Jünger und motivierter - Aufbruchstimmung im neuen Landtag
Nach fünf Jahren Großer Koalition in Niedersachsen hat sich der neue Landtag konstituiert. Nicht nur die neue rot-grüne Landesregierung fällt auf, sondern auch die Aufbruchstimmung im Parlament.
Wenngleich an diesem Dienstag auch einige altbekannte Gesichter in den Reihen des Plenarsaals zu sehen waren, zeichnete sich ein anderes Bild: ein jüngeres, diverseres. Während CDU-Wahlverlierer Bernd Althusmann inzwischen in den hinteren Reihen seiner Fraktion zu finden ist, wurden die Plätze neu durchmischt. Ganz vorne sitzt der neue und jüngere Fraktionschef Sebastian Lechner, neben ihm die Parlamentarische Geschäftsführerin Carina Hermann. Sie ist Neuling in der Fraktion, aber keinesfalls schüchtern.
Hermann verschafft sich Respekt
Als erste Abgeordnete ergriff sie das Wort, um auf die AfD zu reagieren. Klaus Wichmann hatte SPD, CDU und Grünen vorgeworfen, Steuergelder zu verschwenden. Anlass war die Diskussion darum, das Präsidium auszuweiten. Doch Hermann ließ der Kritik keinen Raum und verschaffte sich gleich am ersten Tag in allen Fraktionen Respekt - vor allem auch in ihrer eigenen. Denn in den CDU-Reihen zeigte man sich vor der Sitzung schon mal skeptisch, ob eine Frau ohne Landtagserfahrung den Job der Parlamentarischen Geschäftsführerin ausfüllen könne.
Stunde der Frauen - aber Frauenquote im Landtag weiter gering
Ohnehin war es ein Tag, an dem die Stunde der Frauen schlug - auch wenn sich die Frauenquote im Landtag kaum merklich erhöht hat. Erst zum zweiten Mal in der niedersächsischen Geschichte wurde eine Frau in das Amt der Landtagspräsidentin gewählt. Hanna Naber übernimmt den Posten von ihrer SPD-Kollegin Gabriele Andretta. "Die Freude ist sehr groß", sagt Andretta. Sie gebe den Landtag an eine Frau ab, die das Parlament allen Menschen zugänglich mache und die ebenso für die Rechte von Frauen kämpfe. Dann sagt sie: "Wir müssen uns als Gesellschaft in Erinnerung rufen, dass wir auf den Schultern von starken Frauen stehen." Das findet offenbar bei vielen Frauen Anklang. Auch bei Evrim Camuz (Grüne), die der alten und neuen Landtagspräsidentin ihre Anerkennung zollte.
Naber wirbt für gute Gepflogenheiten im Parlament
Landtagspräsidentin Naber gilt innerhalb der SPD als diejenige, der es gelinge, die starke AfD im Parlament im Zaum zu halten. So macht Naber auch schon in ihrer Antrittsrede deutlich, dass sich die Abgeordneten vor allem einer Sache verpflichtet hätten: Dem Volk und nicht dem Zorn.
Fotos für die Ewigkeit
Ein nachdenklicher Anlass, aber eben auch ein festlicher. Und den schienen viele für die Ewigkeit festhalten zu wollen, so auch Sozialministerin Daniela Behrens mit ihren neuen SPD-Kabinettsmitgliedern. So zückte sie ihr Telefon in einer SPD-roten Hülle und machte ein Selfie mit Justizministerin Kathrin Wahlmann und Wissenschaftsminister Falko Mohrs.
Nicht nur junge Abgeordnete, sondern auch junge Kabinettsmitglieder
Der gehört übrigens ebenfalls zu den neuen Jungen. Immerhin ist der neue Minister mit 38 Jahren eines der jüngsten Kabinettsmitglieder. Zusammen mit Julia Willie Hamburg (Grüne), der neuen Vize-Ministerpräsidentin und Kultusministerin, gehört er zu den unter 40-Jährigen. Und das könnte dem dritten Kabinett von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) durchaus einen ganz neuen Anstrich verleihen.