Streit um Sparpläne bei VW: Weil fordert zügige Gespräche
Im Streit um die Sparpläne bei Volkswagen hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in Emden zügige Gespräche zwischen Management und Arbeitnehmerseite gefordert.
Beide Seiten müssten an einem Tisch gemeinsam Lösungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit bei dem Konzern finden, sagte Weil nach seinem Besuch des VW-Werks am Mittwoch. "Das ist die klare Erwartung, die das Land Niedersachsen jetzt hat, an das Management, auch an die Interessenvertretung der Arbeitnehmerschaft: Sehr schnell jetzt zu beginnen, miteinander Klartext zu reden."
Weil: Keine konkreten Pläne, dass Standorte schließen werden
In Emden hatte Weil mit dem Betriebsrat gesprochen. Für den Standort sieht der Ministerpräsident gute Zukunftschancen: Rund eine Milliarde Euro sei investiert worden, um das Werk für den Bau von E-Autos fit zu machen, so Weil. E-Autos würden zukünftig eine wichtige Rolle spielen, weil ab 2027 die Preise für fossile Brennstoffe stark steigen könnten. Zudem gebe es bisher keine konkreten Pläne, dass bestimmte Standorte geschlossen werden. VW hatte angekündigt, den Sparkurs bei der Kernmarke VW zu verschärfen, auch Werksschließungen werden nicht länger ausgeschlossen.
Karte: VW-Werke in Deutschland
Ab Juli 2025 sind betriebsbedingte Kündigungen möglich
Nachdem Volkswagen den verschärften Sparkurs in der vergangenen Woche angekündigt hatte, hat der Konzern die seit rund 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung nun aufgekündigt. Dadurch sind ab Juli 2025 betriebsbedingte Kündigungen möglich, wie der Wolfsburger Autokonzern mitteilte.
Emder Betriebsrat: "Werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen"
Auch der Emder Betriebsrat sprach sich für zügige Gespräche mit dem Management aus. Durch das Aufkündigen der Job-Garantie sei Vertrauen gebrochen worden, so Herbert de Vries, der stellvertretende Emder Betriebsratsvorsitzende. "Wir müssen zusammen an einen Tisch kommen." Die Belegschaft setze auf die Unterstützung des Ministerpräsidenten. Es müsse darum gehen, der Belegschaft Ängste zu nehmen. "Wir werden definitiv um jeden Arbeitsplatz kämpfen", machte de Vries deutlich.
Cavallo: "Das ist ein historischer Tabubruch"
Kämpferisch gibt sich auch die VW-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo. "Das ist ein historischer Tabubruch. Und den lassen wir uns nicht gefallen", sagte Cavallo dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Wir machen keine Werke dicht. Wir wollen eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung."
Forderung: E-Auto-Prämie für private Autokäufer
An dem Standort in Emden arbeiten rund 8.000 Menschen. In den vergangenen Jahren wurde die Fabrik zu einem reinen Werk für die E-Auto-Produktion umgebaut. Die Nachfrage nach Elektroautos brach allerdings ein - auch weil die Kaufprämie in Deutschland Ende 2023 gestrichen wurde. Das Werk in Emden war deshalb zuletzt nicht ausgelastet. Bei seinem Besuch sprach Ministerpräsident Weil davon, dass private Käuferinnen und Käufer von E-Autos unterstützt werden müssten, um den Absatz von deutschen Elektroautos wieder anzukurbeln. Ähnlich äußert sich Daniela Cavallo: "Aus unserer Sicht sollte die im Dezember beendete E-Auto-Kaufprämie auch für private Haushalte wieder gewährt werden. Besser gestern als heute. Das wäre für uns immens wichtig", sagte Cavallo dem "Focus".