Übernimmt das Städtische Krankenhaus Kiel die Imland Kliniken?
Von den Bewerbern für eine Übernahme der Imland Kliniken sind noch drei im Rennen - darunter das Städtische Krankenhaus Kiel. Imlands Generalbevollmächtigter will von den Verantwortlichen nun schnell konkrete Konzepte sehen.
Rainer Eckert kommt viel herum. Überall in Deutschland betreut er mit seiner Kanzlei Krankenhaus-Sanierungen. Bei den insolventen Imland Kliniken im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist er der sogenannte Generalbevollmächtigte, der zusammen mit einem gerichtlich bestellten Sachwalter - einer Art Aufsichtsrat - die Kliniken wieder auf Kurs bringen soll. "Wir wollen eine effiziente und qualitativ gute Versorgung", gibt er die Richtung vor.
Städtisches Krankenhaus Kiel in der engeren Auswahl
13 Bieter gaben bis vergangenen Sonntag (12.2.) bei Reiner Eckert ein sogenanntes indikatives, also eher skizzenhaftes, Angebot für die Übernahme der Kliniken ab - nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein war etwa das UKSH nicht darunter.
Drei der Interessenten sind nun in der engeren Auswahl. Zwei dieser Bieter werden offiziell nicht genannt. Der dritte aber warf ganz offensiv seinen Hut in den Ring - das Städtische Krankenhaus Kiel (SKK).
Kiel stellt erstes Konzept vor
Vor den Abgeordneten stellte Kiels Klinik-Chef Roland Ventzke erste Ideen vor, wie das Zusammengehen der beiden Häuser funktionieren könnte. In Kiel sollen keine Leistungen wegfallen, betont er. Dennoch sei geplant, dass sein Krankenhaus in Zukunft vor allem mit dem Imland Standort in Rendsburg enger zusammenarbeitet. "Die Imland Kliniken haben in Rendsburg beispielsweise eine neurologische Abteilung - haben wir nicht", erklärt Ventzke. "Das wäre für uns eine phantastische Ergänzung!"
Rückendeckung kommt von Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD). "Die Qualität der Versorgung ist besser, wenn man große Einheiten hat, wenn sich Ärztinnen und Ärzte spezialisieren können", sagte er NDR Schleswig-Holstein.
Eckernförde als Krankenhaus vor dem Aus?
Eckernförde würde den Kieler Plänen zur Folge viele seiner Leistungen verlieren. Ventzke würde im Fall einer Übernahme dort die klassische Notfallversorgung abschaffen und auch die bereits geschlossene Geburtshilfe nicht wieder öffnen. Vorstellen könne sich Ventzke in Eckernförde eine stationäre geriatrisch-internistische Versorgung (Innere Medizin und Altersmedizin). Einige stationäre Betten würden in Eckernförde also übrig bleiben.
Dazu sehen die Pläne ein Ärzte-Zentrum vor - inklusive Hebammen-Sprechstunde für werdende Eltern. Diese Pläne stehen im Widerspruch zum Ergebnis eines Bürgerentscheides vom November vergangenen Jahres. Damals hatte sich eine Mehrheit für den Weiterbetrieb des Standortes Eckernförde ausgesprochen.
Hätte Eckernförde überhaupt eine Chance?
Auch abseits des Kieler Angebots scheinen die Chancen für den Erhalt des Imland Standortes Eckernförde als "echtes" Krankenhaus gering zu sein. Das Gesundheitsministerium will sich zu möglichen Zukunftsszenarien für die Imland Kliniken zwar nicht konkret äußern und erst das laufende Verfahren abwarten. Doch offenbar hält man auch dort ein Krankenhaus in Eckernförde für nicht zukunftsfähig.
"Die Krankenhausreform des Bundes - so wie sie jetzt geplant ist - macht den Erhalt des Imland Standortes in Eckernförde nicht wahrscheinlicher", sagte ein Sprecher NDR Schleswig-Holstein. Und der Generalbevollmächtigte Reiner Eckert glaubt, ein Erhalt des Eckernförder Standortes in bisheriger Form könnte die Rettung der gesamten Imland Kliniken gefährden: "Mit zwei Häusern kann das schwierig werden und damit können wir uns Probleme schaffen - auch was den Standort in Rendsburg anbelangt."
Beide Krankenhäuser in den Miesen
Wenn Imland Kliniken und das Städtische Krankenhaus zusammengehen, wäre das eine Verbindung nicht ganz auf Augenhöhe. Denn die Imland Kliniken sind bisher der größere Partner - mehr Betten, mehr Fälle, mehr Personal. Doch in einem sind beide Häuser gleich: Beide machen beständig Verluste. Das Städtische Krankenhaus etwa erwirtschaftete mit Ausnahme von 2020 in den vergangenen zehn Jahren immer Miese. Das Jahr 2021 endete mit einem Verlust von rund 800.000 Euro. Die Imland Kliniken kamen in den vergangenen Jahren sogar nie aus dem roten Bereich.
Finanzierung und Fachkräftemangel belasten Krankenhäuser
Neben der Finanzierung der Häuserist der Fachkräftemangel ein Problem. "Häufig ist es eben so, dass nicht genug Personal zur Verfügung steht, um beispielsweise zwei Standorte voll umfänglich auszulasten und voll umfänglich Leistung auch erbringen zu lassen und auch die Qualität zu halten", meint Eckert und begrüßt es daher, wenn sich Krankenhäuser zusammenschließen und die Versorgung zentralisierter wird. "Mit einem Zusammenschluss würden wir die anstehende Strukturreform viel besser bewältigen können", meint auch Oberbürgermeister Kämpfer.
Imland und SKK arbeiten schon heute zusammen
Imland und SKK arbeiten schon heute im sogenannten 6k-Verbund zusammen - eine Kooperation kommunaler Krankenhäuser in Schleswig-Holstein. 2020 war bereits eine Fusion des Städtischen Krankenhauses Kiel mit dem Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster gescheitert. "Wir sind bereits seit eineinhalb Jahren im Gespräch mit den Imland Klinken", meint Ventzke. Wäre die Insolvenz nicht dazwischengekommen, hätten SKK und Imland möglicherweise schon Mitte dieses Jahres erklärt, fusionieren zu wollen, so Ventzke.
Klarheit Anfang April
Nun könnte es aber deutlich schneller gehen. Bis Ende März werden die drei Angebote auf Herz und Nieren geprüft. Parallel arbeitet Krankenhaus-Sanierer Eckert mit seinem Team an einem Sanierungskonzept für die Imland Kliniken - für den Fall, dass am Ende keiner der Interessenten überzeugen kann. Parallel erhöht er den Druck auf die Kieler Kommunalpolitik und fordert sie auf "ein fixes Angebot" auf den Tisch zu legen. "Wer Geschwindigkeit aufnimmt, wird sicher die besten Karten haben."