Stadt Stralsund will "Gorch Fock I" doch nicht kaufen
In Stralsund hat die Bürgerschaft in nichtöffentlicher Sitzung den geplanten Kauf des Segelschulschiffs "Gorch Fock I" abgelehnt. Das sagte ein Sprecher der Stadt am Donnerstagabend NDR 1 Radio MV. Gründe nannte er nicht.
Mit dem Kauf des ehemaligen Segelschulschiffs wollte die Hansestadt Stralsund die "Gorch Fock I" dauerhaft sichern und erhalten. Der Bürgerschaftspräsident habe nach einem nicht-öffentlichen Teil der Sitzung mitgeteilt, dass eine entsprechende Vorlage zum Kauf des 1933 gebauten Schiffes nicht beschlossen worden sei. Die Stadt hatte die insgesamt über 80 Meter lange Bark vom Verein Tall Ship Friends übernehmen wollen.
Gorch Fock I müsste damit den Stralsunder Hafen verlassen
Da die Hälfte der Bürgerschaft sich gegen den Kauf der "Gorch Fock l" entschieden hat, könnte das folgendes bedeuten: "Unser Stralsunder Wahrzeichen müsste noch in diesem Jahr den Hafen der Hansestadt verlassen, weil die Schwimmfähigkeit des Dreimasters und die Sicherheit der Takellage nicht mehr gegeben ist", so Badrow in einem Statement gegenüber NDR 1 Radio MV. Er wolle aber in der nächsten Woche die Vorsitzenden aller Fraktionen zu einem Gespräch einladen und versuchen "Überzeugungsarbeit zu leisten": "Auch wenn es schwierig ist, können wir es schaffen! Schließlich gehört die Gorch Fock zu Stralsund wie Bier und Marzipan."
Zukunft der "Gorch Fock I" weiter ungewiss
Das Schiff sollte grundlegend saniert und zu einem begehbaren barrierefreien Museumsschiff umgebaut werden. Die Bundesregierung hatte im vorigen Jahr dafür eine Förderung in Höhe von 13,5 Millionen Euro zugesagt. Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) hatte damals mit Blick auf die Zusage erklärt: "Ich freue mich, dass unser weißer Schwan der Ostsee bald wieder in ganzer Schönheit strahlen wird." Wie es mit dem Schiff nun weitergeht, ist unklar.
Bewegte Geschichte des Segelschulschiffs
Die "Gorch Fock 1" wurde nach Angaben des Fördervereins 1933 in Hamburg bei Blohm+Voss in nur 100 Tagen gebaut und segelte unter deutscher, sowjetischer und ukrainischer Flagge, bevor sie 2003 wieder nach Stralsund zurückkehrte. Damals trug sie den Namen "Towarischtsch" (Genosse).
Der Name Gorch Fock geht auf den gleichnamigen Schriftsteller zurück. Die "Gorch Fock 1" begründete 1933 auch eine Schiffsklasse, die insgesamt sechs Schiffe umfasste, darunter auch das jüngste 1958 gebaute Schwesterschiff und derzeitige Segelschiff der Deutschen Marine, das ebenfalls den Namen "Gorch Fock" trägt.