Wie das Grambower Moor hilft, das Klima zu retten

Stand: 17.01.2024 21:00 Uhr

"Moorschutz ist Klimaschutz" - ein Slogan, der in der Debatte um den Klimawandel immer wieder fällt. Warum ist das so und wie genau kann der Schutz unserer Moore aussehen? Ein Beispiel aus Mecklenburg-Vorpommern.

von Franz Fanter

Alle Moore in Mecklenburg-Vorpommern zusammen setzten fast drei mal so viel Kohlendioxid frei wie der gesamte Verkehr des Landes. Dem Moorzentrum Greifswald zufolge macht das fast 40 Prozent der Gesamtemissionen im Nordosten aus. Dabei müssten die Moore gar keine Klimakiller sein. Erst der Mensch hat sie dazu gemacht, indem er die Moore für den Abbau von Torf trockengelegt hat. Die Lösung des Problems: Wiedervernässung. Im Grambower Moor im Landkreis Nordwestmecklenburg laufen aktuell Arbeiten mit einem speziellen Renaturierungsverfahren.

Luftaufnahme Grambower Moor. © NDR Wiedervernässte Fläche im Grambower Moor. © NDR

Moorsee als Indikator: Wasserstand drastisch gefallen

Zunächst sollen etwa 30 Hektar des rund 500 Hektar großen Moors wiedervernässt werden. Die Maßnahme betrifft zwei Flächen, auf denen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Torf von der Oberfläche abgefräst wurde. Sie leiten Wasser aus dem Herzen des Moores, dem Moorsee, ab. Der letzte Rest intakten Hochmoors droht zu sterben. "Wir haben gerade in den letzten Jahren zunehmend feststellen müssen, dass der See immer kleiner wird, immer mehr Wasser verliert. Teilweise fast trockengefallen ist, dass wir nur noch eine Schlammschicht hatten", erklärt Ulla Kösters von der Stiftung Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV. Sie leitet das Wiedervernässungsprojekt.

Dichtungsbahnen sollen Wasser im Moor halten

Grafik: Funktion von Dichtungsbahnen im Moorkörper © NDR
Das Wiedervernässungsverfahren wurde in Schleswig-Holstein bereits erfolgreich angewendet.

Schon im vergangenen Jahr wurden Bäume und Sträucher gerodet - überall da, wo aktuell sogenannte Dichtungsbahnen im Boden verlegt werden. Tonnenschwere Raupen-Bagger bringen die Bahnen, die Teichfolien ähneln, mit einem großem Pflug senkrecht zwei Meter tief in den Boden. Darüber werden Torfwälle errichtet. All das soll verhindern, dass Wasser sowohl unterirdisch als auch an der Oberfläche abfließt. Niederschläge verbleiben im Torfboden, das Ökosystem Hochmoor kann sich erholen, so die Hoffnung. Außerdem soll auf diese Weise der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 verringert werden.

Warum trockene Moore CO2 ausstoßen

Moorbagger mit Pflug für Dichtungsbahnen im Grambower Moor © NDR
Die Dichtungsbahnen werden von speziellen Moorbaggern mit einem Verlegepflug in den Torf gezogen.

Hochmoore sind über mehrere tausend Jahre gewachsene Ökosysteme - entstanden aus Feuchtgebieten, sogenannten Niedermooren. Fällt ausreichend Niederschlag, können Torfmoose wachsen, die sich nach und nach über mehrere Meter auftürmen. Ein Hochmoor ist entstanden. Allein die im Regen enthaltenen Nährstoffe reichen für den Fortbestand. Das Moor wächst durchschnittlich nur einen Millimeter pro Jahr - allerdings nur durch das Moos an der Oberfläche.

Die unteren, abgestorbenen Moosteile bilden den Torf - eine riesige Biomasse, in denen viel Kohlenstoff steckt. Das gesunde Moor speichert wie ein Schwamm in der Landschaft riesige Mengen Niederschlagswasser. Trocknet es aus, gelangt Sauerstoff an den Torf. Dann können Mikroorganismen aktiv werden, die den Torf zersetzen und den enthaltenen Kohlenstoff verstoffwechseln, ihn also verbrennen. Es entsteht klimaschädliches Kohlendioxid.

Sauerstofflieferant und Wasserspeicher

Ein gesundes Moor wiederum leistet das Gegenteil: Das Torfmoos entnimmt der Atmosphäre Kohlendioxid und spaltet es auf. Der entstandene Sauerstoff geht zurück in die Luft, der Kohlenstoff wird einlagert. Die Niederschläge, die das Moor speichert, gibt es erst nach und nach an die Umgebung ab. Ein Hochmoor kann auf diese Weise Starkregen abpuffern und dabei helfen den Wasserhaushalt der Landschaft in Dürrezeiten zu regulieren.

All das soll auch das Grambower Moor bei Schwerin irgendwann wieder leisten können. Rund 300.000 Euro kostet das Wiedervernässungsprojekt. Finanziert wird es von der Europäischen Union. Die Arbeiten könnten noch bis in den Hochsommer andauern, so die Stiftung für Umwelt und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 17.01.2024 | 19:30 Uhr

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