Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) © picture alliance/dpa Foto: Christoph Schmidt
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) © picture alliance/dpa Foto: Christoph Schmidt
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) © picture alliance/dpa Foto: Christoph Schmidt
AUDIO: Müller: "Wir haben ein Gesamtproblem in der Automobilbranche" (6 Min)

"Wir können in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig Autos produzieren"

Stand: 09.09.2024 13:14 Uhr

Die Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, hat sich im Interview bei NDR Info zur Krise bei Volkswagen geäußert. Sie forderte für die gesamte Branche bessere Standortbedingungen für die Produktion in Deutschland.

Die wirtschaftlich angespannte Situation von VW sei kein Einzelfall in der Automobilindustrie: "Wir haben eine schwächere Nachfrage. Wir sind immer noch mit den Zahlen vor dem Coronakrisen-Niveau und das zweite Thema ist: Die Autos von deutschen Herstellern sind zwar nach wie vor begehrt, allerdings sind die Produktionskosten im Inland sehr teuer", sagte Müller.

Politik bekämpfe nur Symptome, nicht die Ursachen

Man weise in Deutschland und Europa schon seit längerer Zeit darauf hin, dass die Politik bisher nur Symptome bekämpfe und keine Ursachen. Laut der VDA-Chefin sind die Energie- sowie Bürokratiekosten in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern enorm hoch. "Die Arbeitskosten sind natürlich auch sehr hoch wenn man das international vergleicht." Insgesamt könne man in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig Autos produzieren.

Weitere Informationen
Die Volkswagen-Elektroautos ID.3 (l) und ID.4 stehen bei einem Pressetermin auf einer Transportplattform in einem Autoturm der Autostadt. © picture alliance Foto: Peter Steffen

Volkswagen in der Krise - haben deutsche Autos noch eine Zukunft?

Ein drastisches Sparprogramm soll Europas größtem Autohersteller wieder auf die Beine helfen. Welche Folgen hat das? mehr

Müller betonte, dass die Branche die klimaneutrale Mobilität ermöglichen wolle. "Aber wir haben auch harte Ziele von der Politik bekommen. Insbesondere aus Brüssel. Das heißt, wir müssen die Produktionen jetzt auch umstellen. Es ist aber in der Tat richtig, dass die Verbraucher noch zögerlich sind. Das ist auch etwas anders als in China, wo viele das erste Auto kaufen mit einer gut ausgebauten Ladeinfrastruktur." In Deutschland und Europa sei die Umstellung eine Herausforderung. Deshalb sei es vor allem wichtig, dass in Deutschland die Ladeinfrastruktur ausgebaut und die Preise für das Laden von Elektroautos angepasst würden.

Müller: "Steueranreize wären ein wichtiger Schritt"

Insgesamt würden politische Entscheidungen, wie die Abschaffung der Prämie für E-Autos, den Markt natürlich auch mit beeinflussen. "Deshalb müssen wir jetzt Vertrauen wieder aufbauen, Verlässlichkeit aufbauen." Die Bundesregierung hatte vergangene Woche neue Steueranreize für E-Autos auf den Weg gebracht. Dies sei ein wichtiger Schritt, betonte Müller. "Aber insgesamt müssen wir uns jetzt ernsthaft mit diesen Standortfaktoren befassen. Wir sollten nicht so tun, als ob das ein hausgemachtes Problem eines Unternehmens ist, sondern die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas steht auf dem Spiel." Andere Länder würden nicht schlafen, sondern an diesen Faktoren arbeiten. Genau das, müsse man jetzt ebenfalls tun, so die VDA-Chefin.

Weitere Informationen
Eine VW-Werbung in Beijing, China. © picture alliance / Antonio Pisacreta/ROPI Foto: Antonio Pisacreta
5 Min

VW mit Absatzproblemen in China - das Ende einer Ära?

Seit 40 Jahren ist VW in China aktiv und war dort lange die Nummer eins unter den Autobauern. Doch inzwischen hat der chinesische Autokonzern BYD VW überholt. 5 Min

Das VW-Werk in Wolfsburg. © Screenshot
5 Min

Krise bei Volkswagen: Vier-Tage-Woche als Rettungsanker?

Für ein solches Modell müssten allerdings sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber bereit sein. 5 Min

Daniela Cavallo bei einer Betriebsversammlung von Volkswagen. © Moritz Frankenberg/dpa Pool/dpa Foto: Moritz Frankenberg

Betriebsratschefin Cavallo: "Aus meiner Sicht gab es Strategiefehler"

25.000 Beschäftigte kamen zur VW-Betriebsversammlung in Wolfsburg. Die IG Metall sagte: "Massenentlassungen müssen vom Tisch." mehr

Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, steht während einer Werksführung im VW-Werk Emden, vor einem vollelektrischen Fahrzeug vom Typ Volkswagen ID.7. © picture alliance/dpa | Lars Penning

VW-Sparkurs: Weil erwartet Verzicht auf Werksschließungen

Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsratsmitglied Stephan Weil möchte die aktuelle Verunsicherung schnell durch klare Pläne beseitigen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 09.09.2024 | 07:47 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

VW

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Eine Frau schaut auf einen Monitor mit dem Schriftzug "#NDRfragt" (Montage) © Colourbox

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, r) und Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung am 04. September 2024 © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius

SPD Niedersachsen: Pistorius der bessere Kanzlerkandidat?

Viele Parteimitglieder würden lieber Boris Pistorius als Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten küren. Offen sagen will das bisher aber niemand. mehr