Fehlende Lehrkräfte: Neues Schuljahr beginnt mit alten Problemen
Das Land zahlt seit dem 1. August allen Lehrkräften das gleiche Einstiegsgehalt. Für die Unterrichtsversorgung bedeute dies keine Verbesserung, kritisiert die Gewerkschaft GEW.
Auch der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) blickt nach eigenen Angaben mit Sorge auf das neue Schuljahr. "Der Ausfall vieler Unterrichtsstunden an unseren Schulen ist und wird leider ein Dauerzustand bleiben", sagte der VNL-Landesvorsitzende, Torsten Neumann. "Noch sehen wir kein erfolgversprechendes Konzept zur Behebung dieses Problems", so Neumann. Das neue Schuljahr beginnt am kommenden Montag.
Fast 20 Prozent der Lehrstellen unbesetzt
Nach Angaben des Lehrkräfteverbands wurden bislang 82 Prozent der neu ausgeschriebenen Lehrstellen besetzt. Laut Kultusministerium waren das zuletzt mehr als 1.200 von 1.467 Stellen (Stand Juli 2024). Das Einstellungsverfahren soll den Angaben zufolge über den 1. August hinaus fortgeführt werden, sodass weitere Stellen besetzt werden könnten. Neue Zahlen und einen generellen Ausblick auf das neue Schuljahr will Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) am Freitag im Landtag geben.
GEW: Höhere Einstiegsgehälter beugen Abwanderung vor
Das Land will dem Lehrkräftemangel unter anderem mit einer höheren Bezahlung begegnen. Zu Beginn des neuen Schuljahres kommen viele Lehrkräfte dadurch in eine höhere Besoldungsgruppe. Laut Kultusministerium profitieren davon rund 35.500 Lehrkräfte. Der VNL begrüßte die Lohnerhöhung: Dadurch werde der Abwanderung neuer Lehrkräfte vorgebeugt. Außerdem bedeute dieser Schritt eine Wertschätzung der Lehrkräfte, die "trotz widriger Umstände" den Schulbetrieb "mit viel Elan und Aufopferung" aufrecht erhalten, teilte der VNL mit. Auch die Bildungsgewerkschaft GEW sieht in dem Gehaltsplus einen Erfolg.
Lehrkräfte fehlen vor allem in ländlichen Regionen
Dennoch liegen nach Angaben des Lehrkräfteverbands die Zahlen zur Besetzung ausgeschriebener Lehrstellen insbesondere bei Schulformen abseits von Gymnasien sowie in den ländlichen Regionen unter dem Durchschnitt. "Die Folgen können verheerend für die weitere schulische Laufbahn aller Schülerinnen und Schüler sein", warnte Verbandsvorsitzender Torsten Neumann. Auch der Landesschülerrat sieht das kritisch. "Gerade an den Schulen, die viele Schüler ohne Abschluss verlassen, sollte mehr pädagogisches Personal eingesetzt werden", sagte der Vorsitzende Matteo Feind.
Unterrichtsversorgung leicht gestiegen
Die Unterrichtsversorgung wird in Niedersachsen seit Jahren diskutiert. Zuletzt lag dieser Wert bei 96,9 Prozent und stieg damit leicht an. Dabei ist der Wert von der Schulform abhängig: An Gymnasien lag die Unterrichtsversorgung bei fast 100 Prozent, an Förderschulen hingegen waren es nur 91,6 Prozent (Stand August 2023). Werte von über 100 Prozent ergeben sich laut GEW, wenn Lehrkräfte über das Pflichtangebot hinaus für weitere Angebote oder etwa Vertretungsstunden verfügbar sind. Laut GEW wären 1.300 weitere Stellen notwendig, um im neuen Schuljahr einen Wert von 100 Prozent erreichen zu können.