So, sagte der Ausbildungskoordinator, sind sie nun für den nächsten größeren Schiffsbrand auf Nord- und Ostsee gewappnet.
