LNG-Terminal Brunsbüttel: Weiter Diskussionen um Lärm
Nachdem sich Anwohner über ein lautes Brummen sowie die Dauerbeleuchtung des Umwandlungsschiffes beschwert hatten, will der Betreiber des schwimmenden LNG-Terminals in Brunsbüttel reagieren. Auf die Ankündigung der Firma RWE reagieren die Betroffenen aber skeptisch.
Rund 800 Bürgerinnen und Bürger leben im Wohngebiet Brunsbüttel-Süd. Typisch für die Südseite - wie die Brunsbütteler das Viertel nennen - sind gepflegte und teilweise liebevoll restaurierte ältere Einfamilienhäuser in Klinkerbauweise. Viele mit einem kleinen Garten und in ruhigen Nebenstraßen. Doch mit der Ruhe ist es in dem Wohngebiet erstmal vorbei. Der Grund: das einige hundert Meter entfernte LNG-Terminal. Anwohner Axel Wendt berichtet von einem dauerhaften Brummen: "Wir können hier nicht bei offenem Fenster schlafen, so laut ist das. Und Kaffee trinken bei schönem Wetter draußen ist auch nicht möglich."
Auch Christian Barz ärgert sich über den Lärm von dem riesigen LNG-Umwandlungsschiff. "Geplant ist ja, dass das Umwandlungschiff nochmal verlegt wird an einen neuen Anleger, und damit rückt das Terminal dann nochmal 100 Meter näher an die Wohnhäuser heran, und dann wird das natürlich noch unerträglicher." Ein weiteres Problem ist laut Barz die dauerhafte Beleuchtung des Terminals. Die sei sehr hell, und bei bestimmten Wetterlagen sei dann der ganze Himmel erleuchtet, auch das störe die Anwohner, so Barz.
RWE entschuldigt sich
Auf einer öffentlichen Infoveranstaltung, zu der der Bauauschuss der Stadt Brunsbüttel und der Ortsbeirat Brunsbüttel-Süd eingeladen hatten, nimmt der Terminal-Betreiber RWE erstmals öffentlich Stellung zu der Kritik der Anwohner. Projektleiter Henning Joswig sagte gleich zu Beginn seiner Ausführungen, er bedauere die Unannehmlichkeiten für die Anwohner und er entschuldige sich dafür. RWE habe mit dem Lärm in dieser Form auch nicht gerechnet. Auch Messungen von einem unabhängigen Gutachter hätten ergeben, dass die Dezibel-Werte deutlich über den erwarteten Werten liegen würden. RWE nehme die Sorgen der Bürger ernst und werde sich nun kümmern, so der Projektleiter.
Grund für den Lärm
Das dauernde Brummen liege daran, dass das Umwandlungsschiff große Mengen LNG an Bord habe, dieses aber noch nicht in das Netz einspeisen könne, erklärt der RWE-Projektleiter. Die landseitigen Anlagen im Elbehafen seien noch nicht ganz fertig. Die Folge: Gasfeuerungsanlagen und Kühlaggregate müssen eingesetzt werden, um sogenanntes Boil-Off Gas aus den Tanks des Umwandlungschiffes zu entfernen. Und dabei entsteht laut RWE der unerwartet hohe Lärm.
Sofortmaßnahme: Das Umwandlungsschiff legt nochmal ab
Damit kurzfristig erstmal wieder Ruhe einkehrt in dem Wohngebiet, soll das rieisige Umwandlungschiff nochmal wieder ablegen. Das soll voraussichtlich noch in dieser Woche passieren. Diese Sofortmaßnahmen gab RWE auf der Infoveranstaltung bekannt. Mitte des Monats werde das Umwandlungsschiff dann zurück kehren, so RWE-Pressesprecher Jan Peter Cirkel. Wenn die letzten Arbeiten an der landseitigen Anbindung und an der Pipeline abgeschlossen sind, brauche man nochmal gut zehn Tage für eine Testphase. Wenn alles Tests beendet sind, kann der lang erwartete Regelbetrieb beginne. "Wenn wir im Regelbetrieb sind - also regasifizieren und ins Netz einspeisen können - gehen wir davon aus, dass das Problem erledigt ist," so der RWE-Sprecher.
Fronten bleiben verhärtet
Nach langen Vorträgen der RWE-Vertreter bleiben viele der 150 Besucherinnen und Besucher der Infoveranstaltung skeptisch. Die aus Essen angereisten Fachleute des Konzerns müssen sich viele kritische Fragen gefallen lassen. So verstehen einige Anwohner nicht, warum RWE erst so spät auf die Kritik reagiert hat. Erst nach Leserbriefen und nachdem sich Kommunalpolitiker und Brunsbüttels Bürgermeister Martin Schmedtje (parteilos) eingeschaltet hätten, sei Bewegung in die Sache gekommen, so ein Anwohner.
Anwohner fordern bessere Kommunikation
Christian Barz fordert eine bessere und direktere Kommunikation von RWE mit den betroffenen Bürgern. "Ich erwarte, dass Sie telefonisch erreichbar sind, zum Beispiel eine Hotline, auch am Wochenende, wenn es hier zu laut ist. Und nicht, dass ich am Freitag eine E-Mail schreibe, und erst am Montag eine Antwort bekomme." RWE-Projektleiter Henning Joswig sagte, das könne RWE leider nicht leisten. Man wolle sich um die Probleme der Anwohner kümmern, könne aber keine Erreichbarkeit rund um die Uhr zusagen. Auch die Forderung nach einem konkreten Ansprechpartner vor Ort für die Bürgerinnen und Bürger lehnte RWE ab.
Bürgermeister richtet E-Mail-Anschrift ein
Brunsbüttels Bürgermeister Martin Schmedtje sagte, die Stadt wolle an der Stelle helfen. Im Rathaus gebe es jetzt eine E-Mail-Anschrift, dort könnten Anwohner ihre Beschwerden hinschicken, die Stadt wolle diese Mails dann sammeln und an RWE weiterleiten. Er könne sich aber nicht rund um die Uhr darum kümmern, so der Bürgermeister, das sei schließlich Sache des Betreibers. Er richtet aber auch einen Appell an die Firma RWE. "Sie werden sich an ihren Aussagen und Versprechungen messen lassen müssen. " Wenn es wider Erwarten weitere Probleme, will sich Schmedtje weiter darum kümmern, und RWE direkt ansprechen. Vielleicht werden man jetzt ja öfter zu Inforveranstaltungen zusammen kommen, so Brunsbüttels Bürgermeister.
Gemischte Reaktionen
Einige Anwohner verlassen schon vor dem Ende der dreistündigen Infoveranstaltung die Sporthalle-Süd. Eine Frau sagte: "Die vertrösten uns doch nur, da wird geredet und geredet und bringt ja nichts. Deshalb bin ich aufgestanden, weil ich weiß, es bringt mir nichts." Ein Mann sieht das etwas anders. Er ist mit den Aussagen von RWE durchaus zufrieden. Man wisse nun, dass ein Ende in Sicht sei, damit könne er eigentlich leben, so der Anwohner. Sehr deutlich wird eine weitere Anwohnerin von der Brunsbütteler Südseite. Sie sagt, sie habe kein Vertrauen. Das sei ihr alles zu schnell gegangen mit dem LNG-Terminal. "Dass da was gemacht werden muss, in Sachen Lärm, das wissen wir alle. So geht das auf Kosten der Gesundheit von uns Bewohnern auf der Südseite."
RWE will guter Nachbar werden
RWE-Projektleiter Joswig hatte einen schweren Stand auf der Infoveranstaltung in Brunsbüttel. Neben den konkreten Aussagen betonte er mehrfach, man bemühe sich, den Lärm zu reduzieren. RWE wolle ein guter Nachbar in Brunsbüttel-Süd werden, so Joswig. Schließlich wolle man das schwimmende LNG-Terminal auch einige Jahre lang betreiben. Erst 2026 soll das schwimmende LNG-Terminal durch ein festes Terminal in Brunsbüttel abgelöst werden, und das soll weiter östlich gebaut werden, also weiter weg von den Wohnhäusern in Brunsbüttel-Süd.