VW-Beschäftigte bangen: So sind die zehn Standorte aufgestellt
Volkswagen steckt in der Krise. Wegen zu geringer Gewinne will der Konzern seinen Sparkurs verschärfen. Ein mögliches Resultat: Werksschließungen. Eine Übersicht über die zehn Standorte in Deutschland.
VW-Beschäftigte bangen um ihre Arbeitsplätze. Anfang September hatte der Konzern den Weg für betriebsbedingte Kündigungen freigemacht, indem er die seit rund 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufkündigte. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte den Wolfsburger Autobauer aufgefordert, alle Standorte zu erhalten. Vergangenen Woche erklärte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der bei VW im Aufsichtsrat sitzt, dass es noch keine konkreten Pläne zu Standortschließungen gebe. Von den zehn deutschen VW-Werken befinden sich sechs allein in Niedersachsen. Wie sind die Standorte aufgestellt?
Karte: VW-Werke in Deutschland
Wolfsburg
Das VW-Stammwerk in Wolfsburg gilt als die größte zusammenhängende Autofabrik der Welt. Rund 62.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Gefertigt werden Golf, Tiguan und Touran. Zuletzt liefen im Jahr rund 500.000 Fahrzeuge vom Band - damit ist das Werk nur zur Hälfte ausgelastet.
Hannover
Am Standort in Hannover-Stöcken sind rund 14.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Gebaut werden der Multivan und der vollelektrische ID. Buzz. Seit 2020 baut VW Personal in dem Werk ab - allerdings ohne Entlassungen. Frei werdende Stellen werden nicht nachbesetzt. 3.000 Arbeitsplätze fielen bereits weg. Bis 2029 sollen weitere 2.000 folgen.
Emden
Im VW-Werk Emden arbeiten rund 8.600 Menschen. Mit mehr als einer Milliarde Euro hatte Volkswagen das Werk zu einem reinen Elektro-Standort umgebaut. Der ID.4 und ID.7 werden dort produziert. Wegen der zuletzt schwachen Nachfrage nach E-Autos hatte VW die Produktion zeitweise gestoppt.
Osnabrück
Am Standort Osnabrück arbeiten rund 2.300 Menschen. Dort werden vor allem Fahrzeuge für die Konzernschwester Porsche produziert: Boxster und Cayman. Das letzte VW-Cabrio, der T-Roc, wird ab 2025 nicht mehr produziert.
Braunschweig
Das Komponentenwerk in Braunschweig gilt als älteste VW-Fabrik überhaupt. Rund 7.200 Menschen arbeiten dort. An drei Standorten in der Stadt werden unter anderem Achsen, Bremsscheiben und Lenkungen hergestellt. Auch bei der E-Mobilität spielt der Standort eine wichtige Rolle: Seit 2013 entstehen dort die Batteriesysteme, die in den E-Autos verbaut werden.
Salzgitter
Rund 6.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt das Motorenwerk in Salzgitter. 2023 wurden dort mehr als 800.000 Benzin- und Dieselmotoren produziert. Direkt neben dem Werk lässt VW die erste eigene Batteriezellfabrik errichten. Ab 2025 soll die Produktion anlaufen.
Kassel (Baunatal)
Das Komponentenwerk im hessischen Baunatal ist weltweit das größte des Konzerns - und mit 16.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zweitgrößte deutsche Standort nach Wolfsburg. Dort werden Getriebe und Abgasanlagen für Verbrenner sowie die E-Motoren für die Elektro-Modelle produziert. Zudem entstehen in einer eigenen Gießerei Teile für Karosserie und Fahrgestell. Zum Standort gehört auch das größte Ersatzteillager Europas, das Originalteile von VW, Audi, Škoda und Seat weltweit vertreibt.
Zwickau
Der Standort im sächsischen Zwickau gilt als Leitwerk der E-Mobilität im Konzern. Für rund 1,2 Milliarden Euro hatte VW die Autofabrik komplett auf Elektro umgestellt - noch vor Emden. An dem Standort arbeiten rund 9.500 Menschen. Wegen schwacher Nachfrage nach E-Autos wurden bereits Schichten gestrichen und befristete Verträge nicht verlängert.
Chemnitz
Im Motorenwerk im sächsischen Chemnitz sind rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. 2023 wurden dort 690.000 Motoren gefertigt - ausschließlich für Benziner.
Dresden
Die "Gläserne Manufaktur" in Dresden (Sachsen) ist der kleinste VW-Standort. Rund 340 Menschen arbeiten dort. Der ID.3 wird seit 2021 in geringer Stückzahl montiert. Der Konzern denkt offen über ein Ende der Fahrzeugproduktion an diesem Standort nach. Das Werk könnte zu einem Auslieferungszentrum umgebaut werden.