Kinder als Influencer inszenieren? Rot-Grün fordert Regeln
Mit Familien-Videos lässt sich auf Youtube, Instagram und in anderen sozialen Medien viel Geld verdienen. Rot-Grün hat im Niedersächsischen Landtag gefordert, Kinder besser vor der Vermarktung des Privatlebens zu schützen.
"Auch in den sozialen Netzwerken haben Kinder das Recht auf Schutz vor Ausbeutung und auf Achtung ihrer Privatsphäre", sagte die Grünen-Abgeordnete Swantje Schendel am Freitag im Landtag. Ereignisse wie Geburtstage und Einschulungen seien für Influencer-Familien attraktiv und lukrativ. Wirksame Mechanismen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen gibt es Schendel zufolge bisher nicht. Auch "emotionale Ausnahmesituationen wie Angst, Scham oder Traurigkeit" zu zeigen, ist Schendel zufolge alltäglich. Laut Experten könnten die Aufnahmen die Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigen, zu Bindungsstörungen führen und ihre Sicherheit und Privatsphäre gefährden. Der Antrag von Rot-Grün sieht nach dem Vorbild Frankreichs vor, dass Eltern eine behördliche Erlaubnis einholen sollen, wenn sie als Familien-Influencer tätig sein wollen. Zudem soll ein Teil der Einnahmen auf einem Konto für das Kind hinterlegt werden müssen.
CDU: "Kinder sind keine Accessoires ihrer Eltern"
Die oppositionelle CDU zeigte sich offen für den Vorschlag. Es könne nicht sein, dass Kinderarbeit in der digitalen Welt scheinbar niemanden interessiere, sagte die CDU-Abgeordnete Laura Hopmann. Sie betonte: "Kinder sind keine Accessoires ihrer Eltern." Ihrer Meinung nach sollten Eltern ihre Kinder am besten komplett aus Bildern in sozialen Medien heraushalten. Die AfD-Abgeordnete Vanessa Behrendt hingegen sagte: "Eltern müssen selbst entscheiden, was am besten für ihre Kinder ist und was nicht."
Influencing - ein "Milliardengeschäft"
Die Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes aus Osnabrück spricht beim Influencing von einem Milliardengeschäft, das vor allem über die Bewerbung von Produkten finanziert wird. Durch das Zeigen der Kinder werde den Zuschauern das Gefühl vermittelt, ein Teil der Familie zu sein: "Sie sehen den Kindern beim Aufwachsen zu; wissen, wann sie Geburtstag haben; was sie zu Weihnachten bekommen und wann sie krank sind. Sie kennen ihre Hobbys und Schulnoten", heißt es in dem Report. Das Einkommen der Eltern hänge dabei von der Mitwirkung der Kinder ab, was die Eltern zu Arbeitgebern ihrer Kinder mache. Die Organisation kritisiert: "Obwohl einige Regelungen klar anwendbar wären, wie etwa die Verbote, Kinder zur Schau zu stellen oder Kinder unter drei Jahren zu beschäftigen, greifen Aufsichtsbehörden nicht ein."