Kliniken in Existenznot: Städtetag fordert rasch mehr Geld
Der Fortbestand fast aller Krankenhäuser ist substanziell gefährdet - das ist das Ergebnis einer Umfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft. Der Deutsche Städtetag fordert ein Gegensteuern.
Laut dem Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy braucht es schnell eine Zwischenlösung - und zwar noch vor der geplanten Krankenhausreform. "Sonst gibt es viele Krankenhäuser nicht mehr, bis die Reformen wirken", sagte Dedy dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Sonnabend). Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) hatte am Freitag ihren NKG-Indikator veröffentlicht - eine Umfrage unter den Kliniken. Den Ergebnissen für das Jahr 2022 zufolge sind vier von fünf Kliniken in Niedersachsen in ihrer Existenz bedroht. Das geht laut NKG-Indikator mit erheblichen Risiken für die Sicherstellung einer flächendeckenden stationären Versorgung einher.
NKG-Geschäftsführer fürchtet Insolvenzwelle im Herbst
Ein Grund für die schlechte Lage sei noch immer die Corona-Pandemie, da durch sie viel Personal ausgefallen ist. Das wiederum hatte zur Folge, dass weniger Patienten behandelt werden konnten und die Kliniken somit weniger Geld eingenommen haben. Gleichzeitig gab es massive Kostensteigerungen infolge der hohen Inflation und steigender Energiepreise. Der Geschäftsführer der NKG, Helge Engelke, fürchtet, dass es im Herbst zu einer regelrechten Insolvenzwelle kommt. Keines der Krankenhäuser im Land erwarte für dieses Jahr, dass sich die Situation verbessert.
NKG: Bis zur Reform sind viele Kliniken bereits insolvent
Aus diesem Grund benötigen die Krankenhäuser "sofortige und wirksame Unterstützung", sagte auch Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG. Die angekündigten Hilfen in Höhe von bundesweit sechs Milliarden Euro werden die Lage in den Krankenhäusern laut NKG nicht entscheidend verbessern. "Die Kliniken laufen Gefahr, auf massiven Inflationslasten sitzen zu bleiben", warnte Aldag. Ihm zufolge ist es keine Option, auf die Umsetzung der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigten Krankenhaus-Strukturreform zu warten. Bis dahin seien viele Kliniken längst insolvent.
"Marode Finanzierungsbasis" korrigieren
"Bevor der von allen Seiten gewünschte Strukturwandel planvoll und systematisch umgesetzt werden kann, muss zunächst die völlig marode Finanzierungsbasis korrigiert werden", erklärte Aldag. Die aktuell geplante Umverteilung des Mangels wird ihm zufolge zu keiner Verbesserung führen, sondern die Lage verschlimmern. Um die Inflationslasten bewältigen zu können, sei eine kurzfristige Anhebung des Preisdeckels erforderlich, sagte Aldag. Mittelfristig werde dann ein Finanzierungssystem benötigt, das "die tatsächlichen Kostenentwicklungen sachgerecht abbildet". Außerdem würden langfristig verlässliche und stabile Rahmenbedingungen benötigt, die es Krankenhausträgern ermöglichen, Strukturveränderungen planvoll und kooperativ angehen zu können.