Naturschützer zählen Rebhühner an mehr als 200 Orten in MV
Dem Rebhuhn geht es auch in Mecklenburg-Vorpommern nicht gut. Die Bestände sind europaweit eingebrochen. Naturschützer zählen die Tiere nun erneut und fordern die Politik zum Handeln auf.
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Jedes Jahr am 3. März, dem Internationalen Tag des Artenschutzes, machen Naturschützer auf der ganzen Welt auf das Artensterben aufmerksam. Berühmte Beispiele sind der Eisbär oder die Elefanten. Doch das Verschwinden von Pflanzen und Tieren geschieht auch direkt vor unserer Haustür. Eine dieser stark gefährdeten Spezies ist das Rebhuhn. Ein Monitoringprojekt soll die Bestände deutschlandweit genau erfassen.
Bestände um mehr als 90 Prozent zurückgegangen
Dazu seien ehrenamtliche Naturschützer auch in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs, so Benjamin Weigelt, Landes-Koordinator des Rebhuhn-Monitorings. In den vergangenen 50 Jahren seien die Bestände in ganz Europa um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Weigelt führt die Entwicklung auch auf die intensive Landwirtschaft zurück. Zu große zusammenhängende Ackerflächen sowie der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden machten es den Rebhühnern schwer, einen geeigneten Lebensraum zu finden.
Lebensraum für Rebhühner wird knapp
Die wenigen Biotope, die noch da sind - beispielsweise Sölle, Hecken und Blühflächen - seien häufig voneinander isoliert, erklärt Weigelt. Durch die fehlende Deckung dazwischen werde das Rebhuhn schnell Opfer von Beutegreifern auf dem Boden und aus der Luft. Vorausgesetzt, die Rebhühner kommen überhaupt in das Alter, in dem sie ihr Revier ausweiten. Denn die Kükensterblichkeit ist hoch: Die ganz kleinen Rebhühner ernähren sich zu einem Großteil von Insekten und gerade die werden unter menschlichem Einfluss mehr und mehr zurückgedrängt.
Lautsprecher als Lockvogel beim Monitoring
In Mecklenburg-Vorpommern haben Vogelschützer zuletzt rund 1.000 Brutpaare gezählt. Das war 2009. Aktuell könnten es noch weniger sein, befürchtet Benjamin Weigelt. Mit Rebhahn-Rufen aus dem Lautsprecher versuchen die Naturschützer jetzt in der Balzzeit, die scheuen Vögel aus der Deckung zu locken oder zu einem Antwortruf zu provozieren. Die Beobachtungen werden dann über eine App dokumentiert. Deutschlandweit geschieht das an mehr als 2.700 Probeflächen. Mit genauen Ergebnissen rechnet Weigelt zum Jahresende.
Naturschützer fordern Politik zum Handeln auf
Der Ornithologe sieht die Politik in der Pflicht, Rahmenbedingungen zu schaffen, die das Überleben des Rebhuhns sichern: "Die Feldwege müssten viel breiter sein, viel mehr Sträucher und die Hecken dichter angepflanzt werden." Eigentlich, so Weigelt, müsse das "von ganz oben" kommen, von der EU. "Es muss etwas [für die Landwirte, Anm. d. Red.] Verpflichtenderes kommen, damit es den Feldvögeln auch besser geht." Bis dahin bleibt den Naturschützern nur, das allmähliche Verschwinden des Rebhuhns zu dokumentieren und ihm auf diese Weise eine Stimme zu geben. Das laufende Monitoring-Projekt wird unter anderem durch das Bundes-Umweltministerium gefördert.
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