Ein zweites Leben für Legehennen in Lübeck
In Schleswig-Holstein legt eine Legehenne im Durchschnitt 290 Eier im Jahr. Wenn sie nach rund einem Jahr weniger Eier legen, werden sie meist geschlachtet. Für einige von ihnen gibt es aber ein Leben nach der Eierproduktion.
Sechs Hühner leben bei der Lübeckerin Laura Pingel aktuell im Wohnzimmer. Die 29-Jährige hat die ausgedienten Legehennen bei sich aufgenommen und pflegt sie wieder gesund. Die Hühner haben teilweise kaum Federn, fressen nicht oder humpeln. Daher können sie gerade noch nicht draußen im Garten leben, erzählt die Sozialpädagogin.
Verein "Rettet das Huhn" hat schon über 100.000 Tiere gerettet
In vielen Betrieben haben die Legehennen kaum Platz. Durch den Stress picken sie sich gegenseitig die Federn aus. Andere kommen laut Laura Pingel nicht mehr an die Futterstellen. Dadurch seien sie so dünn, dass sie an ihrem Lebensende nur noch zu Tierfutter oder Brühwürfeln verarbeitet werden können. Seit zwei Jahren ist sie ehrenamtlich für den Verein "Rettet das Huhn" tätig.
Vier unterschiedliche Haltungsformen sind zugelassen
Die Hühner werden unter verschiedenen Bedingungen gehalten. Es gibt ökologischer Erzeugung, Freilandhaltung, Bodenhaltung oder die Kleingruppenhaltung. Letztere ist ab 2025 in Deutschland untersagt. Die genaue Haltungsform können Verbraucher anhand des Codes auf dem Ei erkennen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes werden bundesweit etwa 62 Prozent der Eier in Bodenhaltung produziert. Dabei werden die Tiere im Stall gehalten, bis zu neun Tiere pro Quadratmeter sind erlaubt. Es ist auch möglich, die Tiere auf bis zu vier Etagen zu halten – dann sind 18 auf einem Quadratmeter rechtlich zulässig. Die Ställe haben Legenester, Sitzstangen und ein Teil des Stalls ist eingestreut.
Ein zweites Leben für ehemalige Legehennen
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben im Jahr 2020 mehr als 42 Millionen Legehennen in Deutschland Eier produziert. Etwa 19.000 Tiere übernimmt der Verein "Rettet das Huhn". Die Tiere werden bundesweit an sogenannte Pflegestellen übergeben. In Schleswig-Holstein hat Laura Pingel eine von drei Pflegestellen insgesamt. Dort brauchen die Tiere im Durchschnitt sechs Monate, um sich zu erholen: "Innerlich blühen die total schnell auf. Diese Hühner haben noch nie Einstreu gehabt, zum drinnen scharren, die hatten noch nie Heu, wo sie sich ein Nest bauen konnten für ihr Ei." Wenn sie wieder fit sind, werden sie an private Haushalte weitervermittelt.
Voraussetzungen für Hühner-Partnerschaft
Neue Hühnerpaten müssen einen eigenen Stall im Garten haben, der die Tiere vor Gefahren schützt und genug Auslauf bietet. Außerdem dürfen die Hühner nicht mehr zur Eierproduktion, Vermehrung oder zum Verkauf verwendet werden. Dazu kommen Futter, Wasser und eventuelle Tierarztkosten. Trotz Hühner-Rente legen die Tiere im Durchschnitt übrigens etwa fünf Eier pro Woche.