Insektensterben: Wildbienen und Heuschrecken bedroht
Das niedersächsische Umweltministerium untersucht das Insektensterben. Derzeit werden die Roten Listen überprüft. Ein Abgleich soll zeigen, wie es um Niedersachsens Artenvielfalt heute bestellt ist.
Im Zuge dessen wird ein Insektenmonitoring aufgebaut. Noch ist allerdings nicht klar, wann die Arbeiten abgeschlossen sind und es Ergebnisse liefern wird. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) zeigte sich besorgt: "Das stark vermehrte Artensterben ist neben der Klimakrise die zweite große Herausforderung unserer Zeit." Er sei sich sicher, dass vor allem Heuschrecken und Wildbienen in Niedersachsen einen immer schlechteren Stand haben. Etwa 60 Prozent dieser Arten seien bedroht. Das Umweltministerium listet viele mögliche Gründe für die Bedrohungen auf: Lichtverschmutzung, der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln in der Landwirtschaft, die Versiegelung von Flächen. "Um das Artensterben zu stoppen, brauchen wir dringend mehr Platz für Insekten und geeignete Biotop-Verbünde in der Landschaft", so der Umweltminister.
NABU: zu viel Pestizide
Für den Naturschutzbund (NABU) ist die Landwirtschaft die Hauptursache des Insektensterbens. "Es fehlt an Strukturen in der Landschaft: zu wenige Hecken, zu wenige Blühstreifen", sagt der Landesvorsitzende Holger Buschmann. Es würde zudem zu viel an Pestiziden verwendet. Gülle und Dünger würden zu einer abnehmenden Zahl an Blühpflanzen führen, so Buschmann. Neben Heuschrecken und Wildbienen sieht der NABU auch Tagfalter und Hummeln - die zu den Wildbienen gehören - gefährdet. Buschmann fordert von der Politik, sich mehr für die Artenvielfalt einzusetzen. Und er kritisiert die EU für das Zurücknehmen einiger Umweltmaßnahmen.
1.000 "Bienenfreundliche Landwirte"
Der Bauernverband Landvolk Niedersachsen weist die Vorwürfe zurück. "Landwirtinnen und Landwirte leben von und mit der Natur", heißt es in einem Statement. Deshalb gebe es seitens der Landwirtschaft zahlreiche Initiativen und Projekte, um dem Artensterben entgegenzuwirken. Der Verband nennt beispielhaft das Projekt "Bienenfreundlicher Landwirt". Dort würden rund 1.000 Betriebe aus Niedersachsen mitwirken.
Libellenarten erholen sich
Trotz der schwierigen Lage vieler Arten kann das Umweltministerium auch auf gute Nachrichten verweisen. Die 74 Libellenarten in Niedersachsen erholen sich: Galten 2007 noch 45,6 % als ausgestorben oder gefährdet, waren es im Jahr 2020 nur noch 32,9 %. Gründe dafür sieht das Ministerium in renaturierten Gewässern und Mooren.