Hochmoorwühlwolf: Eiszeitrelikt lebt im Moor bei Glasewitz
Erstmals überhaupt wurde in Mecklenburg-Vorpommern der Hochmoorwühlwolf nachgewiesen. Die Spinne benötigt offensichtlich völlig ungestörte Moore. Diese Bedingungen bietet das Naturschutzgebiet Schlichtes Moor bei Glasewitz (Landkreis Rostock).
Das 56 Hektar große Kesselmoor ist umgeben von hohen Buchenhängen. Unten im Moor befinden sich, kaum sichtbar, kleine Becher, die von Moos umgeben sind. Es sind Spinnenfallen. Wolf-Peter Polzin schaut in eine Becherfalle. "Hier ist leider auf den ersten Blick der Hochmoorwühlwolf nicht drin." Seit diesem Jahr befinden sich die Fallen in diesem Moor. Fünf Exemplare dieser seltenen Spinne wurden so bereits gefunden, erzählt der Diplom-Biologe.
Spezialisten sind hocherfreut
Spinnenforscher waren sehr überrascht, als sie vor wenigen Wochen diese besondere für Menschen nicht giftige Spinnenart in einer dieser Fallen entdeckt haben. Der Biologe Dieter Martin hat sie unter der Lupe analysiert. Seit über 50 Jahren trägt er systematisch Daten zu Spinnen zusammen und wertet diese aus.
Kleine Spinne kommt groß raus
Der Hochmoorwühlwolf ist etwa 7,8 Millimeter groß, hellbraun und er hat einen markanten weißen Fleck auf dem Hinterleib. Er ist eine Unterart des Alpenwühlwolfs und ein Eiszeitrelikt, betont Polzin: "Seit dieses Moor existiert, und das ist seit dem Rückzug des Eises vor ungefähr 8.000 bis 9.000 Jahren, existiert er hier auch, unbemerkt vom Menschen und hat bis heute überlebt."
Art noch kaum erforscht
Über den dämmerungs- und nachtaktiven Hochmoorwühlwolf ist sehr wenig bekannt, weil er sehr selten gefunden wird. Das Wissen über Spinnen ist generell noch spärlich, es gibt nur wenige Experten. "Aus Laborversuchen in Tschechien weiß man, dass die weiblichen Hochmoorwühlwölfe ihre Jungspinnen bis zu 14 Tagen auf dem Hinterleib tragen", so Polzin. Das sei schon sehr außergewöhnlich. "Das machen zwar alle Wolfspinnen, aber nicht so lange wie diese Art." Normalerweise liege die Tragezeit bei drei bis sieben Tagen. Unklar ist, ob dies nur an der Laborsituation liegt.
Fotografien sollen Naturbewusstsein schärfen
Polzin befasst sich seit etwa 30 Jahren mit Spinnen, er fotografiert sie auch gern in der Natur, bevor er sie wieder freilässt und unterstützt so die Wissenschaft. "Ich veröffentliche die Fotos für alle frei zugänglich unter anderem auf 'iNaturalist'. Es sollen letzten Endes alle etwas davon haben. Denn nur so können wir unsere Umwelt effektiv schützen."
Spinnen im Verbreitungsatlas verewigt
Der Spinnenatlas für Mecklenburg-Vorpommern gibt dieser Tiergruppe erstmals eine umfassende Wertschätzung. Er wurde erstmals 2020 veröffentlicht. Autor ist Dr. Dieter Martin und Herausgeber das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie. Wolf-Peter Polzin würde sich sehr freuen, wenn dieser Atlas möglichst schnell überarbeitet wird, damit auch der Hochmoorwühlwolf darin seinen Platz findet.