Unwetter mit Starkregen: Milliarden für Schutz vor Klimafolgen nötig
Die Städte und Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern brauchen in den nächsten zehn Jahren schätzungsweise 20 bis 25 Milliarden Euro, um auf die Folgen der Erderwärmung, wie Starkregen, Hitze und Überflutungen eingestellt zu sein. Der Städte- und Gemeindetag MV mahnt zur schnellen Umsetzung von Schutzkonzepten, die Zeit dränge.
Ein eingestürztes Supermarktdach, überflutete Straßen, Häuser und Tiefgaragen in Grimmen, Sturmflut an der Ostsee, Starkregen in Schwerin und Bad Doberan oder Dürre in Dömitz: Das sind nur einige der Extremwetter-Ereignisse in Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen Monaten und Jahren. Der Städte- und Gemeindetag MV geht davon aus, dass solche Ereignisse in immer kürzeren Abständen und häufiger passieren werden. Um darauf vorbereitet zu sein, müsse jetzt gehandelt werden, fordert Arp Fittschen vom Städte- und Gemeindetag MV bei NDR MV Live. Die Gemeinden müssten Klima-Anpassungskonzepte erstellen und darin zum Beispiel klären, wo Schwächen im Kanalisationssystem, beim Hochwasserschutz oder der Regenrückhaltung liegen.
Warten auf das Klimaschutzgesetz des Landes
Als Grundlage für solche Analysen sollte das Klimaschutzgesetz des Landes dienen. Eigentlich wollte Klimaschutzminister Till Backhaus (SPD) dieses schon im vergangenen Jahr vorlegen. "Ein Jahr später warten wir immer noch", kritisiert Nathalie Nad-Abonji vom Eine-Welt-Landesnetzwerk MV, einem Zusammenschluss von mehr als 60 entwicklungspolitischen Initiativen. Auf NDR-Nachfrage teilt das Umweltministerium mit, dass sich das Landeskabinett im Sommer das erste Mal mit einem Entwurf für das Klimaschutzgesetz befassen soll. Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) kündigt unterdessen an, dass sie im nächsten Jahr einen Hitzeschutzplan vorlegen werde. Hitze sei eines der größten durch die Umwelt verursachten Gesundheitsrisiken in Deutschland geworden, sagte Drese.
Erste Konzepte für Extremwetter-Ereignisse in Arbeit
Erste Schritte zum Schutz vor den Folgen der Extremwetterereignissen haben vor allem die größeren Städte im Land schon eingeleitet. Neubrandenburg und Rostock wollen zur Schwammstadt werden. Grünflächen sollen starke Niederschläge wie einen Schwamm aufnehmen und so die Kanalisation entlasten. An heißen Tagen können sie zudem kühlend wirken. Schwerin erarbeitet ein Starkregen-Entwässerungskonzept.
Klimaschutzkosten: Finanzierung noch ungeklärt
Der Städte- und Gemeindetag sieht Kosten von 20 bis 25 Milliarden Euro innerhalb der nächsten zehn Jahre auf die Kommunen zurollen. Das Geld könnten die Gemeinden selbst nicht aufbringen, hier müsse es direkte Zuwendungen von Bund und Land geben. Der Städte- und Gemeindetag appelliert aber auch an die Bürgerinnen und Bürger. Auch sie könnten im Kleinen helfen, indem sie auf Steingärten verzichten und ihre Keller und Grundstücke so ertüchtigen, dass sie möglichst gut vor Starkregen geschützt seien. Gemeint sind damit zum Beispiel stabile Kellerfenster oder Beete mit kleinen Gräben und Gefällen.