Induktion soll Laden von Elektroautos einfacher machen
Mit dem E-Auto eine Ladestation suchen, das Kabel ausrollen, einstöpseln und wieder zusammenrollen - das soll einfacher werden. Forscher aus Braunschweig haben eine Platte zum induktiven Laden entwickelt.
Ein Meter mal ein Meter misst die Platte, die direkt im Boden eingelassen wird und das Laden ohne Stecker und Kabel ermöglicht. Uwe Schäfer und Andreas Pietzky nutzen sie bereits. Seit knapp einem Jahr sind sie mit ihrem umgerüsteten VW-Crafter zwischen dem Gelände des Niedersächsisches Forschungszentrums Fahrzeugtechnik (NFF) und der TU Braunschweig unterwegs. Die beiden Elektriker kümmern sich um die komplette Haustechnik. "Mal wechseln wir nur eine Glühbirne aus", sagt Uwe Schäfer. "An anderen Tagen installieren wir neue Stromleitungen in Büros oder Laboren." So kommt es, dass sie täglich oft viele Kilometer mit ihrem Fahrzeug auf dem Campus der TU unterwegs sind.
Ladevorgang startet auf Knopfdruck
Doch statt zur Tankstelle oder an die Wallbox fahren sie ihren Wagen einfach auf einen Parkplatz, auf dessen Boden eine schlichte, graue, viereckige Platte verbaut ist. "Hier auf dem Display sieht man anhand der Balken, ob man richtig parkt", erklärt Uwe Schäfer. "Wenn es grün ist, steht man richtig." Von einer Spule in der Platte geht ein Magnetfeld aus, mit dem das Auto berührungslos auflädt. An der Unterseite des Transporters ist dazu eine ähnliche Spule verbaut.
Hängende Ladekabel sind Sicherheitsrisiko
"Besonders interessant ist diese Technik für Innenstädte, wo wenig Platz für Wallboxen ist, oder aber für Taxis und Lieferverkehr", sagt Professor Markus Henke, einer der Leiter des Forschungsprojektes an der Technischen Universität Braunschweig. "Hängende Ladekabel sind einfach auch ein Sicherheitsrisiko in Innenstädten, etwa für Reinigungsfahrzeuge, die da hängen bleiben." Er sieht deshalb viel Potenzial im induktiven Laden, vor allem auch im Bereich autonom fahrender Shuttles: "Die Fahrzeuge können selbstständig ihren Parkplatz anfahren und den Ladevorgang starten, ohne dass dazu jemand einen Stecker einstecken muss."
Eine Platte für die Autos aller Hersteller?
Deshalb forschen zurzeit auch sehr viele Unternehmen am induktiven Laden und haben auch schon Lösungen entwickelt. "Doch noch ist die Technik in keinem Serienfahrzeug verbaut", sagt Henke, der das Institut für Elektrische Maschinen, Antriebe und Bahnen (IMAB) an der TU Braunschweig leitet. Und das habe auch einen Grund. Denn die besondere Herausforderung sei nun, dass man eine Lösung baue, die universal funktioniere, damit also Autos aller Hersteller auf jeder Platte geladen werden können.
Firma aus dem Emsland arbeitet an Serienreife
Ein Partner im Projekt ist auch die Firma INTIS aus dem emsländischen Lathen. Die Firma beschäftigt sich mit Infrastrukturlösungen für zukünftige Verkehrssysteme. Sie wollen die Induktionsplatten langfristig serienreif machen und sich bei der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) in Genf dafür einsetzen, dass die nun neu entwickelte Spule als Standardinduktivplatte anerkannt wird.
Ladeplatte funktioniert auch mit Schnee oder Laub
Vorurteile, das induktive Laden sei nicht effizient und dauere zu lange, weil die Energie durch die Luft übertragen wird, entkräftet Professor Markus Henke. Durch den Einsatz moderner Elektronik und umfangreiche Entwicklungsarbeiten an den Spulen habe man die Verluste deutlich reduzieren können, so Henke. Das Laden klappe übrigens auch, wenn Schnee oder Laub die Bodenplatte bedeckten.
Während des Ladens Zeit fürs Mittagessen
Uwe Schäfer vom Gebäudemanagement der TU Braunschweig sieht vor allem die praktischen Vorteile: "Man braucht keine Strippe mehr hin- und herziehen", sagt der 62-Jährige. "Meistens laden wir das Auto über Nacht auf der Platte." Man wolle ja nicht "auf der letzten Rille" fahren. "Und wenn wir doch mal zwischendurch laden müssen, dann mache ich mit meinem Kollegen in der Zeit einfach Mittagspause."