Bessere Gewässer in MV: Darum dauert das so lang

Stand: 17.07.2023 20:43 Uhr

Bis 2027 sollen europaweit alle Gewässer in einen naturnahen Zustand gebracht werden. So will es die EU-Wasserrahmenrichtlinie. Mecklenburg-Vorpommern wird dieses Ziel verfehlen - das sind die Gründe.

von Juliane Schultz

Mecklenburg-Vorpommern wird es nicht schaffen, die Qualität seiner Seen und Flüsse fristgerecht zu verbessern. Sämtliche Gewässer der EU-Mitgliedstaaten sollen frei von Schadstoffen sein und ihrem natürlichen Verlauf möglichst nah kommen. So will es die im Jahr 2000 verabschiedete Wasserrahmenrichtlinie. Schon bis 2015 sollte sie umgesetzt worden sein. Kein Land hat das damals erreicht. Schon zweimal wurde der Zeitraum verlängert. Nun ist 2027 das Ziel. Doch auch das ist in MV nicht zu schaffen.

So viele Gewässer sind in MV betroffen

Mecklenburg-Vorpommern hatte der EU Anfang der 2000er Jahre Hunderte sogenannte "Wasserkörper" gemeldet, also Bäche, Flüsse, Seen, Küstengewässer und Grundwasserlager, die nach Auffassung des zuständigen Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) verbessert werden müssen. Allein 8.000 Kilometer Fließgewässer sollen in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden.

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Wasserrahmenrichtlinie: Das soll erreicht werden

Ein Fluss in seinem natürlichen Verlauf hat Kurven, ist hier und da beschattet und darf zeitweise auch über das Ufer treten. Stellenweise fließt er schnell, mal langsam, streckenweise liegt Totholz im Wasser. Ein Gewässer, das so aussieht, ist gut durchlüftet. In seinem Umfeld herrscht Artenvielfalt. Im Sommer hat er eine kühlende Funktion, kann vor Überflutung und Trockenheit schützen - zunehmend wichtig in Phasen von lange ausbleibendem Regen, etwa im Frühjahr.

So viel kostet es und das wurde bislang umgesetzt

160 Millionen Euro hat Mecklenburg-Vorpommern seit dem Jahr 2000 ausgegeben, um Gewässer in einen gesunden und natürlichen Zustand zu bringen. Umgesetzt wurden mit dem Geld bislang weniger als 20 Prozent der geplanten Umbauten. Da, wo Maßnahmen umgesetzt wurden, etwa an der Nebel im Landkreis Rostock, werden Verbesserungen sichtbar. Der Fluss wurde auf ganzer Länge zwischen Krakower See und Bützow renaturiert. Beobachtungen des LUNG zeigen: Das Ökosystem der Nebel gesundet zunehmend: Arten, wie etwa die Meerforelle, sind zurückgekehrt. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hebt die Bedeutung der Nebel für den Naturschutz hervor: „Die Nebel ist der einzige Fluss des Landes, in dem es noch die gefährdete Bachmuschel gibt", sagt Mareike Herrmann, Referentin beim Naturschutz beim BUND in MV.

Warum dauert das so lang?

Wenn es in dem bisherigen Tempo weiter ginge, wären die Gewässer Mecklenburg-Vorpommerns nach Berechnungen des NDR bis 2135 renaturiert. 120 Jahre später als ursprünglich von der EU gefordert. Der BUND bestätigt den langen zeitlichen Verzug und fordert deshalb, die Anstrengungen zu erhöhen, um die Wasserrahmenrichtlinie zeitnah umzusetzen.

Ute Hennings, Direktorin des LUNG, räumt ein, dass Geld und Personal fehlen, um die Ziele in absehbarer Zeit zu erreichen. Das Amt plane künftige Maßnahmen schon weit über das Jahr 2030 hinaus. Und nicht nur das: Für einen natürlichen Verlauf von Fließgewässern braucht es Flächen entlang der begradigten Uferlinie. Die Flächen sind oft in privater Hand. Verhandlungen über einen möglichen Rückkauf durch das Land ziehen sich oft über Jahre.

Zudem verschlechtere sich der Zustand von Gewässern laut Mareike Herrmann vom BUND kontinuierlich weiter. Einerseits durch Einleitungen von Schadstoffen. Andererseits werden Uferzonen weiterhin beräumt und ausgebaggert. Diese zerstöre oder beeinträchtige das Leben dieser Gewässer.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 17.07.2023 | 12:00 Uhr

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