Feldhasen in MV: Bestand weiter auf niedrigem Niveau
Im Nordosten ist der Feldhasenbestand nur gut ein Drittel so groß wie im Bundesdurchschnitt. Hoffnung auf Besserung gibt ein Beispiel aus dem Kreis Ludwigslust-Parchim, bei dem Jäger und Landwirte zusammenarbeiten.
Nur sieben Feldhasen pro 100 Hektar haben Jägerinnen und Jäger im Nordosten gezählt, im Bundesschnitt waren es 19. Im Vergleich zum vorherigen Erfassungszeitraum ist das keine wesentliche Verbesserung. Für die Vergleichbarkeit findet das Monitoring immer nachts statt - mit genormten Scheinwerfern auf genau festgelegten Strecken. Problematisch für die Feldhasen sei vor allem die Landwirtschaft, so der Deutsche Jagdverband. Auf großen, intensiv genutzten Flächen mangelt es oft an Wildkräutern - der Nahrung für die Tiere. Außerdem fehlt es hier an der nötigen Deckung zum Schutz vor Fressfeinden.
Kooperation mit Landwirten für hasenfreundliche Flächen
Wilfried Röpert, Kreisjägermeister in Ludwigslust-Parchim, sucht darum gezielt Kontakt zu Landwirten, die in seinem Revier Obst und Getreide anbauen - wie zu Georg Seidler. Im Nebenerwerb produziert er Tafelobst auf einer kleinen Plantage zwischen Wittenförden und Grabow (Ludwigslust-Parchim). Der Apfelbauer überlässt einen Teil seiner Fläche ohnehin der Natur. "Das sind die fünf Prozent Zwangsstilllegung. Die sind von der EU so vorgeschrieben. Wenn man das einfach nur wahllos irgendwo hin macht, bringt das natürlich keinen Nutzen." Die Jäger aber wissen besser, wo und wie Brachflächen zu wertvollem Lebensraum für Wildtiere werden. Eine Kooperation sei daher sinnvoll, findet Georg Seidler: "Das im Einklang mit den Jägern zu machen, bringt jedem etwas. Auch dem Jäger, auch uns Landwirten und jedem, der in der Natur spazieren und wilde Tiere sehen will."
Gefahr durch frei laufende Hunde
Wo wilde Früchte und Kräuter wachsen dürfen, ist der Tisch für die Hasen reich gedeckt. Hohes Gras und Büsche bieten den Tieren Versteckmöglichkeiten - zum Beispiel vor Greifvögeln. Doch auch am Boden lauern Gefahren, die zum Teil vermeidbar wären, so Jäger Wilfried Röpert. Es sei überaus wichtig, dass Hundebesitzer ihre Tiere grundsätzlich anleinen - vor allem jetzt im Frühjahr, wenn der Nachwuchs da ist: "Gerade die Junghasen, die ducken sich und laufen nicht weg, wenn die Hunde hier frei laufen. Ruck zuck schnappt sich so ein Hund so einen kleinen Hasen. Das sind ja alles nur winzige Bällchen." Um die Hundehalter dafür zu sensibilisieren, spricht der Jäger sie gezielt an. Nicht alle hätten Verständnis.
Hasenmonitoring seit 20 Jahren
Für das bundesweite Hasenmonitoring, das immer im Herbst und im Frühjahr stattfindet, liefern auch Jäger aus Mecklenburg-Vorpommern Zahlen zu. Der 72-Jährige Wilfried Röpert ist von Beginn an dabei - seit nunmehr 20 Jahren. Als Jäger sei man immer auch Naturschützer: "Gerade an den Hasenzählungen oder auch an denen von Fasanen und Rebhühnern beteiligen sich noch zu wenige Jäger. Dafür könnten sich ruhig noch ein paar mehr sich bereit erklären." Es ginge darum, einen konkreten Überblick zu haben und abschätzen zu können, wohin der Trend geht.
Population bei Grambow über MV-Niveau
In dem Revier bei Grambow ist der Trend dank der gemeinsamen Bemühungen von Jägern und Landwirten tendenziell positiv, so Röpert. "Wir sind mal angefangen mit zwei bis drei Hasen pro 100 Hektar und liegen jetzt bei sieben bis neun Hasen pro 100 Hektar. Hier sind wir stolz darauf, dass wir das erreicht haben." Bejagt werden darf der Feldhase übrigens trotzdem. Wilfried Röpert aber hat schon seit mehr als 30 Jahren keinen mehr geschossen.