Wegwerfen und neu kaufen? Repair-Café sucht Mitstreiter
Kaputte Geräte einfach auf den Schrottplatz bringen - die Männer im Repair-Café des Rostocker Freizeitzentrums haben dafür wenig Verständnis. Einmal im Monat reparieren sie kostenlos, was noch zu retten ist.
Im Foyer des Freizeitzentrums im Stadtteil Reutershagen haben die Tüftler ihre Tische aufgebaut. Schon früh um zehn, kaum dass die Türen geöffnet werden, ist der Andrang groß. Unterschiedlichste Geräte kommen hier unter den Schraubenzieher: Eine ältere Dame hat ihre Trockenhaube mitgebracht, einer einen schicken Edelstahltoaster, der nicht mehr funktioniert. Jörg-Peter Stepaneck kramt in seiner Werkzeugkiste und erzählt: "Am meisten hab ich hier Nähmaschinen, Staubsauger, Rasenmäher, zu Weihnachten Schwibbögen und sowas alles." Stepaneck ist Maschinenbaumeister, hat früher auf der Werft gearbeitet, im Heizkraftwerk, bei einer Reederei, war Hausmeister… und auch als 77-Jähriger mag er nicht still auf dem Sofa sitzen. Mit einem Schmunzeln erzählt er: "Zuhause hab ich schon alles hingefummelt und wenn ich mit dem Zollstock umherlaufe, dann sagt meine Frau: 'Was willst du schon wieder machen?' Da geh ich lieber hier her und bastel hier rum."
Elfjähriger Nino seit zwei Jahren dabei
Wie Stepaneck sind die meisten Männer hier schon etwas älter. Aber es gibt auch Nachwuchs. Der elfjährige Nino Stern macht schon seit zwei Jahren im Repair-Café mit. Wo er sein Handwerk gelernt hat? "Von meinem Papa. Wir haben zuhause vier alte Radios und wenn man dann mal einen Abend Zeit hat, dann bastelt man da dran und freut sich, wenn ‘s klappt." Heute hat er den Toaster von Klaus Alterauge auf dem Tisch. Ein schönes Stück, versichert der Besitzer. "Wir wollen den nicht wegschmeißen, meine Frau hängt an dem Ding." Gespannt beobachtet er den Jungen, der die Vermutung hat, dass eine Feder ausgetauscht werden muss. Noch kämpft er allerdings damit, das Gerät unbeschadet zu öffnen.
Neue Geräte oft schwer zu reparieren
Jürgen May, der Kollege gleich nebenan, hat gerade eine echte Rarität vor sich, ein altes RFT-Röhrenradio Typ Rema aus den 1960er Jahren. "Das hat leichte Kontaktprobleme gehabt, jetzt spielt es wieder - bis auf Kurz- und Mittelwelle, da ist die Antenne kaputt, aber das kriegen wir auch wieder zum Laufen." Bei anderen Geräten sei das nicht mehr selbstverständlich. Maik Thomas, der das alte Radio von seinem Opa geerbt hat, tüftelt selber gerne. Bei neueren Apparaten hat er allerdings das Gefühl, dass sie von der Industrie extra so gebaut werden, dass es schwer fällt, sie zu reparieren. Jürgen May, seines Zeichens Nachrichtenelektroniker, ärgert sich, dass niemand dem einen Riegel vorschiebt: "Es ist vor drei Jahren von der Regierung angeregt worden, ein Gesetz zu verabschieden. Aber da warten wir noch drauf."
Mitstreiter und Mitstreiterinnen gesucht
13 Mitarbeiter hat das Repair-Café zur Zeit - weitere Mitstreiter sind willkommen. Ein Scherenschleifer zum Beispiel fehlt noch im Bunde und auch jemand, der sich mit neueren Radios auskennt. Nicht zuletzt wären Frauen, die mitmischen wollen, ebenfalls gerne gesehen.