Trump-Wirbel um Ukraine: Helfer in SH lassen sich nicht unterkriegen
Bestürzung, Angst und Sorge - nachdem US-Präsident Donald Trump dem ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj die Legitimation abgesprochen hat, sind viele Ukraine-Helferinnen und -Helfer in Schleswig-Holstein verunsichert.
Erst macht Donald Trump die Ukraine für den andauernden Krieg mitverantwortlich. Dann legt er nach: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sei ein "Diktator ohne Wahlen", behauptet der Präsident der USA. Selenskyj solle besser schnell handeln, sonst werde er kein Land mehr haben, droht der Republikaner. Gleichzeitig verhandeln die USA mit Russland - ohne die Ukraine. Trump strebe eine schnelle Lösung an und hofft auf einen baldigen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine. Diese Nachrichten lösen nicht nur Angst und Sorgen bei Ukrainerinnen und Ukrainern aus, sie sorgen auch für Bestürzung bei denen, die ihnen schon seit bald genau drei Jahren helfen.
Große Verunsicherung unter Ukrainerinnen und Ukrainern
Vanessa Holdysz ist ehrenamtliche Geschäftsführerin des "Freunde helfen! Konvois" (Fh!K) in Husum (Kreis Nordfriesland) und bestürzt über die Aussagen von Trump: "Es macht die Menschen entsetzt, fassungslos, bestürzt. Ängste sind im Raum - ganz große." Die Organisation ist seit 2010 für soziale und humanitäre Hilfe in Ländern wie der Ukraine aktiv. Sie bringen vor allem ausrangierte, aber funktionsfähige medizinische Geräte und Hilfsgüter in bedürftige Regionen.
Verunsicherung beobachtet auch Alexander Rose, Regionalleiter Meldorf (Kreis Dithmarschen) der hoelp gGmbH. Die Rückmeldungen von Ukrainerinnen und Ukrainern, mit denen Rose in sozialen Projekten in Deutschland viel zu tun hat, zeigen, "dass auch eine Angst besteht, dass jetzt Ausweisungen stattfinden, dass sie wieder schneller in ihr Land zurück müssen und da eine sehr, sehr große Verunsicherung - sowohl in der Ukraine wie auch hier bei den Menschen - herrscht."
Hilfskonvois kommen nur noch schwer in die Ukraine rein
Die gemeinnützige Organisation hoelp fährt weiterhin regelmäßig in die Ukraine - es wird aber zunehmend schwieriger für die Kuriere in das Land rein- und rauszukommen, wie Rose erklärt. Dadurch wird es immer problematischer, die Menschen im ländlichen Bereich mit Hilfsgütern zu versorgen. Rose berichtet, dass es vor allem an Lebensmitteln mangelt. 350 Tonnen an Hilfsgütern haben sie bis jetzt schon an die ukrainische Grenze zu einer Partnerorganisation gebracht.
Rose wünscht sich von den Politikern in Deutschland und Europa, dass man die Menschen nicht im Stich lässt - auch angesichts solcher Aussagen von Trump. Das unterstützt auch Vanessa Holdysz von !Freunde helfen! Konvois!: "Als der Krieg damals begann, war uns bewusst: Das wird kein Sprint - das wird ein Marathon. Wir werden helfen, solange man uns braucht - bis weit über den Wiederaufbau hinaus."
Spendenbereitschaft zuletzt durchwachsen
Von den Aussagen des US-Präsidenten will sich auch Hans-Peter Goldnick, Senior-Chef des Hornbrooker Hofes in Nehms und Rotary-Club-Mitglied in Bad Segeberg, nicht einschüchtern lassen. Seit vergangenem Jahr ist Goldnick mit mehreren Hilfskonvois fast monatlich in die Ukraine gefahren - und das soll auch so weitergehen. Der Widerstand in der Ukraine sei ungebrochen, wie er bei seiner letzten Konvoifahrt Ende November beobachten konnte - das motiviere auch die Helferinnen und Helfer im Kreis Segeberg.
"Wir sind ungebremst. Wir machen da weiter. Es kann mir keiner erzählen, dass dieser Weg, den Trump und seine Kollegen da bestreiten wollen, dass das der richtige Weg ist." Hans-Peter Goldnick, Rotary Club Bad Segeberg
Das beobachtet auch Alla Pufahl aus Nortorf bei Neumünster. Seit 2022 sammelt die gebürtige Ukrainerin und Lehrerin an der Gemeinschaftsschule Nortorf Spenden und war schon ein paar Mal selbst vor Ort. Auch sie lässt sich nicht abbringen und will als nächstes einen Bus für Schulkinder organisieren.
Kann mehr Aufmerksamkeit auch positiv sein?
Goldnick geht davon aus, dass die Diskussion um die Trump-Aussagen der Ukraine mehr Aufmerksamkeit bescheren könnten - und damit dann auch wieder mehr Spenden gesammelt werden. Anfang Januar habe er eher eine verhaltene Spendenbereitschaft beobachtet, jetzt merke er bei seinen Freunden, dass die Bereitschaft da ist, so Goldnick.
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