VIDEO: Immer mehr Menschen in Niedersachsen sind wohnungslos (1 Min)

Wohnungslose in Niedersachsen: Zahl in zwei Jahren verdreifacht

Stand: 21.01.2025 19:08 Uhr

In Niedersachsen hat sich die Zahl der Menschen, die beispielsweise in einer Wohnungslosenunterkunft schlafen müssen, innerhalb von zwei Jahren etwa verdreifacht. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe.

Hatten im Jahr 2022 am Stichtag 31. Januar 10.860 Menschen keine Wohnung und mussten deswegen in einer Wärmestube, einer Notschlafstube oder einer Wohnungsloseneinrichting übernachten, stieg die Zahl Ende Januar 2024 auf 33.000. Das geht aus Zahlen des niedersächsischen Landesamts für Statistik hervor. Betroffen sind dabei verschiedene Altersgruppen und Menschen unterschiedlicher Herkunft. So waren fast ein Drittel der untergebrachten Wohnungslosen Kinder. Männer sind laut Statistik häufiger von Wohnungslosigkeit betroffen als Frauen. Bei den Wohnungslosen mit deutschem Pass ist die Anzahl der Männer fast dreimal so groß wie die der Frauen (3.085 Männer, 1.085 Frauen).

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Wohnungslosigkeit dauert meist mehrere Jahre

Nach Ansicht von Experten ist vor allem der angespannte Wohnungsmarkt sowie auch der Wegfall von Sozialwohnungen ein Grund für den Mangel an Wohnungen. Laut Christian Jäger, Referent für Wohnungslosenhilfe bei der Caritas im Bistum Osnabrück, sind inzwischen auch gefragte ländliche Regionen wie das Emsland und der Raum Vechta betroffen. Die Caritas betreibt im Auftrag von Kommunen in Niedersachsen Einrichtungen für Menschen ohne Wohnung. Laut Jäger leben immer mehr Menschen in Ein- und Zwei-Personenhaushalten, wodurch kleinere Wohnungen noch knapper würden. Er ist überzeugt, dass sich das Problem noch verschärfen wird, wenn die Regierung nicht gegensteuert. Im Schnitt bleiben Menschen laut Statistik fast zweieinhalb Jahre ohne Wohnung, bei Betroffenen mit deutschem Pass sind es dreieinhalb Jahre.

Menschen verschiedener Herkunft betroffen

Knapp ein Drittel der von Wohnungslosigkeit Betroffenen und damit der größte Anteil kommt nach Angaben des Statistischen Landesamts aus der Ukraine. Die zweitgrößte Gruppe der Wohnungslosen stellen Menschen mit syrischem Pass. Der durchschnittliche deutsche Wohnungslose ist laut Statistik männlich und 44,2 Jahre alt. Nicht erfasst in der Statistik sind Menschen, die keine Einrichtung in Anspruch nehmen, weil sie zum Beispiel auf der Straße, bei Freunden oder der Familie schlafen.

Unterschied zwischen Obdach- und Wohnungslosigkeit

Im Allgemeinen werden die Begriffe Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit oft synonym verwendet.

Genauer formuliert ist jemand wohnungslos, der keinen Vertrag für ein Zimmer, eine Wohnung oder ein Wohnhaus hat. Auch wenn Menschen in einer Unterkunft einer Stadt oder Gemeinde leben, um nicht auf der Straße leben zu müssen, gelten sie als wohnungslos.

Als obdachlos gilt hingegen eine Person, wenn sie kein Obdach hat. Das bedeutet, dass der- oder diejenige zum Beispiel auch nicht bei Freunden oder der Familie unterkommt.

Alternativ wird in beiden Fällen mittlerweile auch oft von Personen in Wohnungsnotfallsituationen gesprochen. Das schließt auch weitere Gruppen ein, zum Beispiel Menschen, die in verdeckter Wohnungslosigkeit bei Bekannten oder Angehörigen wohnen, oder Personen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, etwa weil eine Zwangsräumung droht.

Quelle: Stadt Hannover

Problem reicht bis in die Mitte der Gesellschaft

Nach Angaben der Zentralen Beratungsstelle Niedersachsen (ZBS), die für das Sozialministerium Hilfen für Wohnungslose koordiniert, stehen immer öfter auch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft mit geregeltem Einkommen vor dem Problem, keine Wohnung zu haben. Darunter sind demnach Familien mit Kindern, junge Erwachsene und Frauen.

Bundesweit gestiegene Zahlen

Nicht nur in Niedersachsen, auch bundesweit ist die Zahl der Menschen ohne eigene Wohnung gestiegen. Laut dem aktuellen Wohnungslosenbericht der Bundesregierung lebten Anfang 2024 in Deutschland 531.600 Menschen ohne festen Wohnsitz. Im Jahr 2022 waren es 263.000. Laut Bericht erklären sich die stark gestiegenen Zahlen vor allem durch knapp 137.000 Menschen aus der Ukraine, die erstmals in der Statistik erfasst wurden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 21.01.2025 | 12:00 Uhr

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