Schwesig: Von verbrannten Steuerakten vor einer Woche erfahren

Stand: 06.03.2023 05:00 Uhr

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Schwesig hat sich zum ersten Mal selbst zu den verbrannten Steuerunterlagen der Klimastiftung MV geäußert. Sie habe davon erst in der vergangenen Woche erfahren, sagte sie im "Bericht aus Berlin" im Ersten.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat Angaben ihres Finanzministers Heiko Geue (beide SPD) bestätigt, wonach sie lange Zeit nichts von den verbrannten Steuerunterlagen der Klimastiftung MV gewusst habe. Erst in der vergangenen Woche habe sie davon im Magazin "Cicero" gelesen und danach von Geue Aufklärung darüber erbeten, sagte Schwesig am Sonntag in der ARD-Sendung im "Bericht aus Berlin". Es sei vollkommen korrekt gewesen, dass Geue sie nicht früher informiert habe, gerade als ehemalige Finanzbeamtin wisse sie um die Bedeutung des Steuergeheimnisses.

Weitere Informationen
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig am 5.3.2023 im "Bericht aus Berlin" © Screenshot
14 Min

"Bericht aus Berlin": Schwesig zu den Steuerunterlagen der Klimastiftung MV

Ministerpräsidentin Schwesig (SPD) hat Angaben ihres Finanzministers bestätigt, wonach sie lange Zeit nichts von den verbrannten Steuerunterlagen gewusst habe. 14 Min

Zwei Minister wussten seit 2022 Bescheid

Geue und Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) wussten seit einem internen Bericht von Ende April 2022 von dem Vorfall. In den Finanzbehörden war nach einer Schenkungssteuererklärung der Klimastiftung MV gesucht worden. Sie hatte 20 Millionen Euro vom russischen Nord-Stream-2-Konsortium erhalten. Eine Beamtin im Finanzamt Ribnitz-Damgarten bestritt zunächst, die Unterlagen zu haben. Als sie die Steuererklärung noch fand, verbrannte sie sie in einem Kamin.

Schwesig: Kein politischer Druck

Dies sei ein "individuelles Fehlverhalten" gewesen, wie es auch die Staatsanwaltschaft bestätigt habe, so Schwesig im "Bericht aus Berlin". Sie betonte zudem, es sei keinerlei politischer Druck auf die Finanzbehörden ausgeübt worden. Die SPD-Politikerin sagte weiterhin, in den Gesprächen vor der Gründung der Stiftung durch die Landesregierung im Januar 2021 sei über eine eventuelle Schenkungssteuer nicht gesprochen worden. Demnach gab es auch keine Zusicherung, sie nicht zu erheben. Inzwischen fordert das Finanzamt Ribnitz-Damgarten von der Stiftung 9,8 Millionen Euro Schenkungssteuer. Die Stiftung klagt gegen den Bescheid.

Weitere Informationen
Der stellvertretende Ministerpräsident Harry Glawe (CDU) und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) besuchen die Landespressekonferenz in Schwerin am 29. Juni 2021. © dpa-Zentralbild Foto: Jens Büttner

Neue Zweifel an Schwesigs Aussagen zur verbrannten Steuerakte

Der frühere MV-Wirtschaftsminister und Stellvertreter Schwesigs, Harry Glawe, hält es für "äußerst unwahrscheinlich", dass die Ministerpräsidentin nicht früher informiert wurde. mehr

Grünen-Abgeordneter sieht Schwesig in Erklärungsnot

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Hannes Damm kritisierte den Auftritt von Schwesig in der ARD. Er bezweifle, dass sie nicht schon im vergangenen Jahr von den verschwundenen Akten gewusst habe: Die Opposition habe vor einem halben Jahr eine Anfrage dazu gestellt, die von der Staatskanzlei beantwortet worden sei. Schwesig gerate offensichtlich stark unter Druck und in Erklärungsnot, sagte Damm dem NDR.

Verdeckte Geschäfte wegen US-Sanktionen

Die Klimastiftung hatte neben dem Klimaschutz den Zweck, die Fertigstellung der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 durch verdeckte Geschäfte abzusichern, da an dem Bau beteiligte Firmen von US-Sanktionen bedroht waren. Die Pipeline wurde fertiggestellt, ging aber wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine nie in Betrieb. Im vergangenen Jahr wurde sie durch Sprengstoffanschläge schwer beschädigt.

Weitere Informationen
Schwerin: Manuela Schwesig (SPD), die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, nimmt während ihrer Reha-Auszeit an der Landtagssitzung zur Energiekrise teil. © Jens Büttner/dpa Foto: Jens Büttner/dpa

Politikwissenschaftler: Vorgänge um Klimastiftung MV schaden Demokratie

Politikwissenschaftler Wolfgang Muno geht mit der Aufarbeitung der Affäre um die umstrittene Klimastiftung hart ins Gericht. mehr

Der Rostocker Politikwissenschaftler Wolfgang Muno. © NDR
5 Min

Experte zu Klimastiftung MV: "Der Sachverhalt ist skandalös"

Am sinnvollsten sei nun auch für Ministerpräsidentin Schwesig, auf volle Transparenz zu setzen, sagt der Politikwissenschaftler Wolfgang Muno von der Uni Rostock. 5 Min

Schwerin: Erwin Sellering (SPD), früherer Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern und Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung MV, beantwortet bei einer Pressekonferenz die Fragen von Medienvertretern. © Jens Büttner/dpa Foto: Jens Büttner/dpa

Streit zwischen Klimastiftung und Landesregierung spitzt sich zu

Die Stiftung wirft dem Finanzminister Falschbehauptungen vor: Nicht sie habe sich gegen die Offenlegung von Informationen gesperrt, sondern das Finanzministerium. mehr

Finanzminister Heiko Geue (SPD) © Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Steuerakte Klimastiftung: Finanzminister nimmt Schwesig in Schutz

Das Steuergeheimnis hat Minister Geue angeblich daran gehindert, die Regierungschefin über verbrannte Steuerakten zu informieren. mehr

Podcast Akte Nord Stream 2 - Eine Pipeline unter Wasser © iStock Foto: golero

NDR MV Podcast: "Akte Nord Stream 2 - Gas, Geld, Geheimnisse"

Wie viel Einfluss übte Russland auf die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern aus? Der Podcast öffnet die Akte Nord Stream 2. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 05.03.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Daniel Brinkmann © picture-alliance

Daniel Brinkmann wird neuer Trainer des FC Hansa Rostock

Der 38-Jährige übernimmt beim Fußball-Drittligisten, der sich vor zwei Wochen von Bernd Hollerbach getrennt hatte. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern