Ölunfall im Nord-Ostsee-Kanal zeichnete sich offenbar Tage vorher ab
Nach einem Pipeline-Leck und tonnenweise ausgelaufenem Öl war der Nord-Ostsee-Kanal fast zwei Wochen lang komplett gesperrt. Offenbar hatte sich der große Ölunfall in Brunsbüttel bereits Tage vorher angekündigt.
Es ist das größte Ölunglück seit Jahrzehnten in Deutschland, sagt Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) im Umwelt- und Agrarausschuss des Landtags am Mittwoch. Dort soll er den Abgeordneten Rede und Antwort stehen. Goldschmidt beginnt seine Ausführungen aber nicht mit dem 21. Dezember, als bereits Hunderttausende Liter Rohöl im Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel schwammen. Der Minister beginnt einige Tage vorher, und zwar mit dem 16. Dezember. "Da sind Ölspuren auf dem Nordostseekanal gesehen worden. Die sind dann vom Landesbetrieb Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz als bekämpfungswürdig identifiziert und von der Feuerwehr und vom Technischen Hilfswerk vom Wasser runtergenommen worden", sagt Goldschmidt. Damit war die Sache offenbar erledigt. "Man dachte, die Lage sei unter Kontrolle", so der Minister.
Rohöltanker macht am Elbehafen in Brunsbüttel fest
Am 20. Dezember wird am Abend dann ein Tanker im Elbehafen gelöscht, der Rohöl an Bord hatte. Das Schiff wurde an eine Pipeline angeschlossen, die das Öl zum Tanklager der Raffinerie Heide befördern sollte. "Dann entsteht Druck auf der Leitung, wenn das abgepumpt wird. Das war der Punkt, an dem so viel Druck da war, dass es in dieser Leitung geleckt hat und Öl ausgetreten ist. Am Morgen des nächsten Tages waren dann große Mengen Öl auf dem Kanal und es war relativ schnell klar, dass es sich um Rohöl handeln muss", sagt Minister Goldschmidt. Noch an diesem Tag übernahm das Havariekommando die Einsatzleitung und zog zahlreiche Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein und Hamburg zusammen. Der Kanal blieb für die Reinigungsarbeiten fast zwei Wochen gesperrt.
Leitung aus den 60er-Jahren
Polizei und Staatsanwaltschaft haben noch kein Ermittlungsergebnis mitgeteilt, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Klar ist: Eine Sabotageaktion schließen die Ermittler nach eigenen Angaben aus. Das defekte Pipeline-Stück wurde beschlagnahmt. Laut Umweltminister Goldschmidt stammt die Leitung aus den 60er-Jahren. Der Betreiber muss laut "Rohrfernleitungsverordnung" für den sicheren Betrieb sorgen. In diesem Fall ist das die Raffinerie Heide. Die zuständige Überwachungsbehörde ist der Kreis Dithmarschen. Die Untere Wasserbehörde des Kreises teilte auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein mit, dass es in den vergangenen Jahren keine Mängel an der Pipeline gab. Die letzte Überprüfung wurde im vergangenen Jahr dokumentiert.
Opposition hakt nach
Weil bereits am 16. Dezember erste Ölspuren auf dem NOK gesichtet wurden, fragt der SPD Abgeordnete Thomas Hölck den Minister genauer nach der Pipline. Er will wissen, ob es einen Alarm gegeben hat und ob sich die Leitung auf Schäden selbst überwacht. Darauf gibt der Minister keine Antwort. Annabell Krämer von der FDP-Fraktion stellt fest: "Durch das Unglück gab es einen großen Imageschaden für den NOK, den wir uns nicht leisten können." Sie verlangt ein besseres Krisenmanagement für solche Fälle. Minister Goldschmidt antwortet, man "werde alles dafür tun, dass sich ein solches Szenario nicht wiederhole, weder im Kanal noch in der Elbe und im Wattenmeer." Er will jetzt die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft abwarten und dann klären, ob zum Beispiel Auflagen oder Verordnungen angepasst werden müssen.
Einsatzkosten werden derzeit zusammengestellt
Laut Umweltministerium sind die Säuberungsarbeiten in Brunsbüttel noch nicht ganz abgeschlossen - dies wird wohl noch einige Wochen dauern. Fachfirmen sind damit beschäftigt. Das Havariekommando wird den Einsatz nach eigenen Angaben aufarbeiten - das passiert immer nach solchen Einsätzen. Außerdem werden die Einsatzkosten zusammengestellt. Unterschiedliche Hilfsorganisationen waren im Einsatz. Die Kosten dafür trägt der noch zu ermittelnde Verursacher.