Niedersachsen: Unterrichtsversorgung bleibt auf niedrigem Niveau
Die Unterrichtsversorgung wird in Niedersachsen seit Jahren diskutiert. Nachdem der Durchschnittswert 2022 auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gefallen war, hat er sich nun leicht verbessert.
Die Unterrichtsversorgung in Niedersachsen lag zum Stichtag am 15. August 2024 bei 96,9 Prozent, wie das Kultusministerium am Mittwoch mitteilte. Der Wert aus dem vorhergehenden Schuljahr habe damit - trotz erneut gestiegener Zahl der Schülerinnen und Schüler - gehalten werden können, hieß es. Demnach werden an allen Allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen 881.745 Schülerinnen und Schüler unterrichtet - rund 4.600 Kinder und Jugendliche mehr als im Vergleich zum Vorjahr.
Etwa 530 Lehrkräfte mehr
Die "stabile Unterrichtsversorgung" führt das Kultusministerium im Wesentlichen auf "gute Einstellungsdurchgänge" bei den Lehrkräften zurück. "Im Kalenderjahr 2024 konnten wir insgesamt 2.296 Lehrkräfte neu dazugewinnen - das sind rund 530 mehr als in Pension gegangen sind", sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg. Die Grünen-Politikerin sprach von einer Stabilisierung bei wachsenden Qualitätsansprüchen. "Jede weitere Lehrkraft hilft uns angesichts steigender Schülerzahlen und steigender Bedarfe, dem Abwärtstrend - also einer sinkenden Unterrichtsversorgung - entgegenzuwirken", betonte Hamburg. Etwas zugelegt hätten die Neuanstellungen auch mit Blick auf das zweite Schulhalbjahr. 855 von 1.160 ausgeschriebenen Stellen seien bereits besetzt (Stand: 21.01.2025). Im Vergleich zum Vorjahr liege die Quote von 74 Prozent leicht höher.
Mehr Geld für weitere Neuanstellungen
Das Ministerium verwies zudem auf im Haushalt für 2025 vorgesehene Gelder für weitere Lehrkräfte-Neuanstellungen: Demnach sind 2.460 weitere Stellen geplant. Das Land Niedersachsen erreiche damit einen neuen Höchststand an Lehrkräften, hieß es. Zu Beginn des Schuljahres 2024/25 hatte das Land als Reaktion auf den Lehrkräftemangel bereits die Bezahlung angepasst und so dafür gesorgt, dass viele Lehrkräfte in eine höhere Besoldungsgruppe kamen.
Lehrerzeit für Schüler gestiegen - aber unter Soll-Wert
Leicht verbessert hat sich den Angaben zufolge die Lehrer-Schüler-Relation: Pro Schüler standen rechnerisch 1,69 Lehrerstunden zur Verfügung (2023: 1,67). Das Ministerium sieht darin ein Zeichen für mehr Bildungsqualität. Allerdings: Der rechnerische Soll-Wert ist höher - er beträgt 1,74 Stunden.
Unterrichtsversorgung an Gymnasien am höchsten
Die Statistik zur Unterrichtsversorgung gibt wieder, ob an den jeweiligen Schulen für die errechnete Zahl an Unterrichtsstunden auch genügend Lehrerinnen und Lehrer vorhanden sind. Der Wert ist dabei von der Schulform abhängig: Am besten versorgt sind den Angaben zufolge erneut die Gymnasien, gefolgt von den Grundschulen. Die Gymnasien konnten ihre Werte gegenüber 2023 noch steigern - sie erreichten sogar eine Versorgung von 100,6 Prozent. Laut früheren Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ergeben sich solche Werte, wenn Lehrkräfte über das Pflichtangebot hinaus für weitere Angebote oder etwa Vertretungsstunden verfügbar sind.
Förderschulen und Hauptschulen sind Schlusslichter
Vier Schulformen haben im Vergleich zum Vorjahr bei der Unterrichtsversorgung abgebaut: Dazu zählen Grund-, Ober-, Haupt- und Förderschulen. Schlusslichter sind wie auch im Vorjahr Förder- (90,8 Prozent) und Hauptschulen (91,5 Prozent). Die Unterrichtsversorgung in Niedersachsen wird seit mehr als 20 Jahren gemessen. Der niedrigste Wert seit Beginn der Statistik wurde im Jahr 2022 erreicht - mit 96,3 Prozent.