Eine Ratte sitzt auf Rasen. © photocase.de Foto: Schanz & Partner
Eine Ratte sitzt auf Rasen. © photocase.de Foto: Schanz & Partner
Eine Ratte sitzt auf Rasen. © photocase.de Foto: Schanz & Partner
AUDIO: Mehr Naturschutz, um neue Pandemien zu verhindern? (4 Min)

Mehr Naturschutz, um neue Pandemien zu verhindern?

Stand: 29.11.2023 10:05 Uhr

Am Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems beraten mehr als 60 Wissenschaftler über Krankheitserreger, die von Nagetieren übertragen werden können. Es geht auch darum, zukünftige Pandemien verhindern. Naturschutz kann dafür einen bedeutenden Beitrag leisten.

von Susann Moll

Erkenntnisse von Wissenschaftlern zeigen, dass wir mit mehr Biodiversität auch die Gefahr mindern, uns mit verschiedenen Infektionskrankheiten anzustecken. Generell gilt, je mehr intakte Natur, umso geringer das Risiko. Frauke Ecke, Wissenschaftlerin von der Universität in Helsinki, forscht schon lange zu diesem Thema und weiß, dass in degradierten Landschaften häufig nur die Generalisten überleben. Das sind Tiere, die mit verschiedenen Lebenssituationen zurechtkommen. "Untersuchungen zeigen aber, dass genau diese Generalisten häufig Krankheitserreger in sich tragen." Außerdem greife in artenreichen Ökosystemen der sogenannte Verdünnungseffekt. Es gibt zahlenmäßig mehr Erreger, aber es kommt zu weniger Infektionen, weil so viele Tiere da sind.

EU-Projekt soll Klarheit bringen

Wie es sich allerdings auswirkt, wenn wir Menschen Ökosysteme wiederbeleben und renaturieren wollen, das ist nicht geklärt. Dazu fehlen schlichtweg noch Daten. Das EU-Projekt "Be Prep" soll das ändern. Es steht für "be prepared" – also "sei vorbereitet". Es geht darum zukünftige Pandemien zu verhindern, indem Verfahren zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt genauer untersucht werden - mit all ihren Effekten. Fallstudien laufen derzeit in Europa, aber auch in Afrika oder Südamerika. Wissenschaftler vom Friedrich-Loeffler-Institut sind auch beteiligt.

Weniger Viren durch Käuze

Es gibt zum Beispiel eine Studie, in der Nistkästen in schwedischen Wäldern aufgehängt wurden. Dadurch sollten sich wieder mehr Rauhfußkäuze ansiedeln. Rauhfußkäuze fressen Rötelmäuse und die übertragen bestimmte Hanta-Viren, die auch uns Menschen krank machen können. Die Wissenschaftler konnten sehen, dass die Zahl der Rötelmäuse abgenommen hat und dass die Käuze sogar bevorzugt die infizierten Mäuse fressen. Somit waren weniger Erreger im Umlauf. Eine Naturschutzmaßnahme hat also dafür gesorgt, dass das Infektionsrisiko sinkt.

Weitere Informationen
Ein Biber im Wasser. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul Foto: Patrick Pleul

Mehr Biber in MV: Nützliche Nager sorgen auch für Ärger

Die Schäden betragen landesweit 600.000 Euro - Naturschützer verweisen auf den positiven Einfluss auf Biodiversität und Gewässer. mehr

Biber bringt vermutlich mehr Infektionen

Eine andere Studie zeigt ein anderes Bild: In Schweden wurden - ähnlich wie bei uns in Deutschland - wieder Biber angesiedelt. Aus Naturschutz-Gesichtspunkten leisten die Biber einen großen Beitrag in der Landschaft. Es ist aber aufgefallen, dass bei Hasen dadurch die Fälle von Tularämie angestiegen sind. Das ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die auch Menschen bekommen können. Wie genau das zusammenhängt, dafür gibt es noch keine belastbaren Daten.

Abwägung wichtig

Sollte sich dieser Zusammenhang bestätigen, müssen wir entscheiden, wie wir damit umgehen, sagt Frauke Ecke. "Ist das dann so gefährlich, dass wir Biber nicht weiter fördern sollten, oder gar dafür sorgen sollten, dass die Population wieder abnimmt? Oder ist das ein Risiko, dass relativ gering ist und im Verhältnis zum Nutzen, den die Biber haben im Naturschutzzusammenhang wirklich relativ belanglos ist?" Bisher sind das alles aber nur vorläufige Daten. Das EU-Projekt läuft noch bis 2027.

Weitere Informationen
Schwarzer Zwergwels © Imago

Zwergwelse und Flieder: Invasive Arten breiten sich auch in MV aus

Nichtheimische Arten müssen bekämpft werden, wenn sie das heimische Ökosystem bedrohen. mehr

Geisternetze in der Ostsee vor Neustadt. © NDR Foto: Uli Kunz

Geisternetze: Land MV will Millionen für Bergung bereitstellen

Experten für Ostseeforschung plädieren unter anderem für eine Kennzeichnungspflicht von Stellnetzen und eine gezieltere Auswahl bei dessen Bergung. mehr

Der Ranger Thorsten Gnade steht an einer Informationstafel im Müritz-Nationalpark. © NDR Foto: Silke Müller

Welt-Ranger-Tag: Unterwegs im Müritz-Nationalpark

32 Ranger arbeiten im Müritz-Nationalpark. Einer der Dienstältesten ist Thorsten Gnade, der das Gebiet seit über 25 Jahren kennt. mehr

Der Fluss die Nebel am Natur- und Umweltpark Güstrow © NDR Foto: Karl Eckert aus Güstrow

Bessere Gewässer in MV: Darum dauert das so lang

MV wird das Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie verfehlen: alle Gewässer sollten bis 2027 in einem guten Zustand sein. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 28.11.2023 | 16:15 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Eine Pflegekraft sitzt bei einer Patientin zuhause und streichelt deren Schulter. © Screenshot

Ärztenetz am Haff soll medizinische Versorgung auf dem Land sichern

Vor mehr als 20 Jahren hat sich das HaffNet in Ueckermünde gegründet. Zum beiderseitigen Vorteil von Ärzten und Patienten. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern