Hochwasser und Starkregen: So wappnet sich Ihre Region
Katastrophales Hochwasser in Süddeutschland, Weihnachtshochwasser im Norden: Extremwetterereignisse werden durch den Klimawandel künftig noch häufiger. Eine Umfrage zeigt, wie die Kommunen sich darauf vorbereiten.
Überflutete Regionen, zerstörte Häuser, beschädigte Infrastruktur: Der andauernde Regen hat im Süden Deutschlands verheerende Schäden hinterlassen, noch immer ist die Lage vielerorts sehr angespannt. Aktuell steht der kurzfristige Katastrophenschutz im Vordergrund, doch langfristig braucht es im Norden wie im Süden Deutschlands Maßnahmen, mit denen sich die Regionen an die Folgen des Klimawandels anpassen können.
Was in den deutschen Kommunen bereits unternommen wird, um für zunehmende Extremwetter gerüstet zu sein, haben NDR, WDR, BR und CORRECTIV im vergangenen Jahr mithilfe einer großen Umfrage unter allen 400 Landkreisen und kreisfreien Städten recherchiert. Insgesamt 329 Verwaltungen, also rund 82 Prozent aller Landkreise und kreisfreien Städte haben an der detaillierten Befragung teilgenommen. Welche Maßnahmen sie bereits gegen verschiedene Arten von Extremwettereignissen ergreifen, zeigt die folgende Landkarte.
Ein explizites Klimaanpassungskonzept hat laut der Umfrage nur etwa ein Viertel der Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland - das gilt so im Schnitt auch für die norddeutschen Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen. Doch auch Kommunen, die kein zentrales Dokument haben, in dem Klimarisiken und Anpassungsstrategien festgehalten werden, reagieren häufig bereits auf bestimmte Auswirkungen des Klimawandels.
Maßnahmen in Norddeutschland gegen Starkregen und Hochwasser
Welche Maßnahmen im Norden bereits besonders oft zum Schutz vor Starkregen und Hochwasser angewandt werden, zeigen die folgenden Grafiken.
Grünflächen speichern Wasser wie Schwämme
In fast der Hälfte der Landkreise gibt es Gemeinden, die zum Schutz vor Starkregen mit den "Schwammstadt"-Prinzipien arbeiten. Zum Konzept der Schwammstadt gehören Grünflächen, die starke Niederschläge wie ein Schwamm aufnehmen, aber an heißen Tagen und Hitze kühlend wirken können.
Dabei geht es vor allem darum, versiegelte Flächen aufzubrechen und zu begrünen - oder neue Überflutungsflächen zu schaffen. Denn häufig ist die Kanalisation nicht auf große Wassermassen vorbereitet. Derzeit wird Starkregen-Wasser auch direkt in Bäche und Flüsse geleitet, die dann ebenfalls schneller kritische Pegelstände erreichen.
Deiche, Mauern und Flutpolder sollen vor Hochwasser schützen
Eine wichtige Rolle in Vorbereitung auf künftige Hochwasser spielen für die Kommunen im Norden neben den Schwammstadt-Prinzipien auch Deiche, Mauern oder Flutpolder. Knapp vier von zehn Landkreisen gaben an, solche Bauwerke zum Schutz bereits errichtet oder verstärkt zu haben.
Auch wenn vielerorts bereits Maßnahmen ergriffen werden, um dem Klimawandel zu begegnen: Das Hochwasser im Dezember hat gezeigt, dass auch in Norddeutschland noch viel getan werden muss. Die Behörden in Niedersachsen nehmen in ihrer Analyse der Ereignisse vom vergangenen Jahreswechsel kein Blatt vor den Mund: "Durch den Klimawandel müssen wir uns in Zukunft zunehmend auf extreme Wetterereignisse – auch vermehrten Starkregen – sowie auf vermehrte Niederschlagsmengen im Winterhalbjahr einstellen." Die Tendenz sei klar: Zunahme der Hochwasser in Intensität und Häufigkeit.
Wo die Bevölkerung durch eine Jahrhundertflut gefährdet ist
Durch diese Entwicklung könnte sich auch verschieben, was als Jahrhundertflut gilt. Denn was früher statistisch gesehen nur einmal alle hundert Jahre vorkam, könnte sich demnächst häufiger ereignen. Das Bundesamt für Gewässerkunde veröffentlicht alle sieben Jahre Analysen zur Gefährdungslage. Die Karte zeigt Gemeinden in Deutschland, in denen mindestens fünf Prozent der Bevölkerung bei einer Jahrhundertflut betroffen wären. Allerdings ist der Stand der Daten von 2017.
Obwohl so viele Menschen im Fall starker Hochwasser betroffen sein können, dauert es oft lange, bis Schutzmaßnahmen umgesetzt sind. Als Folge vergangener Hochwasser wurde das Nationale Hochwasserschutzprogramm aufgelegt. Bisher wurden aber nur relativ wenige Maßnahmen umgesetzt. Nur 15 Prozent der Projekte sind in der Bauphase. Laut Bundesumweltministerium befindet sich ein Großteil der Maßnahmen noch in Planung oder in der Konzeption. Hochwasserschutz sei eine Daueraufgabe, das Hochwasserschutzprogramm sei für langfristige Projekte aufgelegt worden.
Kommunen beklagen fehlende Mittel für Klima-Anpassung
Von den Landkreisen und kreisfreien Städten, die an der Befragung von NDR, BR, WDR und CORRECTIV teilgenommen haben, gibt gut die Hälfte an, dass die erforderlichen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in den kommenden Jahren vermutlich nicht finanziert werden können. Ein weiteres Drittel geht davon aus, dass die Finanzierung nur für einen Teil der Maßnahmen reichen wird.
Welche Maßnahmen gibt es bei Ihnen vor Ort?
Welche Klimaanpassungsmaßnahmen Ihr Landkreis oder Ihre kreisfreie Stadt zum Zeitpunkt der Umfrage im vergangenen Jahr bereits umgesetzt hatte, können Sie aus der folgenden Tabelle entnehmen.
Die Umfrageergebnisse in diesem Artikel stammen aus einem Kooperationsprojekt aus dem Jahr 2023. Die Beteiligten: Julia Barthel, Anna Behrend, Michael Hörz, Isabel Lerch, Mitarbeit: Serafin Arhelger, Ciara Cesaro-Tadic (alle NDR Data) Jana Heck, Uli Hendrix, Nandor Hulverscheidt, Lara Schwenner (alle WDR Quarks/WDR Data) Constanze Bayer, Johanna Bernklau, Robert Schöffel (alle BR Data) Lilly Brosowsky, Max Donheiser, Katarina Huth, Annika Joeres, Paulina Thom (alle CORRECTIV)